FLIGHT OF SLEIPNIR, THE - Eventide
Mehr über Flight Of Sleipnir, The
- Genre:
- Doom / Stoner / Black / Folk Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Eisenwald
- Release:
- 28.05.2021
- Voland
- January
- Thaw
- Bathe The Stone In Blood
- Harvest
- Servitude
Sie fliegen wieder... durch alle Sphären des musikalischen Kosmos.
Ein warmer melodiöser Reigen eröffnet das Album, bevor garstiges, heiseres Black-Metal-Gekeif des singenden Trommlers David Csicsely einsetzt und der Doom übernimmt. Schon in diesen ersten Minuten merkt man, dass die Band sehr vielseitig, aber gleichzeitig auch sehr einprägsam zu Werke geht, wie es ja bisher auch der Fall war. Ist dennoch etwas anders auf Longplayer Numero sieben? Vielleicht sind die Songs ungeachtet ihrer Verspieltheit noch griffiger, trotz ihrer Vielseitigkeit noch punktgenauer, sodass sich der Charme und die Klasse dieser Platte dem Hörer schneller offenbart, während man sich frühere Werke doch mehr "erarbeiten" musste. 'Voland' und 'January', die beiden eröffnenden Nummern, sind jedenfalls in all ihren Facetten und der dargebotenen Variabilität ziemlich eingängig und zeigen dem Hörer jeweils gleich zu Beginn des Stücks, wo es lang geht bzw. eine rote Linie auf, die sich ja nicht immer im Material der Band so leicht verfolgen lässt.
In 'Thaw' hört man nach getragenem Beginn schließlich eine Black-Metal-Passage, die durch beinahe sakralen Hintergrundgesang kontrastiert wird (was in meinem Kopf kurz eine Erinnerung an MOONSORROW weckt) – es ist eines dieser Beispiele auf "Eventide", das die homogene Verbindung des Schönen und Harmonischen mit dem Groben und Garstigen zeigt, wie es THE FLIGHT OF SLEIPNIR geradezu vorbildhaft zelebriert. Es ist zweifellos ein Markenzeichen der Band, dass sie diesen Kontrast ausreizt und eben nicht jede Erwartung des Hörers, die aus den gewohnten Hörmustern und gängigen Songstrukturen heraus erwächst, erfüllt. Eine relaxte, träumerische Stimmung mit zurückgenommener Instrumentierung und harmonischem Gesang wird da wie in 'Harvest' auch mal einen halben Song lang durchgehalten, bevor kraftvolles Riffing und gekeifte Vocals wieder übernehmen. Letztlich ist aber jeder Song ein wie auch immer geartetes Auf und Ab, wobei jeder Stimmung, jeder Facette, jedem musikalischen Farbtupfer genügend Raum gegeben wird.
Kompakte Hits wird man hier jedenfalls nicht finden, denn Quickies gibt es bei THE FLIGHT OF SLEIPNIR nicht, die Songs sind allesamt zwischen sechs und acht Minuten lang, zumeist in getragenem oder mittlerem Tempo und dennoch unglaublich vielschichtig. Übrigens sind auch die Artworks echte Hingucker, so auch bei "Eventide", dessen Frontcover zunächst etwas minimalistisch wirken kann, aber eine wunderbare Ästhetik hat und geschickt um die als Runen "verkleideten" Anfangsbuchstaben des Bandnamens herum konzipiert ist (dieses Motiv in klein gab es auch schon mal auf dem "Essence Of Nine"- und dem "Saga"-Album zu sehen). Spannende Band, die ihresgleichen sucht und konstant in keinerlei Schublade passt; und das ist eine Menge wert bei der Flut an Bands und Veröffentlichungen, durch die man sich täglich wühlen darf.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Stephan Voigtländer