FORSAKEN - Dominaeon
Mehr über Forsaken
- Genre:
- Doom
- Label:
- Golden Lake Production
- Release:
- 07.11.2005
- The Abscondant God
- Dominaeon
- Paradigm Of Chaos
- Obsidian Dreams
- The Celestial Alchemist
- Daylight Dies
- Blood Of The Son
- Kenosis
- Wretched Of The Earth
- Resuragam
Heiliger BimmBamm! Dass die Truppe aus Malta erstklassigen Doom Metal fabrizieren kann, ist sicherlich keine neue Erkenntnis. Dass sie den superben Vorgänger "Anima Mundi" aber mit "Dominaeon" mal eben leichtfüßig überflügelt, dürfte nicht nur mich überraschen. Sicher, die Erwartungen an das neue Werk waren hoch – vor allem nach den grandiosen Liveauftritten, die die Klasse der Band mehr als nur untermauern konnten –, aber mit so einem genialen Keulenschlag konnte niemand rechnen.
Bevor ich mich in blumigen Superlativen verstricke, wenden wir uns mal den Fakten zu. Offensichtlichste Veränderung ist das Zusammenschrumpfen auf Quartettgröße. Keyboarder Mario Ellul ist nämlich ersatzlos aus dem Line-up verschwunden. Nicht dass mich seine samtenen Tastenteppiche auf den Vorgängern gestört hätten, aber ohne ihn kommen die fetten Riffs von Klampfer Sean Vukovic halt doch noch einen Zacken gewaltiger 'rüber. Und in punkto Epik haben die Jungs auch nicht einen Millimeter verloren, was man allein anhand der Längen der meisten Titel schon erahnen kann. Mit Ausnahme der kurzen Intermezzi und des balladesken 'The Celestial Alchemist' wird immer die Sechs-Minuten-Grenze überschritten. Die musikalische Ausrichtung hat sich grundsätzlich also nicht verändert. Noch immer bekommen wir majestätischen Doom serviert, den es in dieser Form und Klasse maximal noch von SOLITUDE AETURNUS gibt. Und wann uns John Perez und sein Texasquintett mal wieder mit neuem Futter versorgen werden, steht auf extrem veränderlichen Sternenbildern.
Beleuchten wir das gebotene Songmaterial mit dem Kritiker-Mikroskop, so wird einem vom Eröffnungsriff sofort die Linse gesprengt. Herrlich, wie das mystische 'The Ascondant God' unwillkürlich die richtige Atmosphäre erzeugt, um dann nahtlos in den Nacken brechenden Titelsong über zu gehen. Gradlinig, aber nicht langweilig walzen sich die Vier durch unsere Hörorgane und produzieren dabei den unbändigen Willen zum Headbangen. Der erstklassige Sound unterstützt die wuchtigen Songstrukturen und sorgt obendrein dafür, dass auch bei den herrlich melodischen Soli keinerlei Löcher in der Brachialstruktur dieser Monsterwerke entstehen. Ungläubigen wird mit 'Obsidian Dreams' dann auch stehenden Fußes die ultimative Riffkeule um die Löffel geschlagen. Bei dieser Nummer haben sich FORSAKEN selbst übertroffen. Über Doublebassangriffen schwadroniert ein sakraler Chor und Leo Stivalas' Organ brilliert obendrein mit ungeahnter Theatralik. Wer der Ansicht unterliegt, Doom wäre eine eindimensionale und monotone Angelegenheit, sollte spätestens bei diesem Song seine Meinung überdenken. Hier passiert so unglaublich viel, hier wird mit so viel Gefühl intoniert, hier erfasst dich die wahre Magie des Heavy Metal. Monumental.
Und FORSAKEN scheinen zu wissen, was ihnen mit diesem Juwel gelungen ist, denn bevor der verzauberte Hörer im musikalischen Nirvana versinkt, haben sie mit dem bereits erwähnten 'The Celestial Alchemist' eine eloquente Verschnaufpause eingefügt. Einfach schön. Nach dieser kurzen Atempause zwingt uns 'Daylight Dies' mit gnadenloser Rhythmik in die Knie. Eingeleitet vom kurzen 'Blood Of The Son', erschüttern abschließend drei monumentale Rifforgien meine Gefühlswelt. Tragend, fast schon schwermütig ergießt sich 'Kenosis' aus den Boxen und vergräbt jede Hoffnung auf synthetische Klänge unter sich. Denn dies ist ein weiteres Plus dieser Scheibe. FORSAKEN kommen ohne jegliche Samples aus. Die Chöre sind echt und die warmen Klänge der Glocke stammen auch von einer ebensolchen aus dem 16. Jahrhundert. Alles ist authentisch, und genau so klingt es auch. 'Wretched Of The Earth' pulsiert kurz vor dem Ende herrlich mystisch und der überlange Rausschmeißer 'Resuragam' beschließt ein großartiges Album, welches auch auf textlicher Ebene einiges zu bieten hat. Basser Albert Bell, von jeher für die Lyrik der Truppe verantwortlich, hat sich dieses Mal ein religiös-spirituelles Thema ausgesucht, das durchdacht umgesetzt wurde.
Ich muss wohl nicht extra darauf hinweisen, dass "Dominaeon" ein Pflichtwerk für alle Doom-Lunatics, aber auch für Anhänger episch-dynamischer Klangwelten darstellt. Und schlechter als die tolle letzte Scheibe von CANDLEMASS ist sie definitiv auch nicht.
Anspieltipps: Obsidian Dreams; Daylight Ends; Kenosis; Resuragam
- Redakteur:
- Holger Andrae