ANTICHRISIS - Cantara Anachoreta
Mehr über Antichrisis
- Genre:
- Celtic Doom / Pagan Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Tunguska Music (Twilight-Vertrieb)
- Release:
- 14.05.2010
- Prologue
- Baleias
- Descending Messiah
- Requiem Ex Sidh?
- The Endless Dance
- Beautiful Wolves
- Goodbye To Jane
- Her Ophaned Throne
- Epilogue
Re-Release eines kleinen Underground-Schatzes
Wie manch anderer Act so mussten auch ANTICHRISIS jahrelang unter dem Knebeldeal der einstigen Underground-Schmiede Ars Metalli leiden. Mit der Pleite des Labels verschwand auch das viel beachtete Debüt "Cantara Anachoreta" vom Markt und damit leider auch von der Bildfläche eines Genres, dessen Highlights zahlreich sind, dessen Underground-Charakter aber genau wegen solcher Geschichten nie aufgeputscht werden konnte. Und gerade was die musikalischen Qualitäten angeht, könnte dieses inzwischen 13 Jahre alte Album kein besseres Beispiel abgeben.
Schon der 'Prologue' zeigt auf, wie ambitioniert die Herrschaften hier ans Werk gegangen sind. Mit einem enormen Hang zur Dramaturgie und einer beispielhaften Eindringlichkeit wird man hier von einem fast schon hypnotischen Chor in den Bann gezogen und gleichermaßen von den schweren Keyboards und den feinen Doom-Gitarren eingelullt. Immer zur Theatralik neigend, inszenieren ANTICHRISIS hier mithilfe von keltischen Elementen und ersten Vorreiter-Elementen der Pagan-Szene ihrren Sound, bauen einen sehr breiten Klangteppich aus und genießen jeden einzelnen Funken, der durch die musikalische Düsternis glüht und trotz der schwermütigen Atmosphäre so etwas wie Euphorie auslöst. Das geniale, episch begeisternde 'Descending Messiah' setzt kurz darauf die Messlatte und beschreibt in einem zähen, beeindruckenden Fluss das gesamte Dilemma um diesen Release bzw. die langjährige Abstinenz von "Cantara Anachoreta". 'Requiem Ex Sidhe' leitet als größeres Interludium direkt in den nächsten Klassiker, das finstere 'The Endless Dance', über, welches zielsicher, aber doch verträumt und gewissermaßen innerhalb der engmaschigen Grenzen des ANTICHRISIS-Sounds experimentell.
Auf der zweiten Scheibe folgt mit dem schleppenden, überlangen 'Beautiful Wolves' der Song, der überhaupt erst den Ausbau aufs Doppel-CD erforderlich machte und seinerzeit nicht auf dem Album zugegen war. Und auch dies ist eine echte Schande, weil die klangliche Dichte und die dezenten, aber effizienten Stimmungswechsel hier den majestätischsten Output bewirken und den Song zur Blaupause des epischen Doom Metals bestimmen. Elegant, dramatisch, ein wenig Pathos, aber ebenso ein gesunder Gitarren-Unterbau - warum nur wurde uns dieses Meisterstück nahezu anderthalb Dekaden vorenthalten?
Aber diese Frage stellt sich grundsätzlich für "Cantara Anachoreta". Glücklich sollten diejenigen sein, die bereits die Erstauflage genießen durften und diese unbewusste Enthaltsamkeit nicht ertragen mussten. Doch selig sind schließlich die, die auch das komplette Package abgreifen und diese zweite Chance nutzen. ANTICHRISIS haben sich zwar inzwischen längst einen Namen gemacht. Aber etwas so Bezauberndes wurde seit 1997 nicht mehr geschaffen!
Anspieltipps: Descending Messiah, The Endless Dance, Beautiful Wolves
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Björn Backes