HEMISFERIO - Anacronia
Mehr über Hemisferio
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Dying Victims Productions
- Release:
- 08.07.2019
- Tres Sombras
- Las Palabras Ya No Existen
- Hasta Encontrarte
- En Ausencia
- Denia Op.2
- Vestigios
- La Novela Taciturna
- Visicitud
- Sueños De Un Futuro
Wunderbarer Metal-Klassizismus aus Chile.
Chile ist verrückt nach Metal. Ständig rutschen neue chilenische Bands über unsere Radare, kaum zu bewältigen ist die Schwemme an neuen Bands, die sich einen Namen machen möchten. Und kaum eine Band schafft es, länger als für ein paar Umdrehungen auf dem Schirm zu bleiben. HEMISFERIO aus dem Hauptstadt-nahen Städtchen Peñaflor ist hoffentlich ein anderes Schicksal bestimmt. Denn das hier besprochene Debüt "Anacronía" ist ein wirklich gelungener Rundumschlag durch alle klassischen Metal-Strömungen.
Da tönt es mal nach NWOBHM, im nächsten Moment wird es power-metallen amerikanisch, teutonisch dreschend, skandinavisch verspielt und sogar neoklassisch. Und trotzdem versteift sich HEMISFERIO nicht aufs stumpfe Nachspielen und Verweben - die eigene Duftmarke thront über allem. Diese wird zum einen geprägt durch das rotzige Organ von Frontmann Carlos Contador, der zwar punkig, aber gleichzeitig südamerikanisch-dramatisch die spanischen Texte intoniert. Fabelhaft, trotz manch schiefem Ton. Zum anderen prägen (natürlich) die großartigen Saiteninstrumente den Sound. Die Lead-Gitarren sind eh toll. Aber ganz besonders zu loben ist Bassist Leslie Jiménez, dessen Linien durch die Bank weg glänzen.
"Anacronía" zwirbelt sich also anachronistisch durch vielfältige Einflüsse, stets gekonnt und mehr als glaubhaft. Doch nicht nur das, auch das Songwriting lässt kaum Wünsche offen. Der 8-Minuten-Longtrack 'Tres Sombras' wurde kurzerhand an den Start verlegt, viel besser kann auf ein Album nicht eingestimmt werden, als derart episch, rockig, verspielt und instrumental genial. Diese Klasse wird im Laufe des Albums zwar nicht mehr in Gänze erreicht, doch auch Songs wie das ruhigere und melancholische 'Vestigios' oder das flotte Ohrwurm-Instrumental 'Visicitud' sind große Anspieltipps und würden allein ein näheres Betrachten rechtfertigen. Wirkliche Schwachpunkte sind aber sowieso nicht auszumachen.
Da auch die Produktion großartig luftig ausgefallen ist und das Cover-Artwork (von Adam Burke, der zuletzt auch für IDLE HANDS pinselte) zu Träumereien einlädt, kann ich nichts weiteres aussprechen, als einen Hör-Befehl. Reist mit HEMISFERIO in zwar vertraute Gefilde, die bei näherem Befassen allerdings wohlig neu vermischt und geordnet wurden und genießt 44 Minuten Metal-Hochkultur.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Marius Luehring