CHILDRENN - International Exit
Mehr über Childrenn
- Genre:
- Rock/ Fusion/ Blues/ Americana/ Punk/ Psychedelic
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Mighty Music
- Release:
- 20.10.2017
- Cool Ache
- Royal Fever
- Where's The Door
- Year Of Complaint
- The Siganl Is Clear
- A New Low
- 11 Hour Lullaby
- I Am The Antenna
- Sing Sing Electric
- Year Of Desire
Die besten Dänen von hier bis dort.
Letztens sprach Peter, unser Oberaufseher, dass in unserem Magazin doch bitte ausschließlich relevante Bands mit tollen Alben auftauchen sollten. Mittelmaß ödet an, ein großes Promo-TamTam macht misstrauisch, kritisch beäugt werden natürlich Klassiker, gestandene Bands. Damit hat er sehr wohl recht. Ich erweitere mal noch dahingehend, dass es natürlich auch vergnüglich ist, Verrisse zu belächeln. Also: An den Rändern der Qualität wird es interessant. Zumindest für den ganz oben und die da unten. Manchmal ist Schweigen aber noch das Beste, glauben Sie mir!
Bei CHILDRENN aus Kopenhagen bin ich mir sicher, da gibt es gar keine Diskussion - ganz nach oben. Die coolsten, lässigsten Dänenrocker, die mir in den letzten Monaten, ja Jahren untergekommen sind. Das erste Mal schraubten die mir mit dem Stück 'Handcuffed' vom Debüt-Album "Animale" im Jahre 2016 einen der Ohrwürmer des Jahres ins mitwippende Hirn. Unerhört dieses Riff! Und die Stimme von Jakob Brixen erst: die schwirrte schwirrte schwirrte lange lange weiter. Und der Song entwickelt einen Sog, dem ich mich auch heute bei Wiederbehör nicht entziehen kann. Kurzum: Das etwas kurz geratene Debüt war schon insgesamt eine tolle Wundertüte und ist ebenso wie sein Nachfolger einen Ausflug wert. Die vier Musiker waren vorher in der dänischen Musikszene schon eine Weile unterwegs, man fand sie in SORT SOL, PSYCHED UP JANIS, KLOSTER und BABY WOODROSE. Die haben und hatten alle einen sehr anderen Ansatz. Und das spiegelt sich in der Vielfalt der Band CHILDRENN deutlich wieder. Ich liebe es zu schreiben: Kein Stück ist wie das andere!
Ist 'Cool Ache' noch ein hitzegedämpfter Wüstenflirrer, ein Stück dahinsurfender Psychedelic, tritt mit 'Royal Fever' der erste Stampfer auf die Bühne. Ein seltsam zurückhaltender stupider Grundbeat, aber so üppig begleitet und ausgeschmückt, dass er gleich wieder da ist, dieser CHILDRENN-Sog. Und genau hier ist die Stelle, wo wir die Fingerfertigkeit und den Erfindergeist der Musiker überschwänglich loben. Nicht nur an den Saiten passiert immer was, auch die Rhythmussektion lässt ständig die Erfahrungen und damit Muskeln spielen. Mein Beispiel ist der Hit des Albums: 'Where's The Door'! Erst Akkustikgeklapper, dann Punkwut, dann Sonnenbeschwörung, dann wieder fragende Raserei. Ja, Hit!
Es folgt eine New Wave/ Post Punk-Basslinie und ein Jakob Brixen, der alle seine stimmlichen Facetten herauskitzelt und hiermit auch als großartiger Frontmann gelobt wird. 'The Signal Is Clear' ist Space Rock, ein Trip der sich windet und schäumt, aber nie zu heiß wird. Als flöge er winkend vorbei. 'A New Low' darkbluest in bester NICK CAVE-Manier und trinkt richtig aus. Und weil wir durch diese ganze Serienwut sowieso schon 80s-verseucht sind, schickt uns CHILDRENN mit einem 'Stranger Things'- Thema in das nächste Juwel hinein, nein sie streicheln uns hinein. Und die Spielereien, die das Stück dann passend komplettieren, die sind ganz bewusst gewählt, auch in ihrer Monotonie.
Apropos: Dem Riff in 'I Am Antenna' merkt man den WOODROSE an, wie ich finde. Beschwörend, betörender Gesang dazu, fertig ist das Date. Und auch 'Sing Sing Electric' wählt einen außergewöhnlichen und konsequent guten Ansatz, indem Brixen einfach über ein hingeworfenes Soundcheck-Riffing singt, und wenn er klatscht, setzen die anderen beiden mit ein. Es wird schmutzig weitergejammt. 'Year Of Desire' ist wie der Albumeinstieg eher ein Fragment von einem Song, ein hitzendes Stück, das sich seinen Weg auf Piano-Anschlägen, Akkustikgitarre und uraltem Keyboardbässen sucht. Irgendwie auch hymnisch. Ach ja, und dann das noch: Produziert wird CHILDRENN übrigens von einem Meister seines Fachs: Randall Dunn, der ebenso seinen Narren an den vier lässigen Dänen gefressen haben dürfte. Weil das kompositorisch zum Besten gehört, was sich gerade so finden läßt.
Ich gebe zu, ein wenig Zeit gebraucht zu haben, um die Musik heranzulassen, aber ab jetzt gehört jeder Ton in mein persönliches Repertoire. Det fortjener det højeste mærke, mine danske venner!
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Mathias Freiesleben