HIGH ON FIRE - De Vermis Mysteriis
Mehr über High On Fire
- Genre:
- Doom/Stoner/Death Rock
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Century Media
- Release:
- 03.04.2012
- Serums Of Liao
- Bloody Knuckles
- Fertile Green
- Madness Of An Architect
- Samsara
- Spiritual Rights
- King Of Days
- De Vermis Mysteriis
- Romulus & Remus
- Warhorn
Adrenalin mit Dampframme? Chili im Popo? Tanz auf dem Vulkan? Völlig gleich, wie man es dreht und wendet: HIGH ON FIRE machen ihrem Namen erneut alle Ehre.
Mit ihrem letzten Elchkuss hat mich dieses Dampframmen-Trio fröhlich am Allerwertesten gepackt. "Snakes Of The Divine" ist bis heute ein gern gesehener Wachruf zum ersten Kaffee eines sonnigen Tages in der Pampa des Nordens. Ein Album, welches die Faust ballen und die Hornissen im Löchlein tanzen lässt. Insofern gehe ich mit einer gewissen Vorfreude an "De Vermis Mysteriis" heran. Aber die ersten Durchläufe lassen mich erst einmal mit einem großen Fragezeichen auf der Stirn zurück. Wo ist die Energie hin, die mich beim letzten Scheibchen sofort aus den Socken gehauen hat? Klar, noch immer gibt es extrem wüste Klänge zu hören und noch immer dröhnt es gewaltig, aber scheint mir der Elch dieses Mal nicht mit Adrenalin gedoped zu sein. Hat er etwa Valium bekommen? Das wollte ich so nicht glauben und daher lief das Album immer wieder seine Runden bei mir. Und siehe da: Auf einmal macht es "Klick" und einzelne Songs beginnen zu zünden. Und zwar so heftig, dass die Scheibe mehrere Tage in Dauerrotation lief – lediglich unterbrochen von ORCHID, die ich zwecks Konzertvorbereitung noch ein paar Mal inhalieren musste. Bedürfnisse und so.
Aber ich schweife ab. Wem es beim ersten Anhören von "De Vermis Mysteriis" ähnlich geht, wie ich es oben beschrieben habe, dem sei empfohlen sich mit einem schwarzen Kaffee in der Hand am frühen Morgen auf den vernebelten Balkon zu stellen, die angefrorenen Autoscheiben der Nachbarn zu bestaunen und dabei 'Spiritual Rights' zu genießen. Da brauche ich keinen Jogginglauf, um auf Touren zu kommen. Gitarrist Matt Pike rattert sich die Klauen an der Sechssaitigen blutig, Jeff Matz dröhnt sämtliche Löcher mit seinem verrauchten Tieftonmonster zu und Des Kensel berserkert mit der Urgewalt eines Brontosaurus sein Trommelinstrument zu Brei. Ein freudiges Zerstören. Barbarenfest deluxe. Dar Bart zwirbelt sich in freudiger Erregung und die Eiszapfen am Ohrläppchen tauen von ganz allein. So funktioniert Adrenalin.
Aber ich kann und will die Klasse des Albums natürlich nicht an einem Song fest machen. Denn auch das restliche Material hat eine ähnliche Durchschlagkraft, ist unheimlich intensiv und wohl genau deshalb nicht sofort begeisternd. Man muss sich auf diese Art von Zerstörungsaktivität erst einmal einlassen. Kuscheln ist für Weichbirnen, HIGH ON FIRE haben Stacheldraht unter der Bettdecke. Allerdings schieben die Jungs sonst eine eher gemächliche Kugel. Das heißt, sie vermöbeln den Hörer in Zeitlupe. Der Rhythmus ist demnach gern mal verschleppt und träge, dabei immer extrem energisch und nach vorne treibend. Weit entfernt von etwaiger Pagan-Marsch-Musik wird hier sehr wütend gebollert und geballert. Dazu agieren beiden Saiteninstrumente als Leadwerkzeuge. Ein sehr feiner Effekt, wenn der Bass zum Beispiel im schlürfenden Epik-Godzilla 'King Of Days' die Melodielinie übernimmt.
Wenn die Band in den längeren Nummern kurz die Sludge-Keule aus dem Köcher zieht und endlose Minuten lang einem Brummen fröhnt, bin ich zwar weniger begeistert, aber das geschieht zu meinem Glück nicht besonders häufig. Lediglich im acht Minuten langen 'Madness Of An Architect' wird da meine Toleranzgrenze berührt. Ansonsten dominieren musikalische Hassbatzen, in denen ab und an auch mal Sabs-Leads durch schimmern und die erneut sehr viel Energie frei setzen.
Wer auf MASTODON oder auch PRONG steht, sollte hier auf jeden Fall ein paar Ohren riskieren. Fett.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Holger Andrae