ALCEST - Kodama
Mehr über Alcest
- Genre:
- Shoegaze/Post-Rock, Indie, Post Black Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Prophecy Producions
- Release:
- 30.09.2016
- Kodama
- Eclosion
- Je Suis D'ailleur
- Untouched
- Oiseaux De Proie
- Onyx
Die Blackgaze-Vorreiter sind zurück auf Kurs.
Das französische Duo Stéphane "Neige" Paut und Jean "Winterhalter" Deflandre ist der Musikwelt wohl besser als ALCEST bekannt und verzaubert mittlerweile seit 16 Jahren ihre Anhängerschaft mit seinem unverwechselbaren Stilmix irgendwo zwischen Post Rock und Black Metal. Doch mit der letzten Scheibe "Shelter" kam der atmosphärische Blackgaze-Segler erstmalig vom Kurs ab, wobei vor allem der gänzliche Verzicht auf schwarzmetallische Düsternis bei Fans und Presse gleichermaßen auf Kritik stieß. Zwei Jahre später kehrt die Truppe aus dem schönen Avignon nun mit ihrem neuesten Album "Kodama" zurück und da stellt sich natürlich die Frage, ob sich die beiden Musiker die Reaktionen zum Vorgänger zu Herzen genommen haben.
Rein äußerlich scheint dies zumindest der Fall zu sein, denn mit den dunklen Farbtönen und einer generell eher tristen Szenerie lässt das Artwork auf eine düstere musikalische Thematik schließen. Entgegen diesen Eindrucks setzt der Opener 'Kodama' aber erst einmal genau dort an, wo die Franzosen uns auf "Shelter" verlassen haben. Der Track wird dabei vor allem von verträumten Melodien dominiert, während die Gitarren eher als atmosphärische Begleitung fungieren und sich zumeist dezent im Hintergrund halten. Gleichzeitig versprüht die Nummer aber auch das einzigartige ALCEST-Flair, dem in den letzten Jahren viele Kollegen nachgeifert haben, ohne dabei je in die gleichen Sphären vozustoßen, in denen sich Neige und Deflandre auch auf dem mittlerweile fünften Langspieler wieder einmal bewegen.
Wer sich nun bereits abwendet und hinter dem neuen Langspieler wieder eine entspannte Platte im Stile von "Shelter" vermutet, der wird spätestens mit dem folgenden 'Eclosion' eines besseren belehr, bei dem prompt deutlich stärker mit Black-Metal-Einflüssen kokettiert wird und das damit gerade Fans des Frühwerks begeistern dürfte. Auch im weiteren Verlauf des Silberling gewinnt der Hörer den Eindruck, dass dieses Mal die Verschmelzung der beiden Extreme im Sound von ALCEST das oberste Ziel gewesen ist. Denn auch wenn die atmosphärischen Passagen des Vorgängers weiterhin das Fundament bilden, so bleibt 'Eclosion' bei weitem nicht der einzige Track, bei dem die früheren Black-Metal-Tugenden durchscheinen. Insbesondere das verstörende Outro 'Onyx' ist dabei eines der besten Beispiele dafür, dass sich die Truppe neben enspannten Post-Rock-Riffs auch noch immer auf düstere und verstörende Klangkollagen versteht.
Alles in allem ist "Kodama" damit ein Album geworden, das die Brücke zwischen der eigenen musikalischen Vergangenheit und Gegenwart spannt, womit vor allem viele Fans der ersten Stunde wieder versöhnlich gestimmt werden sollten. In Sachen Songwriting sind die Franzosen sowieso über jeglichen Zweifel erhaben und kreieren wieder sechs wunderbar verträumte Songs, die den Hörer dazu einladen, für eine gute Stunde die Realität komplett hinter sich zu lassen, und die gleichzeitig die Ausnahmestellung dieses Duos innerhalb der Szene festigen.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs