AS I LAY DYING - Shaped By Fire
Mehr über As I Lay Dying
- Genre:
- Metalcore / NWoAHM
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Nuclear Blast Records
- Release:
- 20.09.2019
- Burn To Emerge
- Blinded
- Shaped By Fire
- Undertow
- Torn Between
- Gatekeeper
- The Wreckage
- My Own Grave
- Take What's Left
- Redefined
- Only After We Have Fallen
- The Toll It Takes
Konventionell? Furios! Ein Neubeginn als Statement.
Über die Vergangenheit Tim Lambesis' wurde an anderer Stelle schon ausreichend diskutiert – hier soll es ausschließlich um die Musik und die erfreuliche Tatsache gehen, dass die wichtigste Band der NWoAHM wieder vollumfänglich am Start ist. "Shaped By Fire" heißt der Neubeginn der fünf Veteranen, die der Hörerschaft mit einzelnen Vorabnummern bereits ordentlich den Mund wässrig gemacht haben. Und das Gesamtergebnis ist unterm Strich dermaßen stark, dass sich die Metal-Welt endlich wieder warm anziehen kann: Trotz der seit längerem etablierten konventionellen Songstrukturen sind im Hause AS I LAY DYING auch nach sieben Jahren Pause die Riffs zwingender, die Schlagzeugsalven drückender, der Schreigesang mächtiger und das Songwriting effizienter als bei fast allen auch nur annähernd vergleichbaren Kapellen.
Der große Reboot, weg von den AT THE GATES-Huldigungen hin zu metallisch-thrashigeren Strukturen, fand bei AS I LAY DYING vor zwölf Jahren mit "An Ocean Between Us" statt. Seither wurde zudem der Klargesangsanteil stetig ausgebaut, bis beim letzten Release "Awakened" schließlich jeder Song mit einem klaren Refrain versehen war. Das war musikalisch immer noch stark, aber auf Dauer eben auch etwas eintönig. Es kann nicht verwundern, dass die fünf Kalifornier den eingeschlagenen Weg weitergehen – doch "Shaped By Fire" ist letztlich in entscheidenden Nuancen doch besser als der Vorgänger: Zum einen gibt es mit 'Gatekeeper' endlich wieder eine brachiale Abrisskeule ohne Melodien Marke 'Within Destruction' oder 'Condemned', zum anderen sind die Refrains einfach noch ein Stück eingängiger und phantasievoller ausgefallen als 2012. Und Überraschungen im Detail gibt es schließlich auch noch einige.
Das martialische Intro 'Burn To Emerge' mit den herrlich einfadenden Gitarrenleads (erste Fan-Freudentränen garantiert!) geht über in 'Blinded', eine thrashig-hackende AS I LAY DYING-Vorzeigenummer, die wie üblich durch die zwingende Instrumentalarbeit in Eröffnung und Versen mit hoher Geschwindigkeit und fantastisch metallischer Stahlsaitenpflege alle Zweifel umpflügt. Etwas melodischer geht es beim Titeltrack zu, wobei sich die jeweiligen cleanen Kehrverse nicht viel schenken: schlicht, eingängig, auf den Punkt gebracht. Tim Lambesis wütet wie eh und je im gutturalen Bereich, ist über die Jahre eine Spur tiefer gerutscht, was "Shaped By Fire" einen zusätzlich finsteren Anstrich verleiht. Besonders die Verbindung von Tims Geschrei mit wiederkehrenden Metzeleinlagen wie bei 'Undertow' oder dem phänomenalen 'Redefined' macht bestialisch Freude. Enorm stark ist das Rückkehrwerk der Altmeister neben den brutalen Momenten aber vor allem in dynamisch-abwechslungsreichen Phasen wie bei 'Torn Between' oder 'The Wreckage' (sowohl mit Gänsehautgarantie als auch bestialischen Headbang-Parts ausgestattet), die den kontrastreichen Stücken des 2007er Meisterwerks "An Ocean Between Us" in nichts nachstehen.
Man muss schon fast mit der Lupe nach Mängeln suchen - aber bis auf die unspektakulären Refrains von 'Take What's Left' und 'Undertow' sowie den schwachen Albumausklang 'The Toll It Takes' liefert die NWoAHM-Maschine aus San Diego anno 2019 wieder eine ganze Batterie an kompromisslosen Metal-Keulen, was in dieser Dichte einfach keiner anderen Band gelingt. Für die Zukunft wünschenswert wäre aus meiner Sicht wieder eine vorsichtige Verschiebung des Schwerpunktes hin zu noch mehr Brachialarbeit Marke 'Gatekeeper'; außerdem hatte Tims rauer Klargesang in der Vergangenheit willkommene Kontraste zu Josh Gilberts heller Stimme gesetzt – schade, dass er auf "Shaped By Fire" keinen einzigen Refrain übernommen hat. Doch davon abgesehen: Das größtenteils konventionelle Songwriting einfach hingenommen, überzeugt AS I LAY DYING mit Album Nr. 7 durchweg. Diese Dynamik, diese Wucht, diese Präzision, dieses Gespür fürs Wesentliche beim Songwriting sind einfach unnachahmlich und wurden schmerzlich vermisst. Welcome back!
Anspieltipps: Redefined, The Wreckage, Gatekeeper
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Timon Krause