ANGBAND - Rising From Apadana
Mehr über Angband
- Genre:
- Power Metal
- Label:
- Pure Steel Records / Twilight
- Release:
- 29.08.2008
- Incarnation Of Truth
- Lighter Days
- The Eyes
- Flaming Sight
- Before The End Of Time
- Look Into The Abyss
- The King's Command
Obwohl der Bandname aus Tolkiens Silmarillion stammt, handelt es sich bei ANGBAND keineswegs um eine weitere europäische Fantasy-Band aus dem Melodic-Speed-Genre - weiter daneben könnten wir kaum liegen. Wer sich mit orientalischer Ethymologie und Geschichte auskennt, wird aufgrund des Albumtitels schon eine Ahnung haben, wohin die Reise geht, und wer sich dann noch die Mühe macht und auf Wikipedia nachschlägt, der landet mitten im Iran: Apadana ist nämlich Persisch, kann wahlweise Versteck oder Palast heißen und war der Name des Herrschaftssitzes in Persepolis, der Hauptstadt des antiken Perserreichs, der von der Armee Alexanders des Großen zerstört worden ist.
Das Trio kommt also aus dem Iran, und ihr könnt euch bestimmt vorstellen, dass man es dort als Metal-Band etwas schwerer hat als in unseren Breiten. Denn verglichen mit dem Iran ist selbst die Türkei eine mega-tolerante Metal-Hochburg. Daher haben Sänger Ashkan, Saitenmeister und Chefdenker Mahyar und Schlagwerker Ramin auf jeden Fall schon mal Respekt für den Mut und den Einsatz verdient, in dieser Umgebung den Metal zu lieben und zu leben. Aber aus Respekt allein werden sich nur die Wenigsten eine CD kaufen, und deshalb setzen wir uns an dieser Stelle mal ausführlich damit auseinander, ob denn auch die Musik genug zu bieten hat, dass ihr euch mit der Band befassen müsst:
Den Stil würde ich ganz klar im Bereich des Power Metals amerikanischer Prägung verorten. Mit knackigen, schreddernden Riffs, oft in hohem Tempo und vielfach mit hohem Sirenengesang sind alle Trademarks vorhanden. Aber Sänger Ashkan hat nicht nur die Dauersirene im Stimmband, sondern er singt bisweilen auch tiefer und melancholischer. So pendelt er öfters mal zwischen den beiden ICED EARTH-Sängern John Greely und Matt Barlow, erinnert beim Opener 'Incarnation Of Truth' auch ein Stück weit an Charles Rytkönen, bei 'Before The End Of Time' an James Rivera und bei gelegentlichen tiefen, sonoren Passagen von 'Look Into The Abyss' auch an J.D. Kimball.
Auch instrumental dominiert die US-Metal-Keule in Gestalt merklicher Querverweise zu den ganz alten ICED EARTH (zu "Stormrider"-Zeiten), zu HELSTAR (wiederum bei 'Before...'), zu SANCTUARY und einigen anderen obligatorischen Verdächtigen. Das alles ist in einen sehr trockenen Sound gekleidet, der auch aus den späten Achtzigern oder frühen Neunzigern stammen könnte. Die Band kommt mit vielen feinen Leads ('Lighter Days') und auch cleanen Arrangements ('The Eyes' / 'Flaming Sight') aus der Hüfte, die in Kombination mit hackenden und schrotenden Riffs eine ordentliche Durchschlagskraft entfalten, was die Vergangenheit der Truppe als Instrumental-Band offenbart.
Wenn ihr jetzt allerdings ob der angegebenen Vergleiche erwartet, dass euch die drei Iraner am laufenden Band Hymnen um die Ohren hauen, dann liegt ihr falsch. Zum einen schrieben selbst die Vorbilder nur selten solche Überflieger wie 'Pure Evil' oder 'Winds Of War' und zum anderen liegt die Stärke ANGBANDs nicht im übermäßig eingängigen Songwriting, sondern in den feinen Details, den ruhigen Zwischentönen und der Atmosphäre ihrer oft etwas komplizierteren Arrangements. Zuletzt müssen wir bedenken, dass es ein Debüt einer jungen Band ist, die unter schwierigsten Umständen ihrem Handwerk nachgehen muss. Da gibt es natürlich schon noch die eine oder andere Unebenheit, aber hat das einen eingefleischten Freund des Metal-Undergrounds schon mal gestört? Eben!
Das ANGBAND-Debüt bietet euch auf jeden Fall viel zum Entdecken, ehrliche Hingabe an die Musik und handwerkliche Klasse. Aber ihr müsst euch drauf einlassen und euch Zeit dafür nehmen - mit der Zeit wird der eigene Charakter ANGBANDs sicher noch ausgeprägter werden, doch mit "Rising From Apadana" ist schon mal ein sehr viel versprechender Einstand gelungen, den es zu unterstützen gilt.
Anspieltipps: Incarnation Of Truth, Before The End Of Time, Look Into The Abyss
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle