CARTHAGODS - Carthagods
Mehr über Carthagods
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Hands Of Blue
- Release:
- 12.06.2015
- My Favorite Disguise
- Shadows
- A Last Sigh
- Memories Of Never Ending Pains
- My Revenge
- Eater Of Sin
- I Am A Viking
- Memories Of Never Ending Pains (Acoustic)
Hannibal Ante Portas
Die metallische Globalisierung schreitet weiter voran, wenn nun die CARTHAGODS Tunesien auf der Landkarte des Stahls etablieren. Zwar ohne Elefanten, aber doch mit einigen musikalischen Schwergewichten an Bord, machen sich die Herren auf, Rom, oder eben den metallischen Mainstream, einzunehmen. Und ganz wie jener Karthager dereinst schaffen sie es noch nicht ganz bis ans Ziel. Aber um erst mal aus den schiefen Sprachbildern hinaus in die musikalische Wirklichkeit zu treten, wollen wir uns "Carthagods", das selbstbetitelte Debütalbum der Band einmal näher anhören.
Los geht es mit flottem, klassischem Metal, dann einem Schrei und dem Stimme gewordenen Schweißbrenner, Tim Ripper Owens, der hier als Gastsänger den stählernen Reigen eröffnet. Doch wer nun an JUDAS PRIEST oder ICED EARTH denkt, könnte sich leicht auf dem Holzweg wiederfinden, denn was bei den ersten, tollen Soli klar wird, hier steht wohl eher Owens' letzter Arbeitgeber, Rüschenhemd-Model und Ferrarifahrer YNGWIE MALMSTEEN Pate. Doch, so kommen die CARTHAGODS locker bis nach Europa, Spanien ist schon mal eingenommen und die Alpen scheinen in greifbarer Nähe. Aber der Anstieg ist beschwerlich und das folgende 'Shadows' gehört zwar nicht zu den Schattenseiten des Albums, kann jedoch auch nicht so sehr überzeugen, wie der starke Auftakt.
Glücklicherweise gibt es mit 'Memories Of Never Ending Pains' nach dem beschwerlichen Teil den nächsten großen Wurf. Ein ganz, ganz tolles, episches Lied voller Melancholie, aber auch dem Willen, die erfahrenen Leiden mit erhobenem Haupte zu ertragen. Doch, hier sind wir schon in Cannae angekommen, der Feind ist vernichtend geschlagen und der endgültige Sieg und die Eroberung des metallischen Imperiums nur noch Formsache. Aber jetzt kommen wir zum unausweichlichen Ende dieser kruden Allegorie: Denn die CARTHAGODS nutzen den übermächtigen Vorteil nicht aus, nach zwei guten, aber nicht überragenden Songs kommen wir zum letzten Akt des Albums. Mit 'I'm A Viking' wird nochmals Malmsteen gehuldigt und zum Abschluss gibt es den Übersong des Albums noch in einer akustischen Version. Ja, auch in diesem Gewand ist 'Memories Of Never Ending Pains' ein absoluter Ohrenschmaus, erinnert mich sogar hin und wieder an die Unplugged-Scheibe 'The Calm Before The Flood' und die puristischeren Zeiten von ORPHANED LAND, aber insgesamt sind sechs eigene Lieder, ein Cover und eine Akustikversion eines der sechs Lieder doch etwas wenig. Das wäre noch zu verschmerzen, wenn mir alle Lieder gleich gut gefallen würden und das Niveau von 'My Favourite Disguise' oder vielleicht auch 'Memories...' halten würden. Doch leider ist das nicht immer der Fall und auch wenn 'Shadows' oder 'My Revenge' alles andere als schlecht sind, so sind sie eben doch nur gut und nicht sehr gut. Deshalb reicht es für die CARTHAGODS bei ihrem ersten Feldzug noch nicht bis ganz nach oben.
Wer traditionellen, schweren und leicht progressiven Metal mit tollen Gitarrensoli mag, sollte aber unbedingt mal reinhören, denn ausreichend eigenes Charisma und Klasse haben die Tunesier jetzt schon, um sich für höhere Weihen zu empfehlen.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Raphael Päbst