GATHERING, THE - The West Pole
Mehr über Gathering, The
- Genre:
- Rock
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Psychonaut Records/Soulfood
- Release:
- 08.05.2009
- When Trust Becomes Sound
- Treasure
- All You Are
- You Promised Me A Symphony
- The West Pole
- Capital Of Nowhere
- No Bird Call
- Pale Traces
- No One Spoke
- A Constant Run
THE GATHERING mit neuer Frontelfe. Kann das funktionieren?
Knappe vier Minuten Ungewissheit, bevor man sich entspannt zurücklehnen und "The West Pole" mit freudiger Gelassenheit genießen kann. Diese vier Minuten benötigt man für das einleitende Instrumental 'When Trust Becomes Sound', mit dem uns die Holländer darauf vorbereiten, dass die phänomenale Anneke van Giersbergen nun nicht mehr mit ihrem Zauberorgan die Songs veredeln wird.
Doch mit den ersten Silben ihrer Nachfolgerin Silje Wergeland wird deutlich, dass die Gebrüder Rutten ein feines Gespür bei der Besetzung der vakanten Stelle hatten. Denn Silje Wergeland ist Anneke durchaus ähnlich, wirkt dabei aber souverän genug, um nicht als Imitat abgetan zu werden. Anders gesagt: sie passt richtig gut zu THE GATHERING. Und so packt mich zwar bei jedem Durchlauf immer noch Wehmut, wenn ich "The West Pole" ohne Anneke höre, allerdings nimmt diese mit jedem Spin ab. Und wenn Silje dann auch noch live überzeugen kann, kann sie Anneke vielleicht eines Tages ganz vergessen lassen. Dass sie die beste Wahl war, beweisen auch die beiden Nummern 'Capital Of Nowhere' und 'Pale Traces', die von Anne van den Hoogen und Marcela Bovio (STREAM OF PASSION) eingesungen wurden. Beides erstklassige Songs, aber beide Stimmen kann ich mir auf Albumlänge weniger gut auf "The West Pole" vorstellen.
Zu den Songs sollte ich dann auch langsam mal kommen. "The West Pole" ist in weiten Teilen lebendiger, dynamischer und erdiger als die beiden Vorgänger "Souvenirs" und "Home". Die vielen elektronischen Spielereien weichen den wieder rockigeren Gitarren, ohne dass dabei die Atmosphäre verloren geht. Um das zu glauben, muss man nur das sanft-traurige 'No Bird Call' hören. Die deutlichen Höhepunkte haben sich die Niederländer aber für den Schlussspurt aufgehoben.
'No One Spoke' und 'A Constant Run' gehen beide in erster Linie treibend nach vorn und sind von wirklich hübschen Gesangsmelodien veredelt, die sich schnell und nachhaltig in die Großhirnrinde einbrennen. Nicht selten kommt es vor, dass sich einer dieser fiesen Ohrwürmer tagelang in der Muschel einnistet und sich erst nach wiederholter Zufuhr zufrieden zurückzieht. Schlimm, die Viecher.
Und damit ist "The West Pole" etwas geworden, mit dem ich eigentlich in den kühnsten Träumen nicht gerechnet habe: ein absolut typisches, unverfälschstes THE GATHERING-Album, das ich sogar stärker finde als die beiden guten Vorgänger. Ein Genremeilenstein wie "How To Measure A Planet?" ist "The West Pole" aber natürlich dennoch nicht. Das ist bei dem Niveau aber auch nicht weiter tragisch. Fans der Band können sich das neue Album also absolut unbesorgt in den Schrank stellen. Hoffen wir, dass die Damen und Herren den Westpol jetzt auch in Deutschland erkunden wollen.
Anspieltipps: All You Are, No Bird Call, No One Spoke, A Constant Run
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Peter Kubaschk