DER W - Von A nach W (Doppel-DVD + Live-CD)
Mehr über Der W
- Genre:
- Deutsch Rock
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- 3R Entertainment
- Release:
- 13.11.2009
- Intro
- Der W zwo drei
- Liebesbrief
- Waffen & Neurosen
- Schatten
- Mein bester Feind
- Angst
- Stille Tage im Klischee
- Du kannst es
- Und wer hasst dich
- Ein Lied für meinen Sohn
- Tränenmeer
- Zwischen Traum und Paralyse
- Asche zu Asche
- Bitte töte mich
- Geschichtenhasser
- Gewinnen kann jeder
- Pass gut auf dich auf
- DVD: Tour-Dokumentation (mit Audiokommentar)
- DVD: W-Cam
- DVD: Die Band
Stephan Weidner aka Der W aka Ex-Mastermind der BÖHSEN ONKELZ setzt seinem Solo-Schaffen bereits jetzt ein fettes Denkmal.
"Ich hab die ganzen Guten abgekriegt", grinst Stephan Weidner in Hinblick auf die Fans seiner Ex-Band in die Kamera. Und denen will der frühere ONKELZ-Mastermind nun nach seiner ersten Solo-Tour etwas zurückgeben. Sicher hat es oft einen etwas faden Beigeschmack, wenn eine neue Band gleich nach dem ersten Studio-Album eine Live-Scheibe hinterher schiebt – aber zum Einen ist der werte Herr ja schon seit annähernd 30 Jahren im Geschäft. Und zum Anderen wäre Weidner nicht Weidner, wenn ihn seine erste Tour unter neuem DER-W-Banner nicht so angefixt hätte, dass er diese Premiere sogleich für die Nachwelt festhält. Und das natürlich richtig edel auf zwei DVDs und einer CD im schicken Pappschuber samt 32-seitigem Booklet, das neben haufenweise Schwarz-Weiß-Fotos jede Menge Einblicke in Stephans Gedanken zur Tour gewährt.
Im Zentrum dieses Zeitdokuments steht das Konzert in Berlin. Wobei man sich natürlich fragen kann, warum gerade in der Bundeshauptstadt, nachdem ja bereits die Abschiedstour der ONKELZ dort festgehalten wurde, und nicht in Stephans Heimat Frankfurt. Ein Grund mag der Stress rund um Weidners Heimspiel gewesen sein, doch dazu später mehr. Und das Ergebnis kann sich so oder so sehen beziehungsweise hören lassen: Eingefangen von zig Kameras, mit schnellen Zooms und scharfen Nahaufnahmen hat man das Gefühl, mittendrin zu sein im schweißtreibenden Gig. Schade nur, dass Stephan und D-A-D hier noch nicht auf die Idee gekommen waren, als Zugabe 'Sleeping My Day Away' gemeinsam zu zocken. Dafür sind die Dänischen Anheizer mit zwei Songs vertreten, ehe das Quintett um den W. alles abbrennt, was der Weidnerische Solo-Backkatalog hergibt. Von der CD musste aus Platzgründen lediglich 'Heiß' gestrichen werden. Und neben dem an sich fetten und nicht zu kritisierenden Sound hat man nur manchmal den Eindruck, dass das Publikum unterschiedlich laut in die Songs reingemischt wurde. Und auch der ein oder andere Verspieler wie zu Beginn von 'Geschichtenhasser' durfte drin bleiben, was das Ganze aber umso authentischer wirken lässt.
Höhepunkt der Doppel-DVD dürfte aber sicherlich die Tour-Dokumentation sein: Stephan in Sid-Vicious-Hosen, nacktem Oberkörper und Naturpelz, halbnackte Mädels mit aufgesprühtem W-Logo, Jam-Sessions mit schrägen Gitarren, ein IROM MAIDEN-trällernder Weidner, das Metal-Cheers als Anheizer für die W-Kombo, die zusammengebrochene Absperrung in Osnabrück und ein wütender Tourleiter Thomas Hess, lange hessisch-dänische Gespräche, die ersten gemeinsamen Proben zu 'Sleeping My Day Away', Stephans geschwollenes Knie und Thomas Hess' liebevolle Verarztung, die Band rumalbernd auf dem Weg in die Nobelsuite vom Prince-Denmark-Chef, Stephan und Fanta-4-Sänger Michi Beck, Stephan stinksauer ob einem zu großen Abstand zwischen Bühne und Publikum, Stephan mit langen Wattestäbchen, die er sich für seine Stimmbänder nasal einführt und Stephan erstmals dokumentiert mit seinem Sohn Elvis, den er sonst aus der Öffentlichkeit raushält. Nur die Auftritte von Rock-Hard-Chef Götz Kühnemund und Wacken-Veranstalter Thomas Jensen wirken irgendwie gestellt, und selbst der kurze Gastauftritt von Ex-ONKELZ-Mitstreiter Pe wirkt irgendwie distanziert – wobei Stephan im Audiokommentar schmunzelnd erklärt, dass die beiden ihre Gesprächsführung schließlich 30 Jahre einstudieren konnten.
Apropos Audiokommentar: Hier plaudert Stephan gemeinsam mit Pressesprecher Till Erdenberger weitere Internas aus. Etwa, wie er in Karlsruhe eine halbe Stunde lang mit offenem Hosenstall auf der Bühne stand oder ein Anwalt verzweifelt seine Frau im D-A-D-Bus vermisste. Alles wird kommentiert: Vom Fan, der eine verdammt hohe Mauer schmerzvoll überwindet, nur um backstage ein Autogramm abzustauben bis hin zu den "Nobeldixis" beim Wacken. Die Auftritte beim W:O:A und beim "With Full Force" sind nämlich auch mit ein paar kurzen Bildern festgehalten. Und Stephan verrät, dass er vor dem Abschlusskonzert in Frankfurt den ganzen Tag von Bekannten wegen Freitickets genervt wurde. Vielleicht wäre weiterer Stress durch eine komplette Kamera-Produktion dann doch zu viel des Guten gewesen.
Stattdessen gibt es noch die so genannte "W-Cam", wobei Stephan mit einer Handcam bewaffnet in Hotelzimmern oder auf der Autorückbank seine Toureindrücke in die Linse quasselt. Dabei gibt er uns auch einen Eindruck in seine "selten dämlichen Stimmübungen mit Yoga-ähnlichen Verrenkungen " oder dunkle Nobelhotel-Fahrstühle mit lila Toiletten-Beleuchtung. Wobei das Ergebnis nicht immer Lippensynchron aussieht, aber vielleicht liegt das ja auch an meinem DVD-Player. Zudem endet der Kurzfilm mitten im Nirgendwo, ohne abschließende Worte. An sich aber eine nette Idee. Abgerundet wird das Ganze mit einem kurzen Film über die Bandmitglieder, die nach Stephans Gequassel auch einmal zu Wort kommen dürfen und ebenfalls die ein oder andere Anekdote auf Lager haben.
Trotz ein paar kleinerer Mängel schmeißt Stephan Weidner hier doch ein ziemlich fettes Teil auf den Markt. Ein ins Auge und Ohr gehender Konzert-Mitschnitt, eine gelungene Tourdokumentation und Einblicke in die Gedankengänge des Masterminds – was will der geneigte Fan mehr? Ob alter ONKELZ-Anhänger oder Neuentdecker von DER W. - "Von A nach W" sollte eigentlich in keiner Sammlung fehlen.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Carsten Praeg