HADES - Nothing Succeeds Like Success
Mehr über Hades
- Genre:
- US Metal
- Label:
- Mausoleum / Soulfood
- Release:
- 20.06.2005
- The Leaders?
- On To Iliad
- Legal Tender
- Sweet Revenge
- Nightstalker
- Resist Success
- Widows Mite
- The Cross
- Masque Of The Red Death
- Target Fixation
- Force Quit
- Think Tank
- Opinionate!
- In The Meantime
- Rebel Without A Brain
- King In Exile
- Face The Fat Reality
- Outro
- I Too Eye
- Diplomatic Immunity
- Process Of Assimilation
- Tears Of Orpheus
- Aftermath Of Betrayal
- Finale
Was für ein gelungener Einstieg in den Sommer! Nein, ich meine natürlich nicht unsere südsibirischen Klimaverhältnisse, die jegliche Freiluftplanung zu einem Lottospiel werden lassen, ich rede von einer Flut an erstklassigen Tonträgern, auf die ich jahrelang vergebens warten musste. In vorderster Front seien hier die grandiosen OTHYRWORLD genannt, aber auch DEMON und SHADOW GALLERY überraschen mit erstklassigem Stoff. Was mir hier nun zur Besprechung vorliegt, dürfte ich eigentlich gar nicht rezensieren. Befangenheit wäre wohl der juristische Ausschlussgrund, weiß doch jeder, wie ich HADES vergöttere.
Da ihre beiden besten Werke seit Jahren nur noch über die Bandhomepage zu beziehen sind, hat man sich dazu durchgerungen, einen kundenfreundlichen Doppeldecker zu basteln, der hoffentlich zum entsprechend günstigen Preis im Handel landen wird.
Hier erwirbt der geneigte Freund von anspruchsvollem US Metal gleich zwei der besten Werke, die in diesem Genre bisher veröffentlicht wurden. Was nach übertriebener Euphorie klingt, ist belegbar, denn beide Scheiben haben bei mir den Test of Time mehr als bestanden. Gibt es doch wenige Alben, die ich häufiger gehört habe und auch heute noch dauernd auflege.
Wie schreiben das Jahr 1987, als HADES, die bis dahin bereits mehrere (Live-)Demos, zwei Samplerbeiträge sowie zwei 7"s veröffentlicht haben, auf Torrid Records (EXODUS) ihren Erstling servieren, der im Underground wie eine Bombe einschlägt. Egal ob treibende Speedattacken wie 'Legal Tender', 'Resist Success' oder 'Widows Mite', doomige Stampfer wie der Liveknaller 'Nightstalker' oder balladeskes Futter der Marke 'The Cross' - der Fünfer aus New Jersey versteht es jederzeit den Hörer zu fesseln. Schuld daran sind das abwechslungsreiche, wohl durchdachte Songwriting, der extrem knusprige Sound und die überschäumende Spielfreude der Truppe.
Allein die Rhythmussektion Jimmy Schulman (bs.) und Tom Coombs (dr.) zaubert wahre Wundertaten aufs Band und man fragt sich nicht selten, ob der gute Tom nicht eventuell eine reinkarnierte Riesenkrake ist. Aber auch Jimmy produziert ungeahnte Dynamik mit fetten Basslinien, die auch produktionstechnisch entsprechend umgesetzt wurden.
Spätestens beim mehrteiligen, Poe-inspirierten Abschlusskiller "Masque Of The Red Death" dürfte selbst dem letzen Zweifler klar werden, es hier mit einer absoluten Ausnahmeerscheinung zu tun zu haben. Diese Tieftonmelodien sind grandios.
Übern diesem Rhythmusgewitter feuern Mainman Dan Lorenzo und sein Genosse Scott LePage überirdische Rifforgien ab. Kein Song, der nicht sofort mitreißt, keine Störungen durch überflüssige Leads, hier wird punktgenau gearbeitet.
Das Hauptaugen- bzw. Ohrenmerk dürfte aber auf der hohen Kopfstimme von Frontsirene Alan Tecchio liegen. Klar, er wandelt gern in extremen Höhen, vergisst dabei aber nie den melodischen Aspekt und liegt zu keiner Sekunde neben der Spur. Und das Faszinierendste daran ist, dass ich keinen anderen Sänger kenne, der mit so viel Gefühl singt. Man bekommt quasi die Textinhalte vorgelebt und kann somit herrlich in die Songs abtauchen.
Und wenn all das noch nicht als Kaufanreiz ausreicht, lege ich euch mit 'The Cross' noch das Highlight jener Dekade ans Herz. Mir wird auch heute noch schummrig, wenn ich diesen göttlichen Song anhöre, der so viel Tiefgang,wie kaum ein anderer besitzt.
Und als ob auch das noch nicht genug wäre, kann man auf dem zweiten Rundling gleich noch das Nachfolgewerk der Kapelle zu bewundern. Mit einer Umbesetzung – Ed Fuhrman kam für Scott LePage – erschien "If At First You Don't Succeed" bei Metal Blade und überraschte gleich beim Opener 'Opinionate!' mit ungewohnter Härte. Wahrscheinlich liegt es am modifizierten Soundgewand, aber diese Nummer klingt fast etwas thrashig. Im weiteren Verlauf bietet sich aber ein gewohntes Bild. Treibende, leicht verschachtelte Nummern wie 'Rebel Without A Brain' stehen im Wechselspiel mit Highspeedkrachern der Marke 'I Too Eye'. Mit 'Aftermath Of Betrayal' darf Jimmy wieder seinen literarischen Longtrack zum Besten geben, Shakespeare zitieren und liefert damit wieder eines der vielen Highlights des Albums ab. Außerdem erfreuen uns die Jungs in 'Process Of Assimilation' mit erfrischenden Ideen, die man so noch nicht zu hören bekommen hat.
Viele der Nummern wie 'In The Meantime' oder 'Diplomatic Immunity' wanderten ins Live-Repertoire und etablierten sich zu Recht schnell bei den Fans.
Kommen wir zu den Bonus-Songs: 'Target Fixation' stammt vom aktuellen Soloalbum des Gitarristen Dan Lorenzo und klingt wie ein gutklassiger NON FICTION-Song, da Alan hier auch singen darf. 'Force Quit' wurde vom "Damnation"-Album genommen und soll wohl einen Einblick in die stilistischen Veränderungen der Band zeigen. Guter Song, aber natürlich nicht neu. Lediglich 'Think Tank' ist ein komplett neuer HADES-Song. Der dumpfe Sound erhöht nicht zwingend das Hörvergnügen, aber was stören mich solchen Nebensächlichkeiten bei dieser Band? Eben.
Abgesehen von den leicht geschummelten Boni handelt es sich hier natürlich um eine essenzielle Anschaffung. Es sei mir allerdings die Frage erlaubt, wo der Song 'M.E.S. (Technical Difficulties)' geblieben ist, der ursprünglich auf dem zweiten Album als CD only bonus stand. Außerdem hätte ich mir ein paar mehr Linernotes und Pics fürs magere Booklet gewünscht. Man kann nicht alles haben.
Anspieltipps: The Cross, Masque Of The Red Death, Night Stalker, The Leaders?, I Too Eye, Process Of Assimilation, Aftermath Of Betrayal
- Redakteur:
- Holger Andrae