HEX A.D. - Delightful Sharp Edges
Mehr über Hex A.D.
- Genre:
- Hard Rock / Progressive Rock / 70s Rock
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Apollon Records
- Release:
- 12.05.2023
- The Memory Division
- Murder In Slow Motion
- ... By A Thread
- Når Herren Tar Deg I Nakken
- Radio Terror
- St. Francis
- Throwing Down The Gauntlet
- The Burmese Python
- Beyond The Venom Trail
- Hell Today
- ... Gone Tomorrow
Thematisch keine Schonkost, musikalisch glänzend umgesetzt.
Mit einem Konzeptalbum der besonderen Art melden sich die norwegischen Prog-affinen Hard Rocker von HEX A.D. eindrucksvoll zurück. "Delightful Sharp Edges" ist keinem geringeren Thema als dem Genozid gewidmet. Drei besonders grausame Fallbeispiele werden verhandelt: die Shoah – unter Bezugnahme auf den nach Auschwitz deportierten norwegischen Juden und Holocaust-Überlebenden Herman Sachnowitz erzählt –, der Völkermord an den Tutsi durch die Hutu in Ruanda und das Massaker an den Rohingya in Myanmar. Angesichts dieser Verbrechen gegen die Menschlichkeit ist es nicht ganz leicht, sich nicht im Ton zu vergreifen, aber hier kann gleich Entwarnung gegeben werden. HEX A.D. geht die Thematik mit dem nötigen Fingerspitzengefühl an. Durch vielfältig eingesetzte Samples bekommt das Konzeptalbum etwas Hörspielartiges. Mal ist es ein abgelauschtes norwegisches Volkslied, mal ein abfahrender Zug, oder es tippt jemand auf der Schreibmaschine. Mit dem Artwork, das wieder von Dave Patchett stammt, knüpft das durch einen zweiten Drummer und einen weiteren Gitarristen unterstützte Quartett an einige Vorgängeralben an. Wieder haben wir eine intensive Farbgebung und eine ganz eigentümliche Figürlichkeit. Ein inhaltlicher Bezug zum Thema Genozid ergibt sich nicht auf den ersten Blick. Die fantastisch anmutende Jagdszene, die afrikanische Motive erkennen lässt, deutet wohl eher an, als das Thema zu illustrieren.
Doch kommen wir zur Miusik: Der Opener 'The Memory Division' ist sozusagen das Herzstück von "Delightful Sharp Edges'. Bei diesem opulenten, beinahe 13 Minuten langen Stück, fährt die Band beinahe ihre gesamte stilistische Bandbreite auf. Der Aufbau ist genauestens durchdacht und es zeigt sich gleich, dass Riffs mit Wiedererkennungswert eine Spezialität von HEX A.D. sind. Auch die Orgel im Stil der 70er Jahre kommt schon zum Einsatz und sorgt für klangliches Volumen. Der Track hat etwas Episches an sich, verfügt auch über ruhigere Passagen und wächst mit jedem Spin. Ein wenig erinnern Gesangslinien und Phrasierung an die letzten beiden Werke von IRON MAIDEN, was den epischen Charakter noch unterstreicht. Mit 'Murder In Slow Motion' folgt dann auch gleich mein zweiter Anspieltipp. Feinste Gitarrenmelodien und ein wirklich tolles Schlagzeug werden geboten. Das Repetitive macht hier den Reiz aus.
Der zweite Longtrack, das sehr verhalten beginnende und sich dann vor allem durch die Percussion entwickelnde 'Radio Terror', glänzt nicht nur durch die Instrumentalpassagen, sondern auch durch schöne und ausladende Gesangslinien. 'Ghostmachine' ist bis auf durch Effekte verfremdete gesprochene Sequenzen rein instrumental. Auf den früheren Veröffentlichungen war der Doom-Anteil noch höher, aber Doom-Lastiges mit 70er Vibes findet sich auch auf dem aktuellen Langspieler, nicht nur stellenweise bei 'Ghostmachine', sondern vor allem auch bei 'Throwing Down The Gauntlet'.
Je häufiger "Delightful Sharp Edges' läuft, desto stärker ist der Sog, den das Album entfaltet. Auch das Gefühl, ein durchkomponiertes Werk mit Struktur und Entwicklung zu hören, stellt sich so richtig erst nach dem dritten oder vierten Durchlauf ein. Dann ist auch die Qualität der Gitarrenarbeit erkennbar, besonders wenn es epischer wird, etwa beim herausragenden Longtrack 'Burmese Python'. Unbedingt erwähnenswert ist auch die Produktion, die alle Stärken von HEX A.D. hervorragend zur Geltung bringt.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Jens Wilkens