ABGOTT - Fizala
Mehr über Abgott
- Genre:
- Black Metal
- Label:
- Helvete Records / My Kingdom Music
- Book 1: Orucsolledvres Azaraq's Fizala Tales
- Book 2: Lanrutcon Nyarlathotep
- Book 3: The Eye Yog-Sothoth
- Book 4: From Thy Beyond Shub-Niggurath
- Book 5: Aren Anul Al Ottos Ailgattab Hastur
- Book 6: Nominato Essere Deve Non Colui Htohtaza
- Book 7: Thy Evocation Cthulhu
Das ist ja mal wirklich schwer verdauliche Kost. Die britisch-italienische Schwarzmetalltruppe hat mit "Fizala" ein Konzeptalbum über das "Necronomicon" eingezimmert, welches Elemente verschiedener norwegischer Genrelegenden aufweist, diese aber kräftig durch den Wolf dreht und daraus dann ein sehr schwer durchschaubares, verschachteltes und zerhacktes Ganzes erzeugt. Allerdings übertreiben es die Jungs meiner Ansicht nach ein bisschen damit, die Songs auf Teufel komm raus anspruchsvoll und progressiv gestalten zu wollen. Hier wimmelt es so sehr von Breaks, Rhythmuswechseln und wirren Takten, dass die Songs doch extrem sperrig und zerschreddert wirken.
Stimmlich erinnert das, was Agomeths Kehle entweicht, an eine äußerst derbe Mischung aus dem jungen Abbath und den drei Sängern von MAYHEM, so dass die Mischung an sich stimmt und zur Musik passt. Nach dem dämonischen Stimmengewirr im Intro 'Orucsolledovres Azaraq's Fizala Tales', atmet 'Lanrutcon Nyarlathotep' in punkto Riffing und Rhythmik ein bisschen das angejazzte Flair von PESTILENCE oder WATCHTOWER und kreuzt jenes mit der Brutalität von "Wolf's Lair Abyss", während 'The Eye Yog-Sothoth' durch das angesprochene Abbath-Timbre in eine klassischere schwarzmetallische Richtung gedrückt wird und auch instrumental weniger vertrackt wirkt. Ein weiteres babylonisches Stimmenexperiment leitet 'From Thy Beyond Shub-Niggurath' ein, das ein Paradebeispiel für die Breakverliebtheit der Band ist, bevor 'Aren Anul Al Ottos Ailgattab Hastur' das kakophonische Element auf die Spitze zu treiben scheint. Bei 'Nominato Essere Deve Non Colui Htohtaza' drehen die adrett geschminkten Bösewichter stimmlich wie rhythmisch kräftig am Rad. Meine Güte, ist das wirr! Zum Glück sorgt 'Thy Evocation Cthulhu' am Ende noch für ein wenig Entspannung, in dem es Keyboardklänge und die Rezitation von irgendwelchen okkulten Versen in den Vordergrund stellt.
Insgesamt kann man also sagen, dass das Schaffen von ABGOTT in ähnlichen Bahnen abläuft wie bei den neueren MAYHEM oder bei SATYRICON zu "Rebel Extravaganza"-Zeiten, ohne aber die Ausgefeiltheit, den differenzierten Sound und die kompositorische Größe jener Werken zu erreichen. Dafür hat es einen stärkeren Hang zum Black Metal der alten Schule, allerdings in ein progressives Gewand gehüllt. Was dem Album aus meiner Sicht fehlt, sind prägnante Songstrukturen mit Wiedererkennungswert, die dazu führen, dass die Stücke im Gedächtnis hängen bleiben. Progjünger mögen jetzt sagen, dass Progressivität und Eingängigkeit sich widersprechen, und dass Anspruch eben zwangsläufig auf Kosten der Einprägsamkeit geht. Gut, das mag oft so sein, aber ich finde, dass die wirklich großen Avantgardisten es stets schaffen, auch in komplexe Kompositionen ein paar unvergessliche und einzigartige Momente einzubauen, die herausstechen. Das gelingt ABGOTT, wie ich finde, hier noch nicht so ganz, was aber nicht heißt, dass "Fizala" schlecht wäre. Es ist im Gegenteil sogar ein sehr brauchbares Werk, mit überzeugender Instrumentalarbeit und vielen kompositorischen Finessen. Lediglich die Songdienlichkeit bleibt manchmal auf der Strecke, was aber Fans von komplexem, avantgardistischem Black Metal nicht abhalten sollte, mal reinzuhören.
Anspieltipps: The Eye Yog-Sothoth, Aren Anul Al Ottos Ailgattab Hastur, From Thy Beyond Shub-Niggurath
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle