A FOREST OF STARS - Grave Mounds And Grave Mistakes
Mehr über A Forest Of Stars
- Genre:
- Progressive / Black Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Lupus Lounge / Prophecy Productions
- Release:
- 28.09.2018
- Persistence Is All
- Precipice Pirouette
- Tombward Bound
- Premature Invocation
- Children of the Night Soil
- Taken by the Sea
- Scripturally Transmitted Disease
- Decomposing Deity Dancehall
Eine winterfüllende Musik-Beschäftigung.
A FOREST OF STARS ist eine dieser Bands, von denen man denkt, dass sie viel erfolgreicher sein müssten. Zumindest hätten diese Engländer es verdient, dass man mehr über sie redet. Denn sie liefern konstant genau das Material ab, nach dem der qualitätsbewusste Metalfreak letztlich sucht - originell muss es sein, eigenständig dazu, Artwork, Konzept und künstlerische Motivation müssen stimmen, und am besten hat man noch einen gewissen antikommerziellen Underground-Flair im Paket.
Tja, das alles trifft auf A FOREST OF STARS zu. Für das Artwork wurden Miniaturmodelle von Häuserkulissen gebaut und abfotografiert. Konzeptionell gibt man sich wortgewandt und philosophisch, die 'Sprichwörter der Hölle' des englischen Naturmystikers William Blake standen für "Grave Mounds and Grave Mistakes" Pate. Und die Text handeln von Überschwang, Wahnwitz und Abgründigem.
Wer sich mit der Band schonmal beschäftigt hat, weiß, dass sie einen gerne in das viktorianische England des späten 19. Jahrhunderts einlädt und irrsinnige Geschichten aus dieser Zeit erzählt. Die musikalische Basis ist Black Metal, der auch auf diesem Album wieder - oder sollte man lieber sagen: noch? - eine gewichtige Rolle spielt. Nein, wenn man mit rasenden Uptempo-Parts und wahnsinnigem Kreischgesang absolut nichts anfangen kann, sollte man von Gentleman's Club Abstand halten. Ich will es aber nicht hoffen, denn es gibt darüber hinaus musikalisch noch so viel zu entdecken, dass man sich ärgern würde, wegen ein paar Blasts alles liegen zu lassen. Die Musik von A FOREST OF STARS ist wie ein spannender Spielfilm, der jeden Aspekt abdeckt, den man von einer solchen Unterhaltung erwarten würde. Neben einem aufregenden Plot möchte man hier auch etwas Humor und ein wenig Zärtlichkeit erleben, aber es darf auch gerne mal ein Schocker dabei sein, ein unerwarteter Twist, eine nervenzerreißende Action-Szene und - ganz wichtig - genuine Schauspieler.
Lassen wir uns also fallen in dieses neue Schauspiel von A FOREST OF STARS. 'Persistence Is All' ist ein Intro mit nebelschwadigen Gitarrenakkorden, die in eine gezupfte Akustische übergehen und von Anfang an eine schaurig-wohlige Atmosphäre erschaffen, ehe es mit 'Precipice Pirouette' richtig losgeht. Epischer Black Metal mit einigen furiosen Blast-Passagen wird geboten, Keyboards sorgen für geisterhafte Zwischentöne, Violinen, eine Flöte und eine wunderbar naturbelassene Akustik-Gitarre für melancholische Farbtöne. Mister Curses Vocals sind wie immer ein Spagat aus Genie und Wahnsinn und erinnern mich einen schimpfenden Raben, oder aber einen sagenhaften Geschichtenerzähler auf ähnlichem Niveau wie Meister Aldrahn (UVARV, THORNS, THE DEATHTRIP, ex-DØDHEIMSGARD). 'Tombward Bound' transportiert dann nach einer horrortrip-artigen Eröffnung eher eine gothische Stimmung, allen voran auch wegen der weiblichen Vocals von Geisterkönigin Katheryne. Es sind aber immens viele Wirrungen und Wendungen vorhanden, die sich in ihrer Gesamtheit einer Kategorisierung völlig entziehen. Einfach nur gute Dunkelkunst! Wie oben erwähnt, hat A FOREST OF STARS keinesfalls den auch recht harschen Black-Metal-Tönen abgeschworen. Man höre nur 'Children Of The Night Soil', das jedem Fan gerade der verqueren avantgardistischen Schiene norwegischer Schwarzweiß-Kunst gefallen müsste. Daneben stehen aber auch Passagen wie bei 'Taken By The Sea', die eine beinahe artrockige Atmosphäre zum Ziel haben. Vor allem hier ist die Violine sehr gewinnbringend.
Da es allerdings unmöglich ist, alle Facetten von A FOREST OF STARS Musik in einem solchen Review zu beschreiben, ende ich lieber mit einer unbedingten Lauschempfehlung. Ich denke, zusammen mit dem Artwork (das mir für die Rezension fehlte) ist es eine schöne Beschäftigung für den kommenden Winter, sich in die Musik des Gentleman's Club vertiefen.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Thomas Becker