BIG IRON - Falling Down
Mehr über Big Iron
- Genre:
- US (Southern) Metal
- Label:
- Neoblast / Twilight
- Release:
- 10.05.2004
- Reality Check
- American Pleasure Drive
- MouthHole
- The Truth
- The Breakdown Is Coming
- Vanish
- Seeds
- Someday
- Body Of A God
- Falling Down
- Wasted
Und wieder einmal schneit bei mir eine bereits reviewte Scheibe in die heimische Behausung, deren musikalische Qualität förmlich nach einer zweiten Bewertung schreit. Also bitte schön ...
Hardcore-Scheiben sind immer so eine Sache. Meistens handelt es sich um durchschnittliche bis gute Veröffentlichungen, die aufgrund des begrenzten Handlungsspielraums etwas an den songwriterischen Möglichkeiten und nicht selten auch an soundtechnischen Makeln leiden. Dazu kommt, dass die Mucke meistens überwiegend ungestrafft arrangiert ist. Mit der Band BIG IRON widerlegt sich diese These mit drei fetten Ausrufezeichen. Mit der pumpenden Power eines Presslufthammers drückt sich gleich der Opener 'Reality Check' quer durch die Magengrube und hinterlässt ein tiefrotes, schwammiges und saftig fleischiges Etwas, das einmal meine Nahrung zerlegen konnte. Der hardcorlastige Metal, der mit Elementen aus dem alternativen Bereich angereichert ist und entfernt sogar etwas CLAWFINGER-Luft schnappt, ballert von Sekunde eins an aus allen Rohren und weiß sowohl im soundtechnischen als auch im songwriterischen Bereich zu gefallen.
Auch der Nachfolger 'American Pleasure Drive' dringt direkt in die Hirnrinde ein, groovt teils supertight und fällt mit flirrenden Gitarren über unsereins her. Mit der Wucht alter PANTERA knüppeln sich BIG IRON durch einige Minuten des blanken Hasses, der aber so herzerfrischend locker aus der Hüfte geschossen wird, dass mir dieser Hass wirklich gut tut und sich wohlig über meinen Rücken ergießt. 'Mouth Hole' ist eine pure Moshpitbombe, die knapp vier Minuten lang in einer Dauerdetonationsschleife hochgeht. Keine Rübe hält diesem Angriff stand, versprochen!
'The Truth' nimmt die Fahrt etwas raus und bringt ruhig-melodiöse Elemente des Nu Metal mit ein, wobei aber die Klampfen im Gegensatz zum derzeit gängigen schrammeligen US-Style volles Pfund gerifft werden. Hier kann man die gute Dimebag-Darrel-Schule raushören. Wer jetzt auf sanftes Entschlafen spekuliert hat, wird recht unsanft in die Hallen Walhallas geprügelt. Denn 'The Breakdown Has Coming' verbindet Thrash-Metal-Riffs mit einer killenden Hookline, deren Basisthema eigentlich nur aus zwei fucking effektiven Akkorden besteht. Die reichen aber, um das Rückenmark im Lendenbereich zu trennen und somit den Kopf als einzig noch bewegbares Körperelement übrig zu lassen. Der reicht aber völlig aus, um dem anschließenden 'Vanish' seine Ehrerbietung zu erweisen und zu schütteln, bis die Hirnbrühe aus den Nasenlöchern spritzt. Slower und schwer groovender Hardcore ohne Mängel und ohne Schwächen. Die dissonaten Klampfensprengsel tun ihr Übriges und machen die Nummer verdammt psychotisch.
Recht physisch geht es auch beim Pitbrecher 'Seeds' zu, der mit seinem Satzgesang manchmal CLAWFINGERs Zak Tell zitiert. Die Rhythmik pumpt und bohrt, die Klampfen kreisen wie die Aasgeier über einem frisch verendeten Leichnam, während über allem eine vereinnehmende Hookline thront, die nur schwer aus dem groovenden Treiben entlässt. Aber auch 'Someday' lässt nicht vom eingeschlagenen Kurs ab, kommt dafür mit einigen modernen Versatzstücken um die Ecke. Der prägende Refrain hat fast Airplaypotenzial, wenn er nicht so derb intoniert wäre. Insgesamt eine der schwächeren Nummern des Albums, die dennoch alles andere als schlecht ist.
Mit 'Body Of A God' prügeln die Amis wieder ohne Gnade einen Riffberg aus den Äxten, dass einem die Kniescheiben vor Ehrfurcht zerbröseln. Und immer wieder hält der PANTERA-Geist Einzug und vertreibt die bösen Mainstreamgeister mit gezielten Schlägen ins Fressbrett. Der Titelsong drosselt das Tempo noch ein wenig und bringt moderne vocal lines mit einem schwer thrashenden Basisriff zusammen, das in einem fast KINGS X-styligen Refrain mündet. Gut, aber nicht unbedingt essenziell! Gott sei Dank gibt es mit dem abschließenden 'Wasted' noch einmal ordentlich Futter bei die Fische. Modern Thrash Metal mit ANTHRAX-Anleihen und jeder Menge Potenz in der Hose.
Bleibt abschließend das Manko der Scheibe herauszuarbeiten. Nun, eigentlich kann man der Band nur etwas fehlenden Abwechslungsreichtum vorwerfen. Aber welcher Band dieses Genres geht es nicht so? Irgendwie sind gerade die Grenzen des Hardcores verdammt eng gesteckt und innerhalb dieser Grenzen toben sich BIG IRON ordentlich aus. Liebhaber bereits genannter Acts dürfen sich von BIG IRON ordentlich den Arsch aufreißen lassen und liegen mit "Falling Down" definitiv goldrichtig.
Anspieltipps: Reality Check, American Pleasure Drive, Mouth Hole, The Truth, Wasted
- Redakteur:
- Alex Straka