GENTLE KNIFE - Gentle Knife
Mehr über Gentle Knife
- Genre:
- Progressive Rock
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Just For Kicks
- Release:
- 19.06.2015
- Eventide
- Our Quiet Footsteps
- Remnants Of Pride
- tear Away The Cords That Bind
- Beneath The Waning Moon
- The Gentle Knife
- Epilogue: Locus Amoenus
- Coda: Impetus
Wilde Mischung mit tollen Instrumenten.
Es ist bestimmt nicht leicht für diese norwegische Band, sich im Untergrund einen Namen zu erspielen. Denn welcher Club hat schon eine Bühne, die groß genug ist, um eine zehnköpfige Kapelle zu beherbergen? Na gut, ich denke, skandinavischer Retroprog muss auch vielleicht nicht durch jede verräucherte Kneipe tingeln.
Aber egal. Denn vorliegend bietet uns GENTLE KNIFE die erste, mit wilden Instrumenten gespickte, selbstbetitelte Veröffentlichung, die über den Spezialisten Just For Kicks den Progfreunden zugänglich gemacht wird. Was darf der geneigte Hörer erwarten? Ich höre FLOWER KINGS und WISHING TREE, PINK FLOYD und YES, Prog, Folk und Jazz. Eine starke Instrumentalfraktion setzt deutliche Akzente Richtung Jazz, mit coolen Melodien, Jams und Rhythmen. Diesbezüglich verbirgt sich in den acht Stücken des Albums so manche Perle. Auch die Progressive-Rock-Arrangements können sich weitestgehend hören lassen, wenn sich jedoch hier die Überraschungen in Grenzen halten. Trotzdem macht gerade das Rockfundament eine sehr ordentliche Figur, und die Instrumentaleskapaden haben eine Basis, auf der sie sich austoben können.
Bis hierhin kann GENTLE KNIFE für mehr als nur anerkennend hochgezogene Augenbrauen sorgen. Trotzdem vermag ich nach eingehender Beschäftigung mit der Platte nur als Fazit "gutes Album" von mir geben. Woran liegt das? Dafür gibt es mehrere Gründe. Einmal schaffen es die beiden Vokalisten Melina Oz und Hakon Kavli nicht, wirklich zwingende, wiedererkennbare Melodien als Kontrapunkt zu den instrumentalen Feinheiten zu setzen, sodass die ganz großen emotionalen Momente fehlen. Zum anderen spielt sich das ganze Album in gemächlichem Tempo ab, was bei der Dauer einer Stunde zu Ermüdungserscheinungen beim Hörer führen kann. Nicht muss, aber kann. Und dann dudelt das Album ziemlich gleichförmig vor sich hin. Außerdem passen nicht immer die jazzigen Teile mit den Prog-Rock-Passagen zusammen, und wenn das nicht klappt, wird es schnell unangenehm, wie in 'Tear Away The Cords That Bind', das ich sogar ziemlich verzichtbar finde.
So bleibe ich am Ende etwas hin- und hergerissen. Das Album am Stück ist nett, aber kein Dauerbrenner, und eigentlich erfreue ich mich hauptsächlich an verschiedenen Instrumentalpassagen und finde besonders die völlig ohne Gesang auskommenden Stücke, derer es drei gibt auf "Gentle Knife", am besten. Das ist brillant, leider aber nicht durchgehend so. Aber ich denke, die Norweger haben ihren musikalischen Weg gerade erst begonnen, lassen wir ihnen Zeit. Progfans sollten das Album auf jeden Fall antesten, großartige Passagen wie 'Beneath The Waning Moon' könnten genau das richtige Futter sein für die anstehende regnerische Jahreszeit. Trotz meiner Kritikpunkte ist GENTLE KNIFE ein beachtliches Album gelungen, das sicher und berechtigt eine erkleckliche Menge Freunde finden sollte.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Frank Jaeger