ISIS - In The Absence Of Truth
Mehr über Isis
- Genre:
- Post Metal/Doom
- Label:
- Southern Germany/Soulfood
- Release:
- 03.11.2006
- Wrists Of Kings
- Not In Rivers, But In Drops
- Dulcinea
- Over Root And Thorns
- 1,000 Shards
- All Out Of Time, All Into Space
- Holy Tears
- Firdous E Bareen
- Garden Of Light
Langsamkeit, Heavyness, Melancholie ohne Kitsch und Schnörkel: Aus den öde-schönen Landen von New England (USA) kommen mit ISIS fünf Musiker in die Plattenläden, die auf ihrer nunmehr vierten Scheibe "In The Absence Of Truth" die perfekte Musik für solche Menschen spielen, die am liebsten jeden Tag ein neues Album von NEUROSIS hören würden. Ebenso ist die Musik aber auch für Anbeter des Caravan-Planeten von BLACK SABBATH geeignet, '1,000 Shards' ist mit seinen dauersphärenden Klängen ein wunderbares Beispiel für diese These. Ja, diese Platte setzt auf solche doomigen Gefühle. Und auf Strukturen, die gemeinhin unter der Bezeichnung "Post Metal" verkauft werden. Doch ISIS sind mehr, wollen mehr, bieten mehr: Gelebte Traurigkeit mit eruptiv-dynamischen Ausbrüchen ('Dulcinea'!), ein fulminantes Verständnis für die Wirkung von einigen wenigen Gitarrenriffs, den Sinn für Panoramen aus psychedelischen Melodien und dynamischen Percussion-Einlagen.
Mit all diesen Vorzügen ist dem Quintett eine Platte gelungen, die konsequent zwischen allen Klischees steht und eine eigene Kategorie Musik erschafft. Natürlich gibt es die Parallelen zu NEUROSIS, nur klingen ISIS noch ein Stück weit positiver als ihre mutmaßlichen Vorbilder. Doch in ihrem Verständnis für das kunstvolle Schreiben von Musik schlagen ISIS ähnliche Wege ein: Songs wie der Opener 'Wrists Of Kings' lassen kaum Platz zum Atmen, so intensiv und spannungswebend strömen sie aus den Boxen. Kein Wunder ist es da, dass ISIS inzwischen schon die Möglichkeit hatten, zusammen mit den grandiosen TOOL auf eine lange gemeinsame Tour zu gehen. Denn solche famosen Klangcollagen wie 'Holy Tears', die durch die bestechend-klare Stimme von Gastsänger Charley Turner zusätzlich unheimlich an Tiefe gewinnen, sind durchweg auf "In The Absence of Truth" zu finden.
Es ist die Gabe, solche großartige Atmosphären widerspruchfrei minutenlang durchzuhalten, die aus ISIS eine ganz besondere Band macht. Und die im abschließenden 'Garden Of Light' zeigt, dass sie auch mit Grunz-Vocals, Percussions und wiederum tonnenschweren Gitarrenriffs die Fans apokalyptisch-depressiver Klänge faszinieren kann. Ihren eigenen künstlerischen Wahlspruch haben ISIS deswegen wohl gleich in goldenen Lettern auf das Booklet geschrieben: "Nothing is true, everything is permitted". Nichts ist also wahr, alles aber erlaubt: Mit diesem freidenkenden Selbstverständnis des eigenen Sounds lässt sich die wunderbare Klangwelt wie auf "In The Absence of Truth" gerade noch beschreiben. Alle anderen Stilzuschreibungen scheitern. Und das ist gut so. Denn hier sind autonome Künstler am Werk, die jeden kleinsten Ton mit eigenen Gefühlen anreichern und sich gleichzeitig für solche Momente unheimlich viel Zeit nehmen. So entsteht ein 65-minütiges Werk, das in seiner Perfektion und Intensität nicht nur immens überraschend klingt, sondern auch nach etlichen Hördurchläufen immer noch an Qualität gewinnt. Herzlichen Glückwunsch zu diesem festsaugendem Klangerlebnis ohne Genregrenzen, am Besten erlebbar nachts, mit geschlossenen Augen und einem bewusstseinserweiternden Mittelchen ...
Anspieltipps: Wrists Of Kings, 1,000 Shards, Garden Of Light
- Redakteur:
- Henri Kramer