AMON AMARTH - Berserker
Auch im Soundcheck: Soundcheck 05/2019
Mehr über Amon Amarth
- Genre:
- Viking Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Columbia Records
- Release:
- 03.05.2019
- Fafner’s Gold
- Crack The Sky
- Mjölner, Hammer Of Thor
- Shield Wall
- Valkyria
- Raven’s Flight
- Ironside
- The Berserker At Stamford Bridge
- When Once Again We Can Set Our Sails
- Skoll And Hati
- Wings Of Eagles
- Into The Dark
Gods Of Thunder Of Wind And Of Rain
Betrachten wir uns zunächst die Fakten: Seit knapp 25 Jahren im Geschäft, mal melodischer, mal gewaltiger. Zehn Alben im Gepäck, mal todesmetallischer, mal wilder als jeder Wikinger. Unzählige Live-Auftritte, bei denen die treue und stetig wachsende Fanschar ihr Haupthaar schüttelte, ihre Trinkhörner in den nächtlichen Himmel hievte, die immensen Hymnen dieser Band lautstark mitgrölte. Man kann über die Stockholmer sagen was man will, doch vor dieser berserkerstarken Leistung, die die Mannen um Frontwikinger Johan seit Anbeginn ihrer Zeit in all den Jahren mit stetig steigender Entwicklung – speziell hinsichtlich des Songwritings – vollbringen, ist aller Ehren wert. Und so ist es auch löblich, dass sich die Nordmannen speziell im Hinblick auf anderen Bands nicht in der Ruhmeshalle ausruhen, sondern sich stetig nach vorne pushen, Schlacht für Schlacht, Jahr für Jahr siegreich für sich gewinnen und ihre Anhänger immer hinter sich wissen. Mensch, AMON AMARTH ist schon eine geile Band, und, ja, auch "Berserker" ist ein verdammt geiles Album geworden.
Zugegeben, ich habe meine große Wikinger-Liebe in "With Oden On Our Side" gefunden, und ganz an die Glanztaten von 2006 schafft es das nunmehr elfte AMON AMARTH-Album "Berserker" leider nicht. Doch mit welcher Wucht, Kraft und Power auf der einen, mit welchem Spielwitz, Abwechslungsreichtum und Eifer auf der anderen Seite es dieses Album locker flockig in die Top 5 der Diskographie schafft, ist doch "berserkenswert". Einmal mehr stimmt fast alles: Der Sound ist klar und drischt entschlossen aus den Boxen, die Atmosphäre motiviert auch den müdesten Krieger in die Schlacht und die Songs sorgen wieder dafür, dass der innere Schweinehund von der Leine gelassen wird und – ohne dass es auf "Berserker" langweilig wird – jedem Feind entschlossen, mutig und kampfeslustig in die Augen blickt, die Zähne wetzt und mit dem passenden Soundtrack im Ohr die Schlacht schreitet.
Voller Inbrunst starten die Schweden mit 'Fafner's Gold', einem Stampfer vor dem Herrn, nachdem zunächst ruhigere Töne "Berserker" einleiten. Heggs Stimme wirkt hierbei sogar noch gewaltiger, doch die eigentlichen Highlights sollen erst noch folgen. Der Headbanger 'Crack The Sky' entwickelt spätestens nach dem zweiten, dritten Durchgang ein ähnlich monströses Eigenleben wie der Death-Metal-Riese 'Shield Wall', dem 'Raven's Flight'-Überhit oder der Doublebass-Maschine 'Ironside'. Mit 'The Berserker At Stamford Bridge' gibt es auch eine kleine Unterrichtsstunde in Sachen Wikingergeschichte, als sich 1066 Harald II. auf Seiten der Engländer und der norwegische König Harald III. in einer erbitterten Schlacht entgegenstanden und der Tod Haralds III. das Ende der Wikingerzeit einläutete. Dem Historiker geht bei der Geschichte das Herz auf, dem Musiklieber bei dem vorliegenden Melo-Stampfer. Gegen Ende des "Berserker"-Albums strahlen noch die stellenweise Up-Tempo-Nummer 'Skoll And Hati' sowie mit 'Wings Of Eagles' eine weitere Über-Nummer und künftiger Live-Giganz empor und sorgen für einen Ausklang nach Maß.
Wir halten also fest, dass die Gewalt und Manneskraft des Artworks sich stimmig auf den musikalischen Inhalt auswirkt und AMON AMARTH mit dem elften Studioalbum ein Album gelungen ist, dass a) wie aus einem Guss klingt, b) nach mehrmaligem Hören richtig süchtig macht, c) auch einige Hits aufweist, die gleich beim jungfräulichen Durchgang für einen gewissen Aha-Effekt sorgen und d) die Band selbst in einer exzellenten, eingespielten, homogenen und nicht minder bestechenden Form zeigt.
Ob es dem aktuellen Zeitgeschehen aus Funk und Fernsehen ("Game Of Thrones", "Vikings", etc.) geschuldet ist, weiß ich nicht. Fest steht jedoch, dass AMON AMARTH eigentlich seit der Debüt-EP "Sorrow Throughout The Nine Worlds" schon den Zahn der Zeit trifft und in regelmäßigen und äußerst zuverlässigen Abständen hochqualitative Viking-Metal-Kost voller Epik, Inbrunst, Gewalt und Ehrfurcht an den Mann bringt und selbst im elften Durchgang immer noch mit frischen Ideen daherkommt, ohne dass auch nur ansatzweise Langeweile aufkommt. "Berserker" wird "With Oden On Our Side" zwar nicht vom Thron stoßen, darf sich aber mit "Versus The World", "Deceiver Of The Gods" und "Twilight Of The Thunder God" um die darauffolgenden Plätze kloppen. Götterdämmerung einmal anders!
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Marcel Rapp