BURNING GLOOM - Amygdala
Mehr über Burning Gloom
- Genre:
- Doom Metal / Sludge
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Argonauta Records
- Release:
- 14.06.2019
- The Tower I
- The Tower II
- Eremite
- Modern Prometheus
- Nightmares
- Warden
- Beyond The Wall
- Obsessive-Compulsive Disorder
Eine großartige Stimme zu großartigem Doom.
Als das mailänder Quartett um Frontfrau Laura Mancini 2011 mit dem gemeinsamen Musizieren begann, nannte es sich noch MY HOME ON TREES. Unter ebenjenem Namen wurde 2015 dann auch das Debüt-Album veröffentlicht, von dessen psychedelisch-bluesigem Sound man sich aber nun ein wenig abgewandt hat und unter dem Namen BURNING GLOOM nun deutlich härtere Töne anschlägt. Die Band habe sich selbst nicht mehr wirklich mit ihrer Musik identifizieren können und mit einem neuen Bandnamen soll verdeutlicht werden, dass hier wirklich ein deutlicher Cut stattgefunden hat: "Amygdala" - derjenige Teil des menschlichen Gehirns, welcher nicht nur für Furcht und Angst-Empfindungen, sondern auch für jegliche Formen der Erregung zuständig ist und vermutlich in stilisierter Form das Cover dieser Platte ziert - ist ein Metal-Album geworden. Präziser: Es handelt sich bei der Musik der Italiener um Doom-Metal mit teils epischen Momenten und stellenweise gesetzten Sludge-Akzenten.
Mit dem zweigeteilten 'The Tower' startet das Album sogleich kraftvoll und Laura Mancini präsentiert schon nach wenigen Sekunden ihre tolle Stimme, die ganz hervorragend zum neu gefundenen Stil passt. Während es im ersten Teil noch klassisch-doomig mit toughen Gitarren-Riffs und treibendem Schlagzeug zu Werke geht, wechselt die Sängerin in Part zwei in einen keifigen Schreigesang, welcher prägend für die zuvor bereits angesprochenen Sludge-Momente dieser Scheibe ist. Das macht sie tatsächlich so gut und intensiv, dass man kaum glauben mag, dass ein und die selbe Person am Mikrofon steht. Dazu kommt, dass diese Passagen von der Lautstärke der Stimme etwas leiser abgemischt sind und sich so sehr gut mit den Instrumenten zu einer Einheit formen. Der stärkste Song ist auf jeden Fall 'Modern Prometheus', der geradezu episch aus dem auch thematisch etwas düsteren Album - es geht inhaltlich vornehmlich um Erkrankungen und Störungen des Gehirns und der Psyche - heraussticht und mich auch gerade wegen der unglaublichen Stimme spontan an die Kanadier SMOULDER erinnert. Im folgenden 'Nightmares' unterstützt Mona Miluski von HIGH FIGHTER mit ihrer Stimme, was am Ende in einem grandiosen Sludge-Highlight mündet. Ganz anders klingt dann 'Warden': Post-rockige Gitarren führen zu einem proggig angehauchten Schlagzeug-Spiel und am Ende lebt auch dieser Song von den phantastisch stimmgewaltigen Vocals der Italienerin. Hier reiht sich tatsächlich schon jetzt ein Hit an den anderen. Mit den beiden abschließenden Titeln des Langspielers ist man dann tatsächlich etwas weniger hit-lastig, dafür etwas ruhiger und ungleich düsterer unterwegs: 'Obsessive-Compulsive Disorder' lässt auch Menschen ohne diese Erkrankung erahnen, wie sich Zwangsstörungen vielleicht anfühlen könnten und beschließt "Amygdala" mit einer Ohrwurm-Gitarren-Melodielinie.
Immerhin knapp 48 Minuten sind jetzt vergangen und lassen den Hörer zwar einerseits etwas mitgenommen und erschöpft zurück und dennoch war zumindest für mich schon nach dem ersten Durchgang klar, dass ich mich bereitwillig noch viele weitere Male von diesem Album in die Mangel nehmen lassen werde. Ein großartiges stilistisches Statement einer noch jungen Band, das jedem gefallen dürfte, der etwas für Doom-Metal und großartige Frauenstimmen erübrigen kann.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Daniel Lindhorst