DOMMENGANG - Love Jail
Mehr über Dommengang
- Genre:
- Rock
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Thrill Jockey Records / Rough Trade
- Release:
- 26.01.2018
- Pastel City
- Lovely Place
- Lone Pine
- Stealing Miles
- Love Jail
- I'm Out Mine
- Going Down Fast
- Dave's Boogie
- Color Out Of Space
- Stay Togehter
Das wird ein DOMMENGANG-Jahr! Hofft man.
Ich kann mich noch sehr genau daran erinnern: Vor etwa einem Monat gastierten zwei formidable Gitarrenbands im Leipziger Club Ilses Erika. Das ist mir insofern sehr erinnerlich und verinnerlicht, als dass sich dort eine Horde junger Franzosen einfach überhaupt nicht mehr einbekam und beide auftretenden Bands, beim Label Thrill Jockey beheimatet, euphorischst abfeierten. Und recht hatten die! Diese Virtuosität, Energie und Ideenfülle habe ich lange nicht mehr in Rockkonzerten gesehen. GOLDEN VOID, die Band um den EARTH-Sängergitarristen Isaiah Mitchel lieferten einen Querschnitt durch die bisherigen beiden Alben ("Golden Void" und "Berkana") und das konnte nur gut sein. Was es wurde.
Mit dabei: Adam Bulgasem am Schlagzeug. Ein langer schlaksiger Typ mit Truckercap und Locken bis zum Oberschenkel, von dem irgendwann nur noch die Arme zu erahnen waren. Denn das war ein einziges Percussioninferno. Das ist insofern bemerkenswert, weil Bulgasem die 80 Minuten GOLDEN VOID einfach an die 65 Minuten seiner Hauptband DOMMENGANG anhing und ganz am Schluss winkte, als wäre er grad Himbeereis essen gewesen. Der nächste Überflieger des Abends war neben Mitchell (natürlich!) DOMMENGANGSs Gitarrist Sig Wilson. Der spielt eine so präzise und dabei so lockere Hand, dass es kaum zu glauben ist. Und das Allerbeste: Diese hervorragenden Eigenschaften und das Können der beiden finden sich auf dem zweiten Album der Kalifornier "Love Jail" so wieder. Wie erlebt.
War das Debüt "Everybody's Boogie" schon ein dickes Hallooooo! an die aufmerksame Rockwelt, so dürfte das Trio in diesem Jahr eigentlich gierig herumgereicht werden. Kein Stück wie das andere. Immer Bewegung. Hier ein berstender Boogie, dort ein Punkrocker, da ein Space-Schnittchen, dort ein Schwermutblues. Oder einfach alles in eines gefluselt. So fordern die zehn Stücke Aufmerksamkeit und unterhalten dabei auf das Süßeste, veröden nie, pfeifen auf Erwartungen und kommen so frei und frisch entworfen daher, dass es eine Dommen-Wonne ist.
Der olle viel malträtierte Opa Rock streift die faltige vielfach überstraffte Haut ab und schlüpft in die schweißige Schale von Second-Hand-Shirts, ohne sich gehörig aufzupimpen. Er singt wieder, wann er will, nicht wenn es von ihm erwartet wird. Er legt sich hin, wenn ihm danach ist und zupft an seinen Saiten herum. Er ruft all die Rockstars an, wann er will, und legt einfach wieder auf, wenn sie protzen. Das alles kann er. Kann dieses Album. Kann diese junge Band. Und ehe man es sich versieht, ist man verliebt. Der olle Typ ist doch noch heiß.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Mathias Freiesleben