EXODUS - Fabulous Disaster
Mehr über Exodus
- Genre:
- Thrash Metal
- Label:
- Combat Records
- Release:
- 30.03.1989
- The Last Act Of Defiance
- Fabulous Disaster
- The Toxic Waltz
- Low Rider
- Cajun Hell
- Like Father, Like Son
- Corruption
- Verbal Razors
- Open Season
- Overdose
Wir schreiben das Jahr 1989.
Die Metalszene feiert zu jener Zeit einige beachtliche kommerzielle Erfolge (METALLICA, IRON MAIDEN), die Death/Black-Metal-Strömung entwächst langsam den Kinderschuhen und die in der Bay Area beheimateten Combos etablierten und perfektionieren ihren hochtechnischen und rifflastigen Stil. Es entstehen Alben vom Schlage "Practise What You Preach" von TESTAMENT, bei der sich die Bands in immer mehr gesteigerter Rasanz die Riffs um die Ohren feuern.
EXODUS war zu dieser Zeit schon längst eine Legende. In Fachkreisen, in einem Atemzug mit SLAYER, als Wegbereiter der Thrash-Metal-Bewegung anerkannt, schuf der Fünfer 1985 mit "Bonded By Blood" das Muster für Thrash Metal schlechthin. Das Album führte rohe und brutale Songstrukturen in Sphären, die man bis dato noch nicht kannte. Vier Jahre später war der Band schon einiges von ihrer ursprünglichen Räudigkeit abhanden gekommen, was aber Thrash-Trademarks wie Geschwindigkeit nicht im geringsten beschnitt.
Mit "Fabulous Disaster" veröffentlichten EXODUS ihr drittes Album, das von Fans und Fachleuten als der letzte große Wurf der Band gehandelt wird. Bis zu ihrem glorreichen Comeback 2004, mit "Tempo Of The Damned" sollte die Legende ruhen.
'The Last Act Of Defiance' war auf unserer Klassenfahrt 1989 der absolute Renner. Thrash Metal war absolut IN und drückte ideal die "Fuck You"-Einstellung unserer aller Gemüter aus. Die Riffgranate aus dem Hause Holt/Hunolt brettert von der ersten Sekunde an mit einer Rasanz aus den Boxen, die in ihrer grazilen Brachialität wohl nur von EXODUS stammen kann. Tom Hunting knüppelt wie von der Tarantel gestochen und Sänger Steve "Zetro" Souza schimpft und keift, dass die Schwarte kracht. Ich habe nie ganz verstanden, warum die Nummer nie in der Livesetlist auftauchte, zählt sie doch für mich zu einem der besten EXODUS-Tracks überhaupt.
'Fabulous Desaster' dürfte, wie auch 'The Toxic Waltz', jedem Metalfan ein tonnenschwerer Begriff sein. Riff an Riff feuert das Gitarrenduo ein extraklasse Hook nach dem anderen auf die Metalschaar ab, sodass man gar keine Zeit mehr bekommt, sich rechtzeitig in Deckung zu bringen. Dabei spicken EXODUS ihre Hymnen immer mit gedoppelten melody lines, die stilprägend für ihren Namen sind.
'Toxic Waltz' ist die Bandhymne schlechthin, entfacht sie doch auch noch 15 Jahre später wahre Tornado-Moshpits. Der mit einem göttlichen Refrain gesegnete Killer groovt sich unaufhaltsam durch die Schädeldecke. Heutzutage ist 'The Toxic Waltz' einer der Klassiker der Metal-Bewegung und wertet jeden Tanztempel in- und außerhalb der Republik mit seiner metallischen Präsenz auf.
Ungewöhnlich rockig geht es mit 'Low Rider' weiter. Etwas unspektakulär, aber sehr cool zockt sich die Band durch den Track, allerdings ohne sich dabei im Langzeitgedächtnis festzusetzen. Ebenso 'Cajun Hell', das zwar auch als guter Song durchgeht, die zündende EXODUS-Energie aber ebenfalls missen lässt.
Mit 'Like Father, Like Son' befinden sich EXODUS aber wieder auf der sicheren Seite. Mit seinem getrageneren Tempo, den heftigen Melodieergüssen Holt/Hunolts und seinem sehr brutalen Refrain schießt der Track den Thrash-Vogel blind ab. Das tighte Zusammenspiel der Band ist ein wahres Vergnügen und lässt mich auch heute noch ob seiner technischen Perfektion staunen. Killer!!!
Das folgende 'Corruption' ist wieder purer Old School Thrash. Schnörkellos und gradlinig rifft, keift, stampft und grölt die Band, ohne Rücksicht auf Verluste, das Trommelfell des Hörers zu Brei. Der Mittelpart ist wieder mal furios virtuos gespielt und dürfte dem einen oder anderen Nachahmer einige schlafslose Nächte bereitet haben.
Die Abrissbirne 'Verabal Razors' setzt mit seinem an METALLICA zu "Kill `Em All"-Zeiten erinnernden Grundriff und seinen hammerharten Stakkato-Klampfen noch einen drauf. Diese Form des Highspeed-Riffings perfektioniert heutzutage Jeff Waters mit seiner Band ANNIHILATOR und hat schon manchem Hobby-Trittbrettfahrer eine Sehnenscheidentzündung beigebracht (übrigens Mr. Waters himself auch schon des Öfteren).
'Open Season' könnte auch von DESTRUCTION zu ihren experimentellen und hochtechnischen Zeiten stammen. Der Song würde ohne weiteres auf "Release From Agony" passen und ist, auf Grund seiner vehementen Brutalität, der härteste Song des Longplayers.
Zu guter Letzt lassen uns EXODUS mit 'Overdose' an ihrer Vorliebe für AC/DC teihaben. Das´s sie die Heavy-Rock-Ikonen erstklassig covern können, haben sie live schon endlos oft bewiesen. Hier also der gebrannte Beleg.
Zu einer Zeit, in der sich der Metal in zwei Lager teilte, nämlich die Kommerzialisierung der Mega-Acts einerseits und die Entwicklung der Death- bzw. Black-Metal-Bewegung andererseits, veröffentlichte EXODUS genau das Album, das seinerzeit jeder von ihnen erwartete. Leider sollte "Fabulous Disaster" für lange Zeit der letzte kreative Höhepunkt ihrer Karriere bleiben.
Eine uneingeschränkte Kaufempfehlung muss ich logischer Weise aussprechen, sonst wird mich der Blitz beim nächsten Lokusbesuch treffen.
Ich mach es gerne und rate jedem: Kaufen!
Anspieltipps: The Last Act Of Defiance, Fabulous Disaster, The Toxic Waltz, Like Father, Like Son
- Redakteur:
- Alex Straka