DERAIS - Of Angel's Seed And Devil's Harvest
Mehr über Derais
- Genre:
- Doom / Experimental
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Ván Records
- Release:
- 04.05.2017
- Angel's Seed
- Devil's Harvest
- Hellbless
- White Night
Wahnsinn in hässlichen Doom-Sequenzen.
Lassen wir uns mal überraschen, wie lange sich DERAIS hinter seiner selbst gewählten Anonymität verbergen kann. Ihr anspruchsvoller, experimenteller Stoff sollte nämlich alsbald eine ganze Reihe Interessenten anlocken, die sich zwangsläufig intensiver mit der Herkunft des Materials von "Of Angel's Seed And Devil's Harvest" auseinandersetzen werden - und spätestens dann wird die Verschleierungstaktik zu einer völlig neuen Herausforderung für alle Beteiligten.
Es steht allerdings nicht zu befürchten, dass die Demaskierung irgendeinen Effekt auf den Sound von DERAIS haben wird, denn die Musiker sind so tief in der Materie drin und kreieren ein solch intensives Hörerlebnis, dass die äußeren Umstände sicherlich keinen weiteren Einfluss auf das Songwriting haben werden. Für die aktuelle Scheibe bleibt lediglich die Frage offen, warum die Band noch kleine Aufwärmübungen platzieren muss, bevor sie in monströsen Epen wie 'Hellbless' und 'White Night' aufs Ganze geht. Die beiden vermeintlichen Titelsongs sind nämlich bestenfalls verlängerte Intros, die zwar schon andeuten, dass im späteren Ablauf eine Menge Verstörendes passieren wird, doch verglichen mit dem hässlichen, verzerrten Funeral Doom, der in 'Hellbless' seine Kreise zieht und sich zu einer epischen Hymne an die Grausamkeit nihilistisch geprägter Klänge entwickelt, sind sowohl 'Angel's Seed' als auch 'Devol's harvest' lediglich kleine Momentaufnahmen mit unzureichender Aussagekraft.
Letztgenannte hat man sich dann aber für ein insgesamt 37-minütiges Finale aufgespart, welches mit besagtem Doom-Monster jegliche Eloquenz vernichtet und mit dreckigen Gitarren, maximal verzerrten Vocals, hypnotischem Sprechgesang und reichlich undurchsichtigen Arrangements verschreckt und gleichermaßen begeistert. Doch DERAIS hat das letzte Wort erst gesprochen, sobald der finale Ton von 'White Night' verklungen ist, und auch in diesem bahnbrechenden, monumentalen Epos reizen die unbekannten Deutschen ihre Experimentierfreude bis ins kleinste Detail aus, kreuzen Avantgarde und Ambient, halten aber an ihren verstörenden Doom-Sounds fest, die hier grenzüberschreitend und jenseits jeglicher Konvention für das innovative Spannungsmoment garantieren.
Was bleibt daher anders, als all die Verwunderung, all das Erstaunen, aber auch all die Euphorie zu teilen, die DERAIS auf dem Debüt ausgelöst hat. "Of Angel's Seed And Devil's Harvest" ist nach verzögertem Start ein weiteres Meisterwerk und einer dieser Bausteine, die der experimentelle Doom zur Errichtung eines einzigartigen Soundwalls zu seinem saisonalen Fundament hinzufügen kann. Absoluter Wahnsinn ist hier in jeder Sequenz gewährleistet!
Anspieltipps: Hellbless, White Night
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Björn Backes