HEARSE - Dominion Reptilian
Mehr über Hearse
- Genre:
- Melodic Death Metal
- Label:
- Hammerheart Records
- Release:
- 03.03.2003
- Dominion Reptilian
- Torch
- Cosmic Daughter
- Contemplation
- Rapture In Twilight
- Well Of Youth
- Abandoned
- End Of Days
- So Vague
- The Unknown (Bonus)
- Avalon (Bonus)
Neulich in der Metal-Kneipe um die Ecke: Ein durch sein PSYCHOTIC WALTZ-Longsleeve intelligent wirkender, langhaariger Bombenleger zu seinem offensichtlich etwas engstirnigeren Kumpel, der sich über die im Moment laufende, neue IN FLAMES-Scheibe beschwert: “Ey, kennst du eigentlich Johan Liiva?“ “Lass mich raten, ’n Schwede? Bei irgendeiner Band gewesen?“ “Richtig. Früher war er bei ARCH ENEMY, bevor die sich Angela Gossow geangelt haben.“ “Cool. Die gefallen mir richtig gut. Das ist noch feiner Melodic Death, nicht so’n Kram, wie ihn IN FLAMES da fabrizieren!“ Der anscheinend etwas offener eingestellte Kollege verdreht die Augen, ignoriert den unqualifizierten Kommentar aber. “Naja, auf jeden Fall hat der gute Herr Liiva jetzt ’ne neue Band am Start. Die nennen sich HEARSE.“ Schweigen. Schluck Bier. Schweigen. Kippe anzünden. IN FLAMES weichen nun WITHERING SURFACE. Die Stimmung des mit stilistischen Scheuklappen ausgestatteten Zeitgenossen hebt sich merklich: “Geil. WITHERING SURFACE rocken!“ “Äh, ja, tun sie. Hör mal, HEARSE...“ “...braucht wahrscheinlich kein Mensch. Die ganze Metal-Szene in Skandinavien ist doch total inzestbehaftet. Außerdem klingt da ein Projekt wie das andere.“ “Klar. Sicher. Ich wollte gerade sagen, dass HEARSE ein wenig nach WITHERING SURFACE klingen. Die rocken nämlich auch ziemlich gut. Abgesehen davon gibt’s die geilsten Twin-Gitarrenleads, die ich seit langem hören durfte.“ “Ach was? Naja, klingt schon mal nicht so schlecht. Immerhin hat der Liiva auch ’n recht markantes Organ. Aber ich weiß nicht, ob die Scheibe deshalb so ein Knaller ist...“
Erneut die Augen verdrehend latscht der PS-Shirt-Träger zum DJ, besticht diesen mit einem Weizen und einer Kippe und erreicht, dass von nun an “Dominion Reptilian“ von HEARSE seine Runden im CD-Player dreht.
Zurück am Tisch, der Titeltrack schallt durch die Kneipe. Mr. Scheuklappe scheint begeistert: “Ja geil, klingt ja richtig gut! ’N Schuß Old School-Göteborg, verdammt rockig, geile Melodien, ein rotzig grölender Liiva...das versprüht ja ’n Flair wie zu Beginn der Neunziger!“ “Danke. Das versuche ich dir die ganze Zeit zu sagen.“
Betretenes Schweigen, “Torch“ donnert aus den Boxen. “Alter, das wird ja immer geiler!“ “Meine Rede.“ “Hm, die Produktion ist auch recht fett geraten.“ “Jepp, das Teil wurde in den Dog Pound Studios eingezimmert, da waren auch schon ENTOMBED zu Gast. Vielleicht kommt da auch der oldschoolige Death Metal-Einschlag her.“ Das nächste Bier ist bestellt, auf der Scheibe ist nun “Cosmic Daughter“ an der Reihe. Der WALTZ-Fan überzeugt: “Das ist der absolute Übersong auf der Scheibe! Für deine Verhältnisse vielleicht ein wenig zu ruhig, aber dafür mit richtig genialen Melodien und einer Atmosphäre, die auch SENTENCED oder ETERNAL TEARS OF SORROW nicht besser hinbekommen hätten.“ Scheuklappe scheint selbige langsam abzulegen: “Stimmt. Gefällt mir so beim ersten Hören auch echt gut.“ Ein zufriedenes Grinsen zeichnet sich auf dem Gesicht des CD-Präsentators ab. Leider nicht mehr allzu lange, denn um den eher durchschnittlichen Rest der Scheibe zu überbrücken, bedarf es noch einiger Gerstensäfte, die allesamt auf seine Rechnung gehen.
Sein Kollege meldet sich wieder zu Wort: “Schade. Die ersten drei Songs sind wirklich geil. Absolut. “Contemplation“ oder wie der hieß, der auch. Schön thrashig. Und “Rapture In Twilight“ hat nochmals so geile Melodien. Aber der Rest der Platte ähnelt sich zu sehr. Da sticht nichts mehr raus, das ist nur noch Mittelmaß.“ “Jupp. Schade drum, aber ich würde mal sagen, im Gesamtbild liegt “Dominion Reptilian“ doch über dem Durchschnitt. Außerdem ist das Teil ideal für Leute wie dich, die von den Entwicklungen der Größen des Melodic Death-Sektors eher enttäuscht sind. Wer hier was neues erwartet, der sollte die Finger davon lassen. Wer gerne noch mal in die Anfänge der Neunziger reisen möchte und gegen ’nen ordentlichen rotz-rockigen Einschlag nix einzuwenden hat... der greift zu.“
Sprach’s, bezahlte, und ging. Seinen Kumpel, wird gemunkelt, hat man am nächsten Tag recht begeistert im Plattenladen gesehen.
Anspieltipps: Dominion Reptilian, Torch, Cosmic Daughter, Rapture In Twilight
- Redakteur:
- Rouven Dorn