ARMORY - The Dawn Of Enlightenment (Neuaufnahme)
Mehr über Armory
- Genre:
- Melodic Speed Metal
- The Tempest
- Faith In Steel
- Riding The Cosmic Winds
- Forever Triumphant
- Heart Of Dreams
- Warrior Forlorn
- Forged In Dragon Flames
- The Eyes Of Time
- Mystic Star
- The Dawn Of Enlightenment
- Flight Of Icarus (IRON MAIDEN-Cover)
- Dr. Wily
Mit dem melodischen Speed Metal, der von manchen ja auch gerne mit dem Begriff "Power Metal" umschrieben wird, ist es ja so eine Sache. Seit dem HAMMERFALL-Debüt schossen Hunderte und Aberhunderte von Bands aus dem Boden, die streckenweise bemüht schienen, sich gegenseitig an Harmlosigkeit, Austauschbarkeit und Schwülstigkeit zu überbieten, so dass eine große Zahl von Fans längst übersättigt war und das Zeug teilweise gar nicht mehr hören konnte. Zwar hat der ganz große Boom wieder deutlich abgenommen, doch die Nachwirkungen sind noch durchaus präsent, und ich selbst kann mich von der vorgenannten Gruppe der Kritiker nicht ausnehmen, so dass ich bei einer neuen Scheibe aus diesem Genre erstmal sehr vorsichtig und skeptisch bin.
Bei ARMORY fällt zunächst auf, dass die Truppe nicht aus den üblichen verdächtigen Ländern kommt, sondern aus den USA, genauer gesagt aus Townsend, Massachusetts. Das ist zwar eine kleine Überraschung, bringt aber nicht unbedingt ein Plus an Eigenständigkeit, dann im Prinzip sind die Zutaten der Amis die selben, welche auch auf unserem Kontinent von den meisten Genrebands zuhauf benutzt werden. Wir treffen auf massig schnelle, melodische Läufe, jede Menge Keyboards und hohe, klare Gesangslinien, die schnell ins Öhrchen gehen und dorten auch ein wenig zu verweilen pflegen. Hier und da ein paar epische Chöre, andernorts ein paar neoklassische Leads und immer wieder ein trabendes Hauptriff zum Mitschunkeln und die Faust in die Luft recken.
Wer jetzt sagt, dass das alles wenig spannend klingt und meint, dass er mit den HAMMERFALLs, EDGUYs und der Armada an sonstigen Ablegern aus der Kürbis-und-Melonen-Zucht schon zur Genüge bedient sei, der liegt zwar nicht gänzlich falsch, doch es könnte gut sein, dass er doch was verpasst, wenn er ARMORY und ihr komplett neu eingespieltes, in Eigenregie veröffentlichtes Debüt links liegen lässt. Ihr fragt warum? Nun, irgendwie gelingt es den Jungs aus Townsend, bei aller Liebe zur Melodie und Eingängigkeit, den Kitschfaktor am untersten Level zu halten und vor allem durch aufrichtig und ehrlich wirkende Hingabe an ihre Songs zu überzeugen. So ist "The Dawn Of Enlightenment" eben nicht von von Alpha bis Omega vorhersehbar und seicht, sondern an sehr vielen Stellen schafft es das Quintett, den Hörer zu fesseln. Mit den klassischen Zutaten zwar, aber doch in einer Art und Weise, die eben ein Quäntchen weniger austauschbar ist als das Gros der Szene. So wissen die dezenten MAIDEN-Einflüsse, die im gelungenen 'Flight Of Icarus'-Bonus-Cover ihren Zenit finden, ebenso zu gefallen wie die zwischenzeitlichen härteren Anklänge bei 'The Eyes Of Time', das hin und wieder aufflackernde Quäntchen US-Power-Metal und die schönen Arrangements, die beispielsweise den Titeltrack und das balladesk-pompöse 'Forever Triumphant' enorm aufwerten.
Da das Album zudem mit einem sehr schönen Cover versehen und gegenüber der Ur-Auflage neu aufgenommen und mit Bonustracks versehen wurde, ist es mir also doch eine Kaufempfehlung für die Melodic-Power-Fans wert. Euer Geld ist hier für meinen Geschmack weit besser angelegt als bei einer Vielzahl wesentlich etablierterer Bands aus dieser stilistischen Ecke.
Anspieltipps: The Eyes Of Time, The Dawn Of Enlightenment, Forever Triumphant
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle