EVERGREY - Monday Morning Apocalypse
Mehr über Evergrey
- Genre:
- Power Metal
- Label:
- Inside Out / SPV
- Release:
- 24.03.2006
- Monday Morning Apocalypse
- Unspeakable
- Lost
- Obedience
- The Curtain Fall
- In Remebrance
- At Loss For Words
- Till Dagmar
- Still In The Water
- The Dark I Walk You Through
- I Should
- Closure
Make it or break it; eine Floskel, die nicht immer nur auf das dritte Album zutrifft. EVERGREY, bekanntermaßen eine meiner Alltime-Faves, haben mit ihrem sechsten Studioalbum tatsächlich noch einmal einschneidende Veränderungen angestrebt und durchgesetzt. Kürzere Songs, modernerer Sound, ein Außenstehender (Stefan Glaumann; u.a. RAMMSTEIN; BON JOVI) stand als Mixer seinen Mann und Henrik Danhage (Gitarrist und mittlerweile Hauptsongwriter) wird immer mehr zum Co-Bandleader neben Tom Englund.
Wie kann das sein? Eine progressive, atmosphärisch einzigartige Band wie EVERGREY passt sich immer mehr den "normalen" Bands des Genres an und verliert mit "Monday Morning Apocalypsce" leider, leider einen beträchtlichen Teil ihrer Eigenständigkeit. Gründe sind zügig gefunden: Schon im Opener wird man von einem gelangweilt wirkendem Refrain überrascht. Progressiv, im wahrsten Sinne des Wortes, geht es auch nur noch sehr selten zu, beispielsweise in 'Unspeakable' oder 'Obedience'. Nur noch wenige Songs lassen sich mit dem alten Material vergleichen, ironischerweise entpuppen sich genau diese Songs als absolute Highlights, die auf keinem EVERGREY-Best-Of-Sampler fehlen dürfen. 'Lost' und 'At Loss For Words' sind die absoluten Überhits. Genau diese Songs berühren so melodramatisch wie früher und fressen sich in Mark und Bein. Genau hier packt Tom die besten Facetten seiner Stimme aus: angekratzt, leidend, gespickt mit Emotionen.
Dieser Trend ist ja schon seit Längerem durchgezogen worden: War "In Search Of Truth" eine traurige, emotionsgeladene, gefühlvolle Platte, ging diese Marschrichtung bis zum Vorgänger konsequent zu einer weniger progressiven Powerscheibe mit immer höherem Härtegrad. Ich erinnere nur an das unglaubliche Instrumental 'When The Walls Go Down'. Die drei letzten Platten sind sowieso über alles erhaben, deswegen fällt es mir auch so verdammt schwer, negative Worte über das neue Werk zu schreiben.
Die Produktion passt sich dem Wandel der Zeit an: Stefan hat den voluminösen Druck der Gitarren etwas rausgenommen und präsentiert eine eher modernere, aggressivere Produktion. Außerdem sind die Pianos dieses Mal ziemlich leise und hintergründig, somit wird leider auch hier eine wichtige Komponente im EVERGREY-Songwriting ein wenig in den Schatten gestellt.
Und was ist eigentlich mit den Songlängen passiert? "Weniger ist mehr..." und "die Songs sind direkter, kompakter, effektiver" sprudelt es aus dem Bandumfeld nur so an Floskeln. Nur ein Song ('Still In The Water') erreicht überhaupt die Fünfminutenmarke, und es wäre im Endeffekt auch vollkommen egal, wie lange die Songs sind, würden einige Tracks nicht einfach so zusammengekürzt auf uns herabprasseln.
Verdammt, bisher bin ich nur am Meckern. Nichtsdestoweniger ist EVERGREY eine weitere, gute Platte gelungen, die aber nach knapp einer Woche Dauerrotation noch nicht die Sorte Gefühlsausbrüche offenbart, die wir alle so an der schwedischen Formation lieben. Fünf richtig, zum Teil abartig gute Hits machen noch lange kein perfektes Album. Ich wette zehn Pferde darauf, dass die Nachfolgeplatte wieder längere Songs in sich bergen wird und sämtliche Bandmitglieder wieder Gefallen an ausgearbeiteten Songs finden werden, die die Skandinavier bisher sowieso in Hülle und Fülle vorgezeigt haben. Und man darf auch nicht vergessen, dass sie eben SO und nicht anders zu einer der eigenständigsten Bands der Metalszene geworden sind. Das Ironische ist: Genau mit dieser moderneren, weniger komplizierten, kompakteren Platte könnten EVERGREY den entgültigen Durchbruch schaffen.
MP3s: Drei Album Samples auf http://www.evergrey.net
Anspieltipps: Unspeakable, Lost, At Loss For Words, I Should
- Redakteur:
- Christian Hubert