HALLS OF MOURNING - Embers Into Fire
Mehr über Halls Of Mourning
- Genre:
- Blackened Melodic Death Metal
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Eigenprodukion
- Release:
- 11.01.2019
- Dead Stars Fading
- Greyclouded Skies
- Embers Into Fire
- Ghosts Of The Past
- Walls Of Solitude
- Falling Awake
- Beyond The Freezing Sun
Musikalische Glanzleistung im schwachen Soundgewand
Für Musiker ist momentan ein goldenes Zeitalter angebrochen, denn mit ein wenig technischem Know-how und überschaubaren Investitionen kann man selbst im heimischen Wohnzimmer inzwischen professionell klingende Platten aufnehmen. Diesem Umstand dürfte es geschuldet sein, dass wir gerade in den vergangenen Jahren immer mehr Ein-Mann-Projekte sehen und hören, die genau nach dieser Methode vorgehen und teilweise wirklich interessante Platten veröffentlichen. Auch der norddeutsche Musiker Ruun macht sich die moderne Technik zu nutze und veröffentlichte im vergangen Jahr mit der ANTIGONE'S FATE-Scheibe "Insomnia" und "Embers Into Fire" von HALLS OF MOURNING gleich zwei Debütalben, die er im Alleingang geschrieben und eingespielt hat. Die letztgenannte Scheibe, mit der sich der Multiinstrumentalist an einem Tribut an den klassischen Schwedentod-Sound versucht, wollen wir nun einmal genauer unter die Lupe nehmen.
Rein musikalisch verspricht der Norddeusche dabei im Promotext nicht zu viel, denn die sieben Kompositionen strotzen nur so vor wunderbarem skandinavischem Death Metal. Egal, ob eisige Bissigkeit im Stile von DISSECTION, stampfender Melodic-Death-Metal-Kost in Anlehnung an die Genre-Titanen AT THE GATES oder epische Melodik, die vor alle an die aktuelleren WOLFHEART-Alben erinnert, hier wird für den Fan von melodischem Todesblei alles geboten, was das Herz begehrt. Darüber hinaus beweist Ruun auch im Bezug auf das Songwriting immer wieder ein extrem gutes Händchen und erschafft so wirklich packende Arrangements, die vor allem mit einem unwiederstehlichen Mix zwischen melodischen Gitarren und bissigen Vocals überzeugen können. Ausfälle suchte man hier entsprechend auch vergeblich, denn selbst das siebenminütige Instrumental 'Beyond The Freezing Sun' bietet auch ohne Gesang genug Wiederekennungsmerkmale, um einen schnellen Griff zur Repeat-Taste des Players zu rechtfertigen.
Bei all diesen positiven Punkte könnte nun unter dieser Review locker eine Bewertung von 8,5 Punkten stehen, trotzdem werden es in der Endabrechnung zwei Punkte weniger. Warum? Nun, so gut sich das Material des Erstlings auch kompositorisch präsentiert, so sehr lässt die technische Umsetzung zu wünschen übrig. Die ofmals recht billigen Keyboard-Sounds kann der Hörer dabei noch am leichtesten akzeptieren, lassen diese doch oftmals an BATHORY-Glanztaten denken, weshalb sie durchaus zum Retro-Vibe der Platte passen. Was aber leider den Hörgenuss deutlich schmälert, ist der unheimlich unausgewogene Mix der Platte. Ganz besonders sticht hierbei der viel zu leise Gesang heraus, der zu oft im Gesamtsound untergeht, während die Lead-Gitarren viel zu sehr im Vordergrund stehen und die Rhythmusfraktion komplett überdecken. Das sorgt dafür, dass den Songs in der Gesamtheit die Dynamik verloren geht und vor allem die aggressiven Passagen kraftlos aus den Boxen plätschern.
Und so zeigt "Embers Into Fire" am Ende wohl ganz klar die beiden gegensätzlichen Pole der eingangs beschriebenen Aufnahmemethode auf. Ohne die Möglichkeit einer Produktion im eigenen Wohnzimmer hätte Ruun diese wunderbaren Songs nämlich wahrscheinlich nicht so einfach oder nur mit großem finanziellem Risiko aufnehmen können, gleichzeitig birgt die Produktion eines kompletten Albums im Alleingang aber auch immer das Risiko, im Laufe der Zeit betriebsblind zu werden und gerade beim Mix einfach nicht mehr objektiv urteilen zu können. Genau das scheint hier passiert zu sein und so hat der Erstling dieses vielversprechenden Projekts musikalisch zwar unendlich viel Qualität zu bieten, kann sich in aktueller Form aber bei weitem noch nicht mit anderen Genre-Veröffentlichungen messen.
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs