ACCEPT - Eat The Heat (Remastered)
Mehr über Accept
- Genre:
- Heavy Metal
- Label:
- Sony / BMG
- Release:
- 21.05.2002
- X-T-C
- Generation Clash
- Chain Reaction
- Love Sensation
- Turn The Wheel
- Hellhammer
- Prisoner
- I Can´t Believe In You
- Mistreated
- Stand 4 What U R
- Break The Ice
- D-Train
Schließe die Augen. Lass deinen Gedanken freien Lauf, konzentriere dich nur auf das Ticken der Uhr. Langsam, ganz langsam verfällst du in deinen Gedanken in eine andere Welt. Wichtige Ereignisse, die den Heavy Metal generierten, sind nie passiert. In dieser Welt haben viele bedeutende Personen nicht gelebt. Mach dich auf den größten Schock gefasst. Udo Dirkschneider ist nie geboren worden. Öffne die Augen, aber behalte die neue Welt im Hinterkopf. Nun wirst du eine CD in deinen CD Player legen. Sie heißt "Eat The Heat" und ist von einer großartigen, dir völlig unbekannten deutschen Heavy Metal Band namens ACCEPT. Newcomer, die schon immer ihren Sänger David Reece hatten. Und niemand anders.
Wenn man mit diesen Vorstellung an die Platte rangeht, mit der ACCEPT damals versuchten, den amerikanischen Massenmarkt zu erobern, ist es einer der geilsten Platten, die je ignoriert wurden. Wenn man sich an Outputs wie "Restless And Wild" oder "Balls To The Walls" gewöhnt hat, ist für einen ACCEPT, wie man sie kennt, einfach verschwunden.
Statt dessen bietet sich einem eine völlig neue Band mit einem Sänger, der ein gewaltiges Repertoire hatte, typisch fette ACCEPT-Gitarren und gnadenlose Mitsingrefrains, unterbrochen von angenehm einprägsamen und fetzigen Gitarrensoli. Das geht schon beim Opener 'X-T-C' los. Klar, wo früher noch wildes Kopfgeschüttel (von vorne nach hinten) herrschte, lässt dieser Opener nur ein Haargewippe im Midtempobereich zu. Trotzdem hat bereits der soviel Power wie der Rest der CD, und der Refrain zwingt einen regelrecht, sich aufrecht ins Zimmer zu stellen und laut mitzubrüllen. Danach folgt das Bassintro von 'Generation Clash', und hier befindet sich einer der ersten Klassiker der CD, der erstens atmosphärisch, zweitens rhythmisch und drittens gitarrentechnisch wirklich traumhaft durch die Boxen knallt. Wieder mal, weswegen man sich von dem Gedanken ACCEPT trennen sollte, nicht im High Speed Bereich, trotzdem ein mitreißender Song, den man sich ohne Probleme mehrmals anhören kann. Und schon wieder mit einem genialen Gitarrensolo, nach dem seltsamen Geräusch eines explodierenden Knallers. Auch die beiden folgenden Tracks 'Chain Reaction' und 'Lovesensation' bestechen allein schon gitarrentechnisch, und die Tatsache, dass der Sound den Bass gerne mal voll aufdreht, macht alles noch viel rhythmischer (ach?). Die Stimme von Herren Reece provoziert wieder einmal regelrecht, sich mit diesem Brüllknaben im Trommelfellplatzduell zu messen, mit einer derartigen Freude und Kraft kreischt er die Strophen hinaus, ohne jedoch an seinen Vorgänger zu erinnern. Einfach packend. Danach folgt endlich mal ein "nur" gutes Stück, nämlich das klassische 'Turn The Wheel'. Aber das ist auch gut so, denn ein bisschen Ruhe vor dem Sturm schadet nie, und der Sturm heißt in diesem Fall 'Hellhammer'. Wo 'Turn The Wheel' bereits den aus "Balls To The Walls" bekannten Gruppenchorus angedeutet hatte, bekommt man den auf 'Hellhammer' volle Breitseite geboten. Mächtig und druckvoll, ein herrliches Stück ACCEPT, einer der Momente, in denen man fast an Udo-Dirkschneider-Zeiten denkt. Die nächste Zwischenpause zu einem Anspieltipp verbringt man mit der etwas gemächlicheren Nummer 'Prisoner' ( mit Synthiegeigen) und dem etwas ähnlichen 'I Can´t Believe In You'. Darauf folgt das, was wohl eine erfolgreiche Singeauskopplung wäre: 'Mistreated' - die Ballade des Albums. Mit einem herrlich gemächlichen Aufbau, der sich immer mehr dem packenden Finale, sogar mit Trompeten, nähert, einem schönen Refrain und einem Text der sich anhört, als stünde was dahinter, bietet der Song neben Trompeten sogar orientalische Sitar(?)-Klänge an, die das Stück wirklich einzigartig machen und von den meisten Balladen abhebt. Danach bewegt man sich noch durch das fröhliche 'Stand 4 What U R' bevor einem mit den Doppelknallern 'Break the Ice' (sehr schöner Refrain) und 'D–Train', der einzigen 190 km/h Nummer der CD, das Album hervorragend beendet wird.
Zusammenfassend gesagt: Vergesst ACCEPT, denn hier sind ACCEPT. Obwohl das wenig Sinn macht und sich die CDs ziemlich unterscheiden, kann man wenigstens eine Verbindung zwischen den Werken erkennen: Die unbändige rohe Kraft. In beiden Fällen schaffen es ACCEPT, sowohl mit Mister D. als auch Mister R. den Hörer zu fesseln, den Kopf als auch die Füße in Schwingungen zu versetzen wie beim Anstoß einer Stimmgabel und dem wohlgeneigten Musikfan kraftstrotzend vor dem CD–Player stehen bzw. sitzen zu lassen.
Anspieltipps: X-T-C, Generation Clash, Mistreated, Break the Ice, D – Train
- Redakteur:
- Lars Strutz