DESTRUCTOR - Forever In Leather
Mehr über Destructor
- Genre:
- Power Metal/Thrash Metal
- Label:
- Auburn Records
- Release:
- 16.10.2007
- Tear Down The Heavens
- Skull Splitter
- World Of War
- Damage Control
- Unleashed
- Precision Devastation
- Unearth The Earth
- Forever In Leather
- Straight To Hell
- Doomed To Centuries In Ice
- Pounding Warriors
Eigentlich müsste jeder, der sich etwas länger in der von quietschenden Gitarren regierten Musikwelt aufhält, den Namen DESTRUCTOR in seinen Gehirnwänden eingraviert haben. Das vom Schicksal gebeutelte Quartett aus Cleveland hat bereits 1985 auf dem Qualitäts-Label Auburn Records ihr erstes Geschoss namens "Maximum Destruction" veröffentlicht, welches damals schon aufgrund seiner Unbarmherzigkeit fernab aller Stilistiken als Meilenstein abgefeiert wurde. Die Truppe bewegte sich zwar im US/Power-Metal-Umfeld, konnte durch ihre ruppige Kompromisslosigkeit auch problemlos mit Thrashgranaten der Marke EXODUS konkurrieren. Und das Allerbeste, sie lebten den "metal way of life" bis zum sympathischen Finale in ihren Outfit und ihren Texten aus. Weder philosophische Schüttelreime noch Einhörner und Elfen geisterten durch ihre durchschlagenden Pressluftgeschosse, sondern "Manic headbanging every night, what we must do what we believe to be right; we were born unto leather, chains and steel; the power of DESTRUCTOR is what we feel." ('Destructor') beherrschten das Bild. Hinzu kamen die grandiosen Pseudonyme der Herrschaften: Dave Overkill (voc., gt.) Pat Rabid (gt.), Dave Holocaust (bs.), Matt Flamable (dr.). Man kann sich ein Schmunzeln nicht verkneifen.
Am 1.1.1988 geschah das Unglaubliche: Basser Dave Iannicca wird auf einer Sylvester-Party erstochen. Das ist der Anfang vom (vorläufigen) Ende für die Band, die obendrein genau zu diesem Zeitpunkt in Verhandlungen mit dem Majorlabel Island Records stehen. Diese gewähren dem übrig gebliebenen Trio zwar eine Verschnaufpause, aber die sprichwörtliche Luft ist raus. Die Band spielt noch einen Abschiedsauftritt mit einem Ersatzbassisten, löst sich danach aber auf, ohne das bereits angefangene Album "Decibel Casualties" fertig zu stellen.
Elf lange Jahre später erbarmt sich das französische Label Listenable und gibt der Öffentlichkeit die längst überfällige Silberscheibe vom Debüt, welche mit einigen Songs vom besagten Zweitwerk beinhaltet. Erneutes Interesse wird geweckt, welches in einem Interview mit Dave Overkill mündet. Dadurch angeheizt, kontaktiert dieser seine alten Mitstreiter und man beschließt, das Feuer neu mit Benzin zu begießen. Ein alter DESTRUCTOR-Fan namens Jamie Boulder wird als neuer Tieftöner engagiert und so erscheint im Jahre 2003 eine fulminante EP namens "Sonic Bullet".
Umjubelte Deutschlandauftritte auf dem "Bang Your Head!!!"-Festival im gleichen Jahr und dem "Keep It True" im Jahre 2007 untermauern den kultigen Status der Band, die pünktlich zum KIT einen limitierte EP mit dem Titel "Storm Of Steel" in die hungrige Meute schleudert. Und noch immer rotzen die vier Burschen knackig-rotzigen Heavy Metal in die (einstigen) Rillen und scheren sich einen nassen Feudel um aktuelle Trends.
Genug der (langen) Vorrede, schieben wir den lang erwarteten Rundling in den Player und huldigen wir den brachialen Klängen von 'Tear Down The Heavens': Orkanartige Gitarrenwände drücken den Hörer in den Sessel und geben nur während der atmosphärischen Solopassage Freiraum zum Luftholen. Zwischendurch wird man sich die Lunge zum grandiosen Chorus ausrenken und sich fragen, wie lange man dieser Dampfwalze standhalten können wird.
Und DESTRUCTOR wären nicht DESTRUCTOR, wenn sie ihr bestes Geschoss gleich zu Beginn abschießen würden. 'Skull Splitter' - der Titel ist Programm! Dicht am Thrash-Genre schrammend, regieren hier Tempo, Tempo und noch mal Tempo! Ein Riff-Inferno der Sonderklasse bürstet wüste Kerben in die Ohrwände des Hörers und Mister Flammable prügelt taktische Kampfgeschwader in sein Werkzeug.
Wer jetzt Angst bekommt, ich könnte mich dazu hinreißen lassen, eine unsägliche Song-By-Song-Kritik abzufeuern, der sei beruhigt. Dazu bewegen sich die Kompositionen auf "Forever In Leather" (der Titel ist schon wieder herrlich!) in einem zu kleinen, selbst gesteckten Rahmen. Auffällig ist allerdings das extrem brutale 'Unearth The Earth', bei welchem selbst für bandinterne Verhältnisse der Ruppigkeitsgrad überschritten wird, sowie die hymnenhafte Gitarrenmelodie im zweiten Teil von 'World Of War'. Da werden in einer Livesituation doch sicher alle Kehlen unwillkürlich mitgrölen - ich freu mich drauf!
Mit 'Precision Devastation' und ' Straight To Hell' haben sich zwar auch zwei etwas unspe(c)ktakuläre Titel auf das Album verirrt, aber selbst diese stören den amtlichen Banger-Rausch nicht.
Ach ja, auch die lyrischen Ergüsse werden humorlose Wesen immer noch mit dem Kopf schütteln lassen (und die anderen sicherlich auch). Kostprobe gefällig? "Immortal metal, it can never die, forever in leather, metal will stay alive!" Welch weise Worte!
Die raue Stimme von Mister Overkill scheint mit den Jahren noch gereift zu sein und klingt herrlich roh, aggressiv und trotzdem verständlich. Kein unverständliches Gegrunze, sondern klar artikulierte Emotionen, die den Hörer anstacheln. Da werden zum Frühstück bestimmt panierte Rühreier genossen und mit einem rauchigen Whiskey abgegossen. So und nicht anders muss ein Heavy-Metal-Shouter klingen, damit die transportierten Wutklumpen auch aus den Boxen ploppen.
Da man mit Don Depew, dem langen Weggefährten der Nachbarkapelle BREAKER, auch noch einen amtlichen Soundtüftler an den Reglern hatte, wummert die ganze Chose wunderbar knackig durch die Leitungen.
Insgesamt also eine absolut unverzichtbare Wundertüte für alle traditionell ausgerichteten Kuttenträger.
Anspieltipps: Tear Down The Heavens; Skull Splitter; Unearth The Earth; World Of War
- Redakteur:
- Holger Andrae