EVOKING WINDS - Towards Homestead
Mehr über Evoking Winds
- Genre:
- Black Metal / Folk Metal / Pagan Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Selbstvertrieb
- Release:
- 10.08.2021
- By The River She Cried
- Oh Black Raven, Leave Me Be
- In the Woods, On Yellow Sand
- Yurja
- Rye by Moutainside
- There By The Adamant Sea
- Why You, River
- In Our Yard
- Arrow's Burial
- Grateful Night
Verschollender Geheimtipp
"Ride on, see you - I could never go with you - No matter how I wanted to." Kennt jemand von euch den Jahrhundert-Folksong 'Ride On'? Vielleicht sogar in der genialen Coverversion des CRUACHAN-Meilensteins "Folk-Lore" von 2002? Genau die damit verbundenen Gefühle durchziehen mich, wenn ich einen Blick auf das Artwork von EVOKING WINDS Erstwerk "Towards Homestead" werfe. Diese wunderschöne Farbgebung, die clevere Proportionierung der Elemente und der geschmacksvolle Schriftzug erschaffen eine sehr tiefe, nachdenkliche, fast melancholische Grundstimmung. Genauso soghaft ziehen einen die Lyriks von 'Ride On' in ihren Bann. Doch viel wichtiger als diese (durchaus subjektive) Verbindung zu einem älteren Folksong, ist doch die Frage, ob es den Weißrussen gelingt, diese Gefühlswelt auch musikalisch umzusetzen.
Und ich falle direkt mit der Tür ins Haus: Ja sie schaffen es. Bei "Towards Homestead" handelt es sich um einen digitalen Remix der Original-Veröffentlichung aus 2008, welche kaum mehr zu bekommen ist. Und umso mehr freut es mich, dass man jetzt endlich die Möglichkeit bekommt, dieses Kleinod zu genießen.
Dabei sind die Zutaten so generisch wie unspektakulär. Im Kern handelt es sich um eine sehr dunkle, schwarzmetallische Form des Folkmetals, welcher auf Jigs und Reels verzichtet und sich eher dem langsameren, epischeren Songwriting verschrieben hat. Also deutlich näher am Stil von MOONSORROW und PRIMORDIAL als an FINNTROLL, ENSIFERUM oder EQUILIBRIUM. Somit ist bei "Towards Homestead" der für dieses Genre normalerweise übliche Anteil an Folkinstrumenten sehr gering und kommt eigentlich eher durch den Einsatz des Keyboards zu Stande. Sehr häufig wird der Sound eines Akkordeons erzeugt, welches die Melodieführung übernimmt und sich sehr schön in den Gesamtsound integriert.
Ein weiterer Pluspunkt ist der Einsatz zweier gleichberechtigter Sänger. Trotzdem braucht man keine Panik von im Genre typischen schwachbrüstigen Klargesang zu haben, da hier ausschließlich Screams und Growls zu hören sind. Der Kniff, hier jede Gesangsart einem Sänger zuzuordnen, wirkt sich positiv auf das Hörvergnügen aus und unterstützt auch das sehr lyrische Konzept. Überhaupt wurde auf die Texte auch ein deutliches Augenmerk gelegt. Highlight ist hier sicherlich der Album-Longtrack 'Oh Black Raven, Leave Me Be', welcher in anderer Form von russischen Soldaten im zweiten Weltkrieg gesungen wurde. Longtrack in fünfeinhalb Minuten? Ja, richtig gelesen. Die Band trifft auch hier eine gute Entscheidung, ihre Songs eher auf knapp zwei bis drei Minuten einpendeln zu lassen und die jeweiligen Songideen auch nicht unnötig in die Länge zu ziehen. Auch das hat man in diesem Genre schon zu häufig erleben müssen.
Somit ergibt sich in Summe ein stimmiges, starkes Werk mit einem der tollsten Albumcover der letzten Zeit. Ich hoffe wirklich, EVOKING WINDS nimmt diese erneute Veröffentlichung als Startschuss und präsentiert uns in naher Zukunft ein zweites Album.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Stefan Rosenthal