AURA - A Different View From The Same Side
Mehr über Aura
- Genre:
- Progressive Rock
- Label:
- My Kingdom Music
- Release:
- 22.09.2008
- At Opened Eyes
- A New Life
- The Lord Of Time
- I Will Be There For YOu
- A Different View From The Same Side
- Pray
- Feelings
- (Hidden Track)
Wie viele Alben heißen eigentlich "Pleasure & Pain"? Hier hätte es wirklich einmal gepasst. Aber die Progger AURA aus Italien haben ihren Erstling "A Different View From The Same Side" genannt.
Selten hinterlässt eine Platte bei mir so deutlich einen guten und zugleich schlechten Eindruck. Zuerst zum guten: AURA spielen sehr gekonnt feinen Prog-Rock. Die Band existiert - wenn auch in geänderter Besetzung - seit zwölf Jahren und hat schon mehrere Demos eingespielt, und diese Erfahrung kann man hören. Aus zwar bekannten Zutaten schafft die Band einen eigenständigen Sound. Gekonnte Übergänge zwischen den vielfältigen Passagen lassen fast keine Längen aufkommen, was um so bemerkenswerter ist, da so gut wie alle Stücke über sieben Minuten dauern. Vor allem die Keyboards (Schweineorgel, 70er Synthis, Klavier u. v. m.) tragen zum Reichtum der Scheibe bei.
Sie leidet dann aber an zwei Schwächen: Zum einen hat die Band die CD selbst produziert, was scheinbar nicht ihre Stärke ist. Unter der schlappen und dünnen Produktion leidet die gediegene Musik sehr. Außerdem ist die Stimme des Sängers nicht sehr stark und schwächelt vor allem in den Höhen, am schauerlichsten nachzuhören auf 'Feelings'. Sein starker italienischer Akzent, mit dem er die in teilweise holprigem Englisch verfassten Texte singt, bewirkt manchmal eine unfreiwillige Komik. Ach ja, noch eine dritte Schwäche: Nach einer Stillephase (nicht schon wieder!) gibt es noch einen Hidden Track, der sich als widerlich süßlicher Schlagerpop entpuppt. Selten hat sich eine ambitionierte Band dermaßen selbst ins Knie geschossen.
Die negativen Reaktionen, die AURA bisher auf "A Different View From The Same Side" erhalten haben, liegen wohl auch daran, dass die Band als Progressive Metal vermarktet wird, was sie definitiv nicht ist. Wenn man falsche Erwartungen weckt, ist Enttäuschung bei den Hörern programmiert. Es gibt zwar einige charakteristische Prog-Metal-Riffs und Keyboardsounds, die sich an den alten DREAM THEATER mit Kevin Moore orientieren, aber insgesamt spielen die Herren einen etwas härteren Progressive Rock. Die Tasten dominieren meist gegenüber den Saiten, und ganz klar sind Vorbilder aus der Zeit vor dem Jahr Eins nach "When Dream And Day Unite" erkennbar.
AURA sollten ihren Sänger zum Üben schicken und das Produzieren einem Fachmann überlassen. Dann dürfte das nächste Album so klingen, wie es ihre hochwertige Musik verdient hat.
Anspieltipps: At Opened Eyes, A Different View From The Same Side
- Redakteur:
- Stefan Kayser