CELESTIAL SEASON - The Secret Teachings
Mehr über Celestial Season
- Genre:
- Doom/Death Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Burning World Records
- Release:
- 23.10.2020
- The Secret Teachings Of All Ages
- For Twisted Loveless
- The Ourobouros
- Dolores
- Long Forlorn Tears
- Amor Fati
- White Lotus Day
- Salt Of The Earth
- They Saw It Come From The Sky
- Lunar Child
- Beneath The Temple Mount
- A Veil Of Silence
- Red Water
Neuer Stoff nach zwei Dekaden Funkstille!
Noch so eine Band, die es noch einmal wissen will. Doch ich bin beileibe nicht hier, um im Falle von CELESTIAL SEASON irgendein Haar in der Suppe zu suchen, zumal wir uns nicht mit schnöden Re-Releases oder plötzlich aufgetauchten Demoaufnahmen von anno dazumals aufhalten müssen, sondern uns anhand eines neuen Werkes anschauen können, wo die Band aktuell musikalisch steht. Steigen wir also direkt tiefer ein in die geheime Lehre des niederländischen Septetts.
"Solar Lovers" oder "Lunchbox Dialogues"? Wonach klingt CELESTIAL SEASON anno 2020? Wer sich die Besetzung anschaut (u.a. übernahm Stefan Ruiters wieder die Vocals), kommt schnell dahinter, dass sich die Band am ursprünglichen Stil orientiert und wieder im Doom/Death Metal unterwegs ist, wie Mitte der Neunziger, als man mit "Forever Scarlet Passion" (1993) und eben "Solar Lovers" (1995) zwei viel beachtete Werke herausbrachte, die manche in einem Atemzug mit PARADISE LOST- und MY DYING BRIDE-Alben aus eben jener Zeit nennen. Überspringen wir also die eher dem Stoner Rock und Alternative Metal zugewandte Phase, auch wenn "Lunchbox Dialogues" (2000) beileibe kein schlechtes Album war - aber es klingt halt ebenso wie "Orange" (1997) nicht nur wegen des Sängerwechsels völlig anders als die beiden Doom/Death-Masterpieces, die die Niederländer zuvor veröffentlicht hatten.
Das aktuelle Werk "The Secret Teachings" knüpft in vielerlei Hinsicht an "Solar Lovers" an (mit der Besetzung, Instrumentierung oder auch einem Songtitel wie 'Lunar Child' als Pendant zu 'Solar Child'). Passend dazu kam im Laufe des Jahres auch eine Neuauflage der ersten beiden Longplayer heraus - remastered auf Vinyl und mit neuem Cover (erhältlich bei Burning World Records). Wie die Platten zusammenhängen zeigt auch, dass Burning World Records "Forever Scarlet Passion" und "Solar Lovers" zusammen mit der neuen Scheibe als "Doom Era" 4-LP-Boxset verkauft(e) - das e in Klammern, da inzwischen vergriffen.
Und um jetzt nicht noch länger um den heißen Brei herumzuschreiben: "The Secret Teachings" ist wirklich gut geworden. Einer Band angesichts ihres Comebacks zuzuschreiben, sie hätte noch etwas zu "sagen", klingt immer etwas platt und pathetisch; CELESTIAL SEASON ist es immerhin gelungen, eingängige und abwechslungsreiche Songs zu schreiben, die den Geist von "Solar Lovers" atmen. Das ist alles andere als ein billiger Rip-off, sondern ein legitimer Nachfolger mit vielen Highlights, allen voran dem vom melodischen Doom zu flotterem Gothic Rock wechselnden 'Long Forlorn Tears', dem rohen, mit tief-dröhnenden Gitarren ausgestatteten 'Lunar Child', dem treibenden, mit dramatischen Streicherparts versehenen 'The Ourobouros' oder dem mit völlig entrücktem Gitarrenspiel veredelten 'A Veil Of Silence'. Auch das TYPE O-Cover 'Red Water' ist sehr gelungen und es gibt nur wenige Songs, die nicht direkt zünden. Die tolle Streicher-Untermalung als festes Trademark-Element in den Songs entfaltet eine eindrückliche Wirkung, während das doomige Riffing einen markanten, schwerfälligen wie schwermütigen Kontrast zu den teilweise regelrecht einschmeichelnden Melodien setzt. Der Doom und die gegrowlten Vocals punkten dabei nicht durch übermäßige Härte oder Brachialität, dafür transportieren sie die dunkle und melancholische Stimmung äußerst wirkungsvoll. Bei dieser getragenen Atmosphäre ist es natürlich schon eine Herausforderung, für die Dauer von über einer Stunde dran zu bleiben, aber die Niederländer packen genug Abwechslung in die Songs rein und brechen immer mal wieder ein Stückweit aus ihrem stilistischen Korsett aus, sodass man als Hörer genug Ankerpunkte finden kann, um "The Secret Teachings" auch am Stück gehört spannend zu finden und häufiger rotieren zu lassen. Für mich ist das aktuelle Album deutlich besser als das Debüt und bleibt 25 Jahre später nicht besonders weit hinter den sonnigen Liebenden zurück.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Stephan Voigtländer