HELDMASCHINE - Lügen
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- Genre:
- Elektro Rock / NDH
- ∅-Note:
- 5.50
- Label:
- MP Records
- Release:
- 21.08.2015
- Collateral
- Schwerelos
- Wir danken euch
- Wer einmal lügt
- Ich will dein Bestes
- Tränenblut
- Ein Traum
- Maskenschlacht
- Einmal ist Keinmal
- Die Zeit ist reif
- Der Hammer fällt
- Die Roboter
Von himmelhoch jauchzend bis zu Tode betrübt.
Vorweg sei gesagt: Die einleitenden Worte beziehen sich nicht auf das Album, sondern eher auf die Zuhörerin. In diesem Fall: Auf mich.
"Lügen", das aktuelle Album unserer Landsleute der HELDMASCHINE, bewegt sich instrumental in der eher sehr seichten Neuen Deutschen Härte. Sogar einige Tribal-Elemente sind enthalten, sowie einige orientalische Anklänge. Im Großen und Ganzen ist die Musik durchaus abwechselungsreich, an manchen Stellen zwar leicht uninspiriert, an anderen Stellen aber dafür wiederum sehr kreativ. Das Schlagzeug ist meist das dominanteste Instrument, allerdings wird im Gesamtkonzept eher auf die Stimme und die Sprache wert gelegt, als auf die Gerätschaften. Die seichten Rhytmen sind ziemlich poppig und glattpoliert, während die elektronischen Anklänge nie über eine dezente Härte hinausgehen und allein die Gitarre den Songs eine gewisse metallische Richtung verleiht. Weiblicher Background-Gesang, Kinderstimmen und gesampeltes Publikumsgejubel bringen zwar Abwechselung in die einzelen Stücke, machen sie aber gleichzeitig unglaublich hektisch und inkonstant. Ein weiterer Hinweis auf den Grad des Durcheinanders ist die Anzahl an Gastsängern und Gastsängerinnen: Sieben Stück bei 12 Titeln. Da wirken die Lieder schon eher überladen und schwer zugänglich.
Dann sind da noch die Gesangslinien des eigentlichen Sängers sowie die Texte. Das Prädikat "zweideutig" hält ja sehr oft dafür her, wenn Lyrics einfach nur Nonsens sind. So finden sich auch bei HELDMASCHINE Zeilen, die einfach keinen Sinn ergeben, aber das ist soweit erstmal in Ordnung. Daneben gibt es sehr eindeutige und provokative Aussagen, die manchmal küntslich härter ausfallen als nötig. Nun gut, es soll sich reimen, und da ist die deutsche Sprache manchmal etwas beschränkt, es sei denn man ist Pumuckel. Aber die gewählten Wörter sind mit Sicherheit nicht die einzige Möglichkeit gewesen, den Anforderungen des Stilmittels gerecht zu werden. Vielmehr wirken sie wie ein Weckmittel, falls der Zuhörer sich an das Stück gewöhnt hat und die Aufmerksamkeit nachlässt. Dann plötzlich ertönt so ein Wort aus der Fäkalsprache und schwupps, ist das Publikum wieder aufmerksam. Das Timbre der Stimme allerdings ist volltönend und tief, geradezu sympathisch. Das gerollte "R" gehört hier genauso dazu, wie bei allen anderen Vertretern der Neuen Deutschen Härte. Die Texte umfassen viele heikle Aspekte, wie Mord, Diktatur, Selbstmord, Drogen/Alkohol und Sex. Hinzu kommen Anspielungen auf alle weitere Themen, die aber vielleicht zweideutig, vielleicht eindeutig oder vielleicht nur ausversehen so komponiert wurden. Das ist eigentlich sehr schade, da ich viele der Zeilen gut finde, aber nicht weiß, wie ich sie auffassen soll. Dazu ist diese Band zu unbeständig und flatterhaft.
Wenn man bedenkt, dass das Ganze als RAMMSTEIN Cover-Band angefangen hat, und die Jungs erst seit relativ Kurzem auch ihre eigenen Stücke veröffentlichen, so kann man nur hoffen, dass sie "ihre" Linie noch finden. Bei EISBRECHER habe ich fast keine Probleme, hinter die Intention der Texte zu kommen. Ja Kunst darf fast alles, aber bei HELDMASCHINE hab ich nicht das Gefühl, dass ich das Gesamtkonzept aus Ermangelung an Empathie nicht verstehe, sondern aus Mangel am vorliegenden Konzept. Über die Texte kann und mag ich mich aus diesem Grund hier nicht auslassen, da ich hinter die meisten, wie gesagt, nicht steige.
Mit Sicherheit sind einige der Lieder Diskotheken-tauglich und auch tanzbar. Und auch ich werde mir die CD noch das eine der andere Mal anhören. Es sei nur soviel gesgat, dass 'Einmal ist keinmal' und 'Die Zeit ist reif' wirklich gute Lieder sind. Aber noch mehr warte ich auf die nächste Veröffentlichung, die dann hoffentlich noch ein bisschen ausgereifter ist. Anfang, Hauptteil und Ende. Eine Entwicklung, die den Fan durch das Album begleiten sollte und die das Gefühl am Ende vermittelt, dass nun das Album vorbei ist, weil alles gesagt wurde, und nicht weil die CD zu Ende ist.
Definitiv etwas für einen NDH-Sampler. Ich bin sehr gespannt auf das nächste Album und möchte gerne hören, wie sich HELDMASCHINE im Laufe der Zeit entwickelt.
- Note:
- 5.50
- Redakteur:
- Yvonne Heines