DARK TRANQUILLITY - Where Death Is Most Alive (DVD)
Mehr über Dark Tranquillity
- Genre:
- Melodic Death Metal
- ∅-Note:
- 10.00
- Label:
- Century Media
- Release:
- 23.10.2009
- Intro
- The Treason Wall
- The New Build
- Focus Shift
- The Lesser Faith
- The Wonders At Your Feet
- Lost To Apathy
- Freecard
- Inside The Particle Storm
- Nothing To No One
- Edenspring
- Insanity's Crescendo
- Lethe
- Dreamlore Degenerate
- Misery's Crown
- Therein
- My Negation
- Yesterworld / Punish My Heaven
- The Mundane And The Magic
- Final Resistance
- Terminus (Where Death Is Most Alive)
- Dokumentation: Out Of Nothing
- Therein
- Monochromatic Stains
- Lost To Apathy
- The New Build
- Focus Shift
- Terminus (Where Death Is Most Alive)
- Misery's Crown
- Only Time Can Tell
- The Dying Fragments Of An Elderly Dream
- Soulbreed
- Yesterworld
- Alone
- My Faeryland Forgotten
- Nightfall By The Shore Of Time
- Skywards
- Shadow Duet
- Crimson Winds
- Razorfever
- Constant
- Tongues
- Feast Of Burden
- Indifferent Suns
- The Sun Fired Blanks
- Hours Passed In Exile
- Damage Done
- One Thought
- The Endless Feed
- Blind At Heart
DARK TRANQUILLITY zeigen sich auf ihrer DVD sehr privat, führen den Fan mit Videos und einer Dokumentation durch die Bandgeschichte und präsentieren nebenbei ein grandioses Konzert.
"Where Death Is Most Alive" – kann es eine besseren Titel für die Live-DVD einer Death-Metal-Band geben? Die Doppel-DVD bietet zum zwanzigjährigen Geburtstag (DARK TRANQUILLITY gründeten sich 1989 unter dem Namen SEPTIC BROILER und benannten sich zwei Jahre später um) einen Querschnitt eben dieser zwanzig Jahre – auf CD Zwei mit Archivmaterial, das bis ins Jahr 1991 zurückgeht, geborgen von alten VHS-Bändern. Doch das Herzstück dieser Sammlung ist der Konzertmitschnitt aus Mailand, der vor fast genau einem Jahr aufgezeichnet wurde. Dazu enthält "Where Death Is Most Alive" die Banddokumentation "Out Of Nothing" und kommt somit auf rund fünf Stunden Spielzeit.
Die Show wurde mit acht Kameras der finnischen Firma Vasara Films aufgezeichnet. Für den einwandfreien Sound ist Tue Madsen (u.a. MOONSPELL) verantwortlich. Der Blick schweift zunächst über eine große Menschenmenge und die große Bühne, auf der eine Leinwand steht. Diese wird während der Show kunstvoll zur visuellen Untermalung der Songs genutzt, die glücklicherweise ihren Auftrag erfüllt und sich nicht in den Vordergrund drängt. Ab und zu gehen die Bilder auf der Leinwand durch Effekte in die Fernsehwirklichkeit über – zum Beispiel laufen leuchtende Punkte über die Anzeigetafel hinaus und hüllen die Band ein. Doch auch dieses Special wird sparsam genutzt und ist dadurch eine Bereicherung. Auch die Ausleuchtung ist gelungen und schafft die passende Atmosphäre. Das Filmteam hält die Kameras lange genug auf die Protagonisten, um neben dem üblichen Gepose auch menschliche Momente festzuhalten. So lächelt Sänger Mikael Stanne beispielsweise bei 'Freecard' in die Kamera und auch die anderen Bandmitglieder werden nicht als unnahbare Stars dargestellt. Jeder Songtitel wird zu Beginn des Stücks unten links eingeblendet – ein Service, der ebenfalls nicht alltäglich ist.
Nach Verklingen des Intros sind sowohl Band als auch Fans ab dem ersten Ton von 'The Treason Wall' auf 180. Letztere singen die Melodiebögen mit und gehen sofort ab. Da haben es DARK TRANQUILLITY einfach – eine so herzliche Begrüßung muss doch jeder Band Flügel verleihen – und so bieten die Schweden eine hervorragende Show. Zwar spart Mikael mit Ansagen, jedoch trifft er den Nagel immer auf den Kopf. Zu Beginn wünscht er den Fans ein schönes Halloween und verspricht ihnen, sowohl alte, als auch neue Songs zu spielen. Solch ein Auftritt braucht aber auch nicht viele Worte – Musik und Performance sprechen für sich und lassen weder zu wünschen übrig, noch Augen trocken. Das Publikum feiert jeden einzelnen Song ab und DARK TRANQUILLITY laufen zu Höchstform auf.
Die enorme Publikumsnähe drückt sich vor allem durch einen extra Steg aus, der von der Bühne ganz dicht an die erste Reihe heranführt. Nicht selten betritt Stanne diesen Steg, kniet sich in die Fans und lässt sie Mitsingen. Berührungsängste hat der Mann nicht: Zweimal springt er sogar in die Menge und lässt sich tragen ('Misery's Crown', 'Terminus'). Was für eine Show! Toll ist auch der Auftritt der THEATRE OF TRAGEDY-Sängern Nell Sigland. Für 'Insanity's Crescendo' und 'The Mundane And The Magic' kommt sie auf die Bühne, bietet stimmlich einen schönen Kontrast zu Stannes Schreiparts, singt aber auch mit ihm zusammen. Optisch hebt sie sich jedoch nicht aus der komplett schwarz gekleideten Band hervor. Schade ist auch, dass sie durch ihr Mikrophonkabel mehr oder weniger angeleint ist und sich kaum auf der Bühne bewegt. Am Ende umarmt Stanne sie herzlich. Die emotionale Wärme des Konzertes ist auch im heimischen Wohnzimmer zu spüren.
Mit Mailand haben die Schweden den perfekten Ort für einen Konzertmitschnitt gewählt – die Atmosphäre lebt nicht zuletzt von den Fans, die mindestens alle Cleanparts mitsingen und ansonsten springen, headbangen, pogen und ihre Band abfeiern. Atemberaubend ist auch die La-Ola-Welle am Anfang von 'The Mundane And The Magic'. Als Stanne ankündigt, dass die nächsten beiden Songs die letzten sein werden, bricht lauter Protest aus. Dieser wandelt sich jedoch schnell wieder in Feierlaune, als die Band 'Final Resistance' anstimmt. Mit 'Terminus (Where Death Is Most Alive)' geht der grandiose Auftritt dann zu Ende. Dieser Mitschnitt macht richtig Lust auf ein DARK TRANQUILLITY-Konzert!
Aber wir sind ja noch lange nicht am Ende. Das Team um die Band hat echte Schätze ausgegraben und präsentiert auf der zweiten DVD Videos, die noch nie zuvor veröffentlicht wurden. Darunter auch Heimvideos der ersten Stunde, bei denen unten noch Datum und Urzeit des Drehtages angezeigt werden. Bei manchen Aufnahmen sieht man sogar Schlieren über den Fernseher laufen – da fühle ich mich wirklich zurückversetzt in die Zeit der guten, alten Videokassetten. Die kurzen Mitschnitte zeigen Aufnahmen aus fast jedem Jahr zwischen 1991 und 2007. Es ist spannend, die Entwicklung der Band zu verfolgen – angefangen bei Frisuren und Outfits bis hin zur Musik. Nebenbei erkenne ich mal wieder erstaunt, wie weit und wie schnell sich die Technik in den letzten zwei Jahrzehnten entwickelt hat. Danke auch für diesen geschichtlichen Exkurs! Übrigens: Zwei der gespielten Lieder ('The Dying Fragment Of An Elderfly Dream' und 'Soulbreed') wurden noch nie zuvor medial veröffentlicht. Die Promo-Videos sind eine nette Ergänzung, allen voran die Premiere des Clips zu 'Misery's Crown'.
Die Dokumentation "Out Of Nothing", zusammengestellt von Village Road Films, führt noch mal durch die Bandgeschichte. Nicht nur die aktuellen Bandmitglieder kommen zu Wort, sondern auch ehemalige Mitglieder - wie zum Beispiel Ex-Gitarrist Fredrik Johansson -, Promoter, Produzenten und Jouranlisten. DARK TRANQUILLITY führen uns durch ihren Heimatort und zeigen uns ihren ersten Proberaum. Dazu erzählen sie einige Anekdoten: Am Anfang der Bandgeschichte probten sie in der Garage von Mikaels Eltern. Die Nachbarn fühlten sich durch den rohen, aggressiven Sound gestört und so kleideten die etwa Fünfzehnjährigen den Raum aus, legten Kissen in die Drums und versuchten, möglichst leise zu spielen. Stanne erzählt, dass er neben dem Schlagzeug stand, Gitarre spielte und man seinen Schreigesang sogar ohne Mikro hören konnte.
Der Film beleuchtet den Werdegang der Schweden von vielen unterschiedlichen Seiten und bietet so ein umfassendes Bild. Der Fokus liegt natürlich auf der Band, aber die Bandmitglieder sprechen auch über ihre Vergangenheit, ihren eigenen Werdegang und ihre persönliche Entwicklung. Sie reden auch über ihre Beziehungen zueinander und Freundschaften mit anderen Bands. DARK TRANQUILLITY sowie die weiteren Interviewpartner lassen die Bandgeschichte Revue passieren, sprechen Alben an und natürlich auch den Göteborg-Sound.
Zwischendurch werden Ausschnitte von Probeaufnahmen und Live-Auftritten gezeigt, die man sich komplett auch im bereits angesprochenen Live-Archiv ansehen kann. Auch die Kameraeinstellungen sind gut gewählt. Das Filmteam spielt viel mit Zoom, zeigt verschiedene Körperstellen aus nächster Nähe und experimentiert auch mit der Schärfe. Ab und zu wechseln die Bilder in Schwarz-Weiß-Aufnahmen, auch Umgebungsbilder werden kurz eingeblendet.
DARK TRANQUILLITY zeigen sich auf "Where Death Is Most Alive" privat und lassen den Zuschauer in ihre Welt eintauchen. Die DVDs zeigen nicht nur die erstklassige Aufnahme eines erstklassigen Konzertes, sondern rollen auch die Geschichte der Band auf und beleuchten das Umfeld der Schweden. Die Dokumentation ist sehr gelungen und die alten Aufnahmen sind ein echtes Geschenk. Alles zusammen ergibt ein von vorne bis hinten gelungenes Werk, das für Fans ein Muss und für alle anderen auf jeden Fall interessant ist.
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Pia-Kim Schaper