CRANBERRIES, THE - In The End
Mehr über Cranberries, The
- Genre:
- Alternative Rock / Pop
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- BMG
- Release:
- 26.04.2019
- All Over Now
- Lost
- Wake Me When It's Over
- A Place I Know
- Catch Me If You Can
- Got It
- Illusion
- Crazy Heart
- Summer Song
- The Pressure
- In The End
Schwangengesang einer einmaligen Rockstimme!
Der Alternative Rock hat in den vergangenen Jahrzehnten kaum eine so unverkennbare Stimme wie die von Dolores O’Riordan hervorgebracht. Immerhin dürfte wirklich jedem spätestens seit dem Megahit 'Zombie' aus dem Jahr 1993 der eigentümliche und vom keltischen Folk beeinflusste Gesangsstil der Irin bekannt sein. Leider verstarb die Sängerin allerdings überraschend im Januar 2018 und trotzdem steht dieser Tage mit "In The End" ein neues Album ihrer Band THE CRANBERRIES in den Regalen. Möglich ist das, weil bereits vor dem Ableben von O'Riordan viele Demos gesammelt wurden, die der Rest der Band mit Hilfe von Sängerin Johanna Cranitch nun in ein vollwertiges Album umgewandelt hat, das den Schwanengesang dieser einmaligen Stimme markiert.
Wie traurig der Verlust von O'Riordan ist, demonstriert dann auch direkt das eröffnende 'All Over Now', das von ihrem fantastischen Gesang und den atmospährischen Gitarren aus der Feder von Noel Antony Hogan getragen wird und wahrscheinlich einer der besten Songs ist, der von THE CRANBERRIES jemals aufgenommen wurde. Melancholie, Catchyness und herrliche Lyrik, hier passt einfach alles zusammen. Beim folgenden 'Lost' geht es im Anschluss dann deutlich düsterer zu Werke, doch dank eines unwiderstehlichen Refrains weiß auch dieser eher schleppende Track zu überzeugen, bevor sich die Iren mit 'Wake Me When It's Over' an einem Aufguss der Erfolgsformel ihres Hits 'Zombie' versuchen. Doch auch wenn der Song strukturell und auch beim Gitarrensound extrem offensichtlich auf die ehemalige Erfolgsnummer schielt, weiß die kompakte Nummer doch erneut mit einer wunderbaren Hookline zu überzeugen.
Nach diesem überragenden Beginn offebaren sich gerade im zweiten Teil des Silberlings dann allerdings beim Songwriting doch einige Schwächen, weshalb Kompositionen wie 'Summer Song', 'Illusion' oder 'A Place I Know' etwas belanglos daherkommen. Hier zeigt sich vielleicht am deutlichsten, dass "In The End" eben doch aus Demo-Aufnahmen zusammengebaut wurde, denn alle hier genannten Tracks hätten mit ein wenig mehr Feinschliff das Zeug zu ordentlichen Songs gehabt, nur ließ der überraschende Tod der Fronterin weitere Ausarbeitungen nicht mehr zu. Abgesehen davon hat der Hörer hier allerdings nie das Gefühl, es mit aufpolierten Vorproduktionen zu tun zu haben, denn O'Riordans Gesang schallt immer klar aus den Boxen, wie man es eben auch von sonstigen Studioproduktionen gewöhnt ist. Und auch auf der musikalischen Seite gibt es mit 'Catch Me If You Can' und 'Got It' noch zwei Lichtblicke zu vermelden, die noch einmal das hohe Niveau des Eröffnungstrios erreichen.
Alles in allem ist "In The End" damit ein würdiger Schlusspunkt einer großartigen Karriere geworden, der THE CRANBERRIES zumindest über weite Teile der Spielzeit noch einmal in Hochform präsentiert. Und auch die Durchhänger in der zweiten Albumhälfte verzeiht man den Iren angesichts der Begleitumstände des Albums gerne, denn lieber nehme ich ein paar schwächere Songs hin, bevor ich die Gelegenheit verpasst hätte, diese einmalige Stimme noch einmal zu hören. Insbesondere wenn dabei auch noch so ein Hammer wie 'All Over Now' zustande kommt.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs