ATTIC - Sanctimonious
Auch im Soundcheck: Soundcheck 08/2017
Mehr über Attic
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Van Records / Soulfood
- Release:
- 18.08.2017
- Ludicium Dei
- Sanctimonious
- A Serpent In The Pulpit
- Penalized
- Scrupulosity
- Sinless
- Die Engelmacherin
- A Quest For Blood
- The Hound Of Heaven
- Choir Stalls
- Dark Hosanna
- Born From Sin
- There Is No God
Fesselnder Klosterhorror zwischen KING DIAMOND, DISSECTION und SATAN'S HOST.
Leute, freut euch, denn es steht der zweite Longplayer von ATTIC ins Haus, und auch dieses Mal haben die Westfalen sich mächtig ins Zeug gelegt, um ein stimmiges und packendes Gesamtkonzept zu entwerfen, das vom tollen Artwork über die spannende Story bis hin zur musikalischen Umsetzung mit viel Liebe zum Detail gestaltet ist. Dass auch der Verfasser dieser Zeilen nicht ohne den obligatorischen Vergleich zu einem gewissen Schellenkönig aus Dänemark und seinen beiden berühmten Bands auskommt, ist wenig überraschend. Doch was will man auch machen, wenn die Truppe aus dem Ruhrgebiet mit Meister Cagliostro einen Sänger in ihren Reihen hat, der vom schrillen Falsett über das bissige Keifen bis hin zum okkulten Rezitativ die volle Palette auffährt? So drängt der Vergleich sich letztlich auf, und er ist, was mich angeht, voll und ganz als Kompliment und Anerkennung gemeint. Vielleicht singt der Meister mit dem Waschbär-Make-up nicht ganz mit der bestechenden Klarheit des alten Dänen, doch er hat denselben Hang zum Theatralischen, er hat das richtige Feeling, um mit seiner Stimme den finsteren Geschichten der Band Leben einzuhauchen, und all das passt perfekt zu der hier erzählten dunklen Mär.
In Zeiten, in welchen der Dänenkönig leider nicht allzu aktiv ist, dürfte "Sanctimonious" demnach auch eine tolle Ersatzdroge für dessen zahlreiche Fans abgeben, denn nicht nur die Stimmakrobatik, sondern auch die finstere, hinter alten Klostermauern spielende Moritat um eine hinterhältige Äbtissin, die in deren Schutz wenig fromme Ränke schmiedete, sowie die sakralen Orgelklänge, das einzigartige, von Markus Vesper stammende Artwork, und die gesamte Stimmung des Werkes sollten ganz nach dem Geschmack der Freunde okkult-metallischer Horrorgeschichten sein. Doch damit wollen wir uns auch endlich von den königlichen Referenzen lösen, denn gerade auf instrumentaler Ebene liefert uns ATTIC auch viele andere spürbare Einflüsse. Das Gitarrenspiel ist im Wesentlichen harscher und hat auch an einigen Stellen eine ordentliche Schlagseite gen melodischen Black Metal abbekommen, was nach dem Orgelintro bereits das eröffnende Titelstück eindrucksvoll aufzeigt, dessen Gitarren flirrend und mutmaßlich auch hin und wieder tritonal aus der Anlage fegen, als wären sie vom rastlosen Geist DISSECTIONs beseelt. Ähnliches begegnet uns auch bei 'On Choir Stalls', und das Faszinierende daran ist, dass die Truppe hierbei nicht gänzlich in den Sound der schwarzen Zunft abgleitet, sondern auch dem traditionellen Metaller noch immer Heimstatt sein kann. Diesen Spagat so gelungen zu meistern, haben bisher nur wenige Bands überzeugend geschafft!
Auch im weiteren Verlauf zeigt sich das Album abwechslungsreich, zitiert beim mit feiner Phrasierung des Sängers glänzenden 'A Serpent In The Pulpit' im Gitarrenbereich auch hier und da mal IRON MAIDEN, während 'Penalized' speedig, fast thrashig losbrettert und gleich mal zum Einstieg ein flammendes Lead auspackt. Der stilistische Rahmen ist damit im Wesentlichen abgesteckt, wobei die Songs trotz der dienenden Einordnung in ein Gesamtkonzept sehr abwechslungsreich gestaltet sind und immer wieder mit prägnanten Hooks und richtig starken Refrains glänzen. Allzu viel bleibt mir an dieser Stelle nicht zu sagen, außer euch eine dicke Empfehlung für ein mit spürbarer Hingabe an das Gesamtwerk und das Konzept geschaffenes Album auszusprechen, das die musikalischen Ansätze von Bands wie KING DIAMOND und SATAN'S HOST zu verbinden scheint und dabei einfach von Anfang bis Schluss zu fesseln vermag.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle