HABERZETTLS, DIE - Plus Minus
Mehr über Haberzettls, Die
- Genre:
- Punk Rock
- Label:
- Halb 7
- Release:
- 09.04.2007
- Gelbe Flammen
- Plus Minus
- Böse Nacht
- Battlefield
- Don't Look Back
- Fight The Media Control
- Mon Ami
- Bleed For Life
DIE HABERZETTLS aus Köthen in Sachsen-Anhalt haben bereits eine lange Geschichte hinter sich. Seit 15 Jahren im Geschäft haben sie schon über 350 Konzerte gespielt und das unglaubliche daran ist: Diese nun veröffentlichte Platte "Plus Minus" ist das Debutalbum der Band! Es gab zwar in der Vergangenheit bereits ein paar rare Demos und Tapes, aber diese Veröffentlichung ist definitiv neues Terrain. Aber es kommt noch besser – die offizielle Mindestlänge, um eine CD auch als Langspieler veröffentlichen zu können, liegt ja bei 30 Minuten, DIE HABERZETTLS haben sich aber nicht lumpen lassen und da glatt nochmal acht Sekunden draufgesetzt, um die CD zu füllen. So ganz geheuer ist mir diese Band ja allgemein schon nicht – mal abgesehen davon, dass ich keine Ahnung habe, was der Bandname bedeutet, kommt das Plattencover mit alten Schiffen und Götterbildnissen daher. Das erinnert so sehr an Bands wie LACRIMOSA, dass ich mich natürlich sofort versichern musste, ob es sich hier wirklich um eine Punkband handelt.
Also nicht lang gefackelt und rein damit in den Player. Und ja, es wird aufgeatmet – es ist Punk, wenn auch kein herkömmlicher, wie man ihn schon oft gehört hat. Die Texte sind zur Hälfte deutsch, zur Hälfte englisch. Der Sound der Jungs hat etwas Warmes und Väterliches an sich. Aber bei dem biblischen Alter der meisten Bandmitglieder auch kein Wunder! Ein Vergleich springt einem sofort ins Gesicht, wenn man die Musik der Jungs hört – sowohl spielerisch als auch gesanglich besitzen sie eine enorme Ähnlichkeit mit SOCIAL DISTORTION! In etwas weiterem Sinne könnte man sie auch als eine Mischung aus MOTÖRHEAD und DIE TOTEN HOSEN betrachten, was vor allem bei dem Song 'Battlefield' deutlich wird.
Um noch etwas mehr auf die acht Songs des Albums einzugehen, muss ich leider sagen, dass eben diese nicht so ganz das Wahre sind. Songs wie 'Mon Ami' oder der Titeltrack 'Plus Minus' ziehen sich ziemlich in die Länge und lassen die Eingängigkeit etwas vermissen. Das fußt auch sehr darauf, dass die Refrains oder auch einzelne Zeilen teilweise zu textüberladen wirken. Auf der anderen Seite trägt auch der etwas schwammige Gitarrensound dazu bei, die teilweise doch recht intelligenten Riffs untergehen zu lassen. Dafür leistet der Bass eine gute Arbeit und auch der Schlagzeugsound kann sich sehen lassen. Ich persönlich finde es recht witzig mit anzuhören, wie der Sänger nach dem immer selben Schema die letzte Zeile einer Strophe vor dem Refrain erst nach kurzer Pause am Ende des Taktes singt, um die Song-Dynamik zu erhalten. Das ist natürlich keine schlechte Strategie, aber man kann ja auch mal etwas anderes probieren.
Sound und Technik hin oder her, für DIE HABERZETTLS ist die Musik sicher ein schönes Hobby und ich bin mir sicher, dass sie ihre Freude daran haben. Das möchte ich ihnen keinesfalls streitig machen. Aber um wirklich endgültig aus Köthen herauszukommen, hätte man in den letzten 15 Jahren schon etwas mehr Zeit investieren müssen. Nichtsdestotrotz kann "Plus Minus" aber noch mit einigen Höhepunkte auftrumpfen. 'Böse Nacht' stellt einen sehr guten, knackigen und eingängigen Song dar, bei dem ich nur schade finde, dass der Refrain nur einmal im Song auftaucht. Besonders instrumental können auch 'Fight The Media Control' und 'Bleed For Life', also die Songs Richtung Hardcore, sehr überzeugen.
Feilt man noch etwas am Gitarrensound bei den Aufnahmen und konzentriert sich bei den Texten etwas mehr aufs Wesentliche, könnten DIE HABERZETTLES beim nächsten Album, welches hoffentlich nicht erst in nochmal 15 Jahren erscheint, schon weit mehr Begeisterung ernten. Alle, die etwas von unkonventionellem Punk und insbesondere von SOCIAL DISTORTION halten, können allerdings gern auch jetzt schon in das Album "Plus Minus" reinhören.
Anspieltipps: Böse Nacht, Fight The Media Control, Battlefield
- Redakteur:
- Martin Kloß