GNOSTIC - Engineering The Rule
Mehr über Gnostic
- Genre:
- Technical Death / Thrash
- ∅-Note:
- 10.00
- Label:
- Season Of Mist
- Release:
- 25.05.2009
- Visceral
- Isolate Gravity
- Sleeping Ground
- Composition
- Wall Of Lies
- Violent Calm
- Life Suffering
- Corrosive
- Mindlock
- Splinters Of Change
Erst Atheisten, jetzt Gnostiker: hinter "Engineering The Rule" stecken drei Mitglieder der Death-frickeler ATHEIST. Und auch hier gibt es (jazzigen!) Death Metal auf höchstem technischen Niveau!
Hinter GNOSTIC verbergen sich drei ATHEIST-Mitglieder: Drummer Steve Flynn, Gitarrist Chris Baker an der Leadgitarre und Jonathan Thompsen am unüberhörbaren Bass. Hinzu kam Lokal Gitarrist Sonny Carson. ATHEIST, die Band, die drei nach wie vor Genrebestimmende Alben aufgenommen haben (mit Steve zwei). "Engineering The Rule" hast das Zeug ebenfalls zu einem solchen überragenden Album zu avancieren. Das Fundament dafür ist allemal gelegt: hier wird im Sinne ATHEISTs Death Metal auf höchster technischer Ebene zelebriert, ohne Kompromisse! Und Steve Flynn hat nichts, aber wirklich gar nichts verlernt in den vergangenen 17 Jahren (zu bestaunen schon auf dem WOA 2007 mit ATHEIST). Lange ist es her, dass ich so vom Jazz beeinflussten Death Metal gehört habe. Nach ATHEIST fallen mir da eigentlich nur die Kanadier CRYPTOPSY mit "Whisper Supremacy"(1998) und "...And Then You`ll Beg" (2000) ein. Sowieso kann man (die alten) CRYPTOPSY sehr gut als Referenz hinzuziehen. GNOSTIC gehen allerdings alles ein klein wenig langsamer an, was aber bei den kopfbrecherischen Kompositionen absolut kein Manko sein soll. Auch in einem weiteren Punkt setzen sich GNOSTIC von anderen Death-Metal-Bands ab: während den gesamten fast 40 Minuten ist kein einziger durchgehender Blast Beat zu hören. Steve Flynn hat nämlich eigenen Ansagen nach einen "analogen, organischen Zugang zum Schlagzeugspielen". Und es wirkt: Die Songs scheinen in gewisser Weise "zu Atmen". Das tolle an allem ist: trotz aller Frickelei und Verspieltheit der Herren Baker, Carson, Thompson und Flynn jeder der zehn relativ kurz gehaltenen Songs einen roten Faden und Hooklines, die irgendwo auch hängen bleiben (sei es beim nervösen Zucken).
Zu den Vocals: Kevin Freemans geshoute passt wie die berühmte Faust auf`s Auge zum organisiertem Chaos der Platte und lässt sich zwischen Thrash und Hardcore in die Schublade schieben. Alle die jetzt vor Ekel nicht weiterlesen wollen: gebt der Scheibe eine Chance, ihr werdet es nicht bereuen. Durch Freeman lässt sich die Scheibe auch von ATHEIST abgrenzen, denn seine Vocals sind etwas derber angelegt.
Einige Tracks möchte ich noch genauer beleuchten:
'Isolate Gravity': Versucht niemals (Luft-)Gitarre zu diesem Song zu spielen. Das Resultat wären gebrochene Finger und Handgelenke. Was für ein Geschredder. Herrlich.
'Composition': Der Song ist die ultimative Messlatte des technischen Metals. Was euch in den Kopf kommt beim Begriff "technischer Metal": hier findet ihr es in Perfektion.
'Wall Of Lies' ist ein geiles Beispiel, wie Jazz/Fusionparts in Death-Metal-Songs eingebaut werden können. Mir geht das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht. Abwechselnd mit ungläubigem Kopfschütteln.
'Violent Calm': Wenn ich mir bildlich vorstelle wie Thompsen seinen Bass malträtiert, bekomme ich echt Schmerzen. Dass der Bass im harten Metal eine solche Dominante Rolle bekommt und neue Parts einläutet, habe ich seit AHTEISTs "Unquestionable Presence" (1991) nicht mehr gehört. Was folgt, ist eine weitere Lehrstunde des punktgenauen Spiel.
'Life Suffering': Da jazzt es zum Ende hin ja mal richtig los. Inklusive Walking Bass. Bevor der Song im Gemetzel endet.
'Splinters Of Change' zeigt zum Schluss noch mal, wo der Hammer hängt: eine Double Bass, die einen an die Wand drückt, jeder stellt seinen eigenen Geschwindigkeitsrekord auf. Es werden dem armen Zuhörer so derbe Riffs an die Rübe gedonnert, dass er nicht mehr weiß wo vorne und hinten, unten und oben ist. Besser kann man das Finale nicht gestalten.
"Engineering The Rule" ist (Hör-)Sport. Auch wenn Sport bekanntlich Mord ist, sollte jeder Fan von Death Metal und Prog der Platte Gehör widmen. Für Fans von ATHEIST, CRYPTOPSY und DEATH ist die Scheibe ein verdammter Pflichtkauf. Ihr werdet so viel Spaß wie lange nicht mehr an einer CD haben...Unbedingt Höchstnote!
Anspieltipps: Composition, Violent Calm, Mindlock, Splinters Of Change
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Jakob Ehmke