BARBARIAN - Viperface
Mehr über Barbarian
- Genre:
- Speed/Black Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Hells Headbangers
- Release:
- 12.08.2022
- Viperface
- Chant Of The Inflicter
- Whisper My Name
- Charity Defiler
- A Feast For The Beast
- Fourteen Daggers
- Regressive Metal
Zappzarapp, Rübe ab ...<br />
...heißt es hier höchstens im übertragenen Sinne und nicht im wörtlichen wie beim legendären gleichnamigen Homecomputer-Spiel Barbarian von 1987 für Commodore 64 und Schneider 64 bzw. 6128. Bei diesem für mich total auf der Hand liegenden, sich durch den Bandnamen ergebenden Querverweis auf die noch in den Kinderschuhen steckende Game-Kultur der mittlerweile sagenumwobenen achtziger Jahre verwundert es schon etwas, dass der Herr Walzer und der Herr Päbst aus unseren heiligen virtuellen Redaktionshallen diesen in ihren beiden Reviews zu zwei, bereits einige Jahre zurückliegenden Werken von BARBARIAN aus Italien, genauer aus Florenz, noch nicht bemüht hatten.
Vielleicht bin ich aber eben auch nur ein alter Sack, der solch pixelig anzuschauenden und hakelig zu spielenden Kram noch, mangels besserer Alternativen, im Kinderzimmer durchleiden musste, und sich nur daran erinnert, weil er es eben kann. Bei Barbarian, dem von Kino-Hits mit einem gewissen Österreicher in der Hauptrolle inspirierten Computerspiel, konnte man während Mann-gegen-Mann-Schwertkämpfen durch geschickte Moves seine Gegner lustvoll enthaupten. Deshalb wurde es auch indiziert und nach den abgelaufenen 25 Jahren 2012 wieder freigegeben. Klar, dass damals jedes Kind, das einen Joystick halten konnte, eine Raubkopie davon sein Eigen nannte! Diesbezüglich waren das echt wilde Zeiten! Wenn unsere Eltern gewusst hätten...
Die Musik auf dem fünften Album unserer italienischen BARBARIAN hätte als Soundtrack gut dazu gepasst, muss ich aus der Erinnerung attestieren. Diese hat sich seit dem Jahr 2017, in dem die selbstbetitelte EP erschien, zu der bei Powermetal.de Jonathan Walzer das erwähnte Reviews schrieb, nicht unbedingt verändert, wenn ich mein Hörerleben mit dem Inhalt des Reviews vergleiche. Mir schwebten ähnliche Formulierungen vor, bevor ich Jonathans Text gelesen hatte, aus dem ich an dieser Stelle zwei Sätze zitieren möchte: "Eigentlich haben sie’s drauf. Aber warum haben sie keine Songs am Start, die hängen bleiben?"
Davon abgesehen ist der raue Oldschool-Metal-Sound mit nicht zu verleugnenden Anleihen bei CELTIC FROST und VENOM immer noch eine runde Sache und drückt wohlig knarzend auf die Lauscher, wenn auch auf Kopfhörer im Obertonbereich das Schlagzeug etwas grell herauskommt. Ich mache in den, stets vom schwarz röchelnden Bariton des Sängers sehr martialisch in Szene gesetzten Songstrukturen mittlerweile durchgängig viele Epic-Metal-Vibes aus wie beispielsweise in 'Chant Of The Inflicter', 'Whisper My name', oder vor allem in 'A Feast For The Beast'. Dieses zitiert gleich zu Beginn sehr lässig und charmant, ohne dabei "gewollt" zu wirken 'Hail And Kill' von Majonäsen-Joes Combo und springt danach in schönen 'Battle Hymn'-Galopp. Des Weiteren veredeln stellenweise filigrane Leadgitarren-Elemente den Gesamtklang des Stückes.
Die Songs mit der größten Heavy-Metal- und NWBOHM-Schlagseite sind in meinen Ohren das die Scheibe einleitende, sowie zudem titelgebende 'Viperface' und 'Charity Defiler'. Die größte Belanglosigkeit des Albums folgt für mich an vorletzter Stelle mit 'Fourteen Daggers'. Beim Hören dieses Liedes erinnere ich mich jedes Mal sofort wieder an die bereits vor fünf Jahren verfassten Worte meines Kollegen. Wunderbar rückschrittlich klingt dann, wie der Songtitel es bereits ausdrückt, das mit morbide aufblitzendem CELTIC FROST-Riff im Mittelteil versehene 'Regressive Metal' am Schluss des Albums. Ehrensache, dass hier, wie auch an weiteren Stellen des Tonträgers, die berühmte, von Tom G. Warrior Metalsalon-fähig gemachte vokale Lautäußerung nicht fehlen darf.
Mir gefiel "Viperface" von BARBARIAN mit jedem Durchlauf etwas besser. Ich sortiere die Italiener für mich inzwischen unter den Bands ein, die ich mir zwar nicht regelmäßig auflegen werde, die aber eventuell unter Umständen live ein Festival um 11:45 Uhr unerwartet steil gehen lassen könnten: Druck, Härte, Furiosität, einfach insgesamt das richtige Gefühl für Heavy Metal ist in jedem Fall ausreichend vorhanden. Daher gehe ich beim punktemäßigen Bewerten nicht ganz mit Raphael im Jahr 2014, der BARBARIAN damals aus der härteren Richtung beurteilte, sondern schließe mich eher Jonathan anno 2017 an und packe wegen der epic-metallischen Sahnehäubchen sowie einer nicht mehr zu verkennenden Musikalität der italienischen Barbaren noch einen Punkt drauf.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Timo Reiser