HOLY DRAGONS - Wolves Of Odin
Mehr über Holy Dragons
- Genre:
- Melodic Speed Metal
- Label:
- Metalism
- Release:
- 12.03.2005
- Dogs Of War
- Valhalla
- The Last Day Of Life
- The Storm
- The Light Of Fire
- The Lord Of The Seas
- Illusory Sabbath
- Ragnarok
- Wolves Of Odin
- The Last Fight
Die meisten von euch werden sicher kein Album einer Band aus Kasachstan in der Sammlung stehen haben, oder? Wenn doch, dann ist es vermutlich eines von HOLY DRAGONS, der wohl dienstältesten Metaltruppe des zentralasiatischen Landes, deren Diskographie nun mit "Wolves Of Odin" in die siebte Runde geht. Nach wie vor präsentieren die russisch-stämmigen Kasachen traditionellen Heavy Metal und propagieren weiterhin stolz, dass sie dabei ohne Keyboards und andere Dinge auskommen, die sie in eine Schublade mit dem weit verbreiteten melodischen Power oder Speed Metal dieser Tage bringen könnten. Dabei sind sie im Endeffekt so weit auch wieder nicht davon entfernt, da sie durchaus auch auf eingängige und meist sehr flotte melodische Riffs und Leadgitarren setzen. Was ein Abdriften in die von der Band selbst verachteten "Happy Metal"-Gefilde verhindert, ist in erster Linie die kraftvolle, raue Röhre von Sänger Holger Komaroff, die zwar perfekt zur Musik passt, aber gottlob so überhaupt nicht in die Klischees vom epischen und melodischen Fantasy Metal passen will. Dieser Effekt wird auch dadurch verstärkt, dass sämtliche Texte in Russisch verfasst sind und sich die recht hart klingende Sprache einfach perfekt für diese Art von Metal eignet. Das verleiht der Band das gewisse Etwas, das sie aus einer großen Zahl von Konkurrenten heraushebt. Ich hoffe inständig, dass die Jungs auch in Zukunft nicht auf den Trendzug aufspringen und anfangen, auf Englisch zu texten. Die zweisprachige Gestaltung des in der Auflage für den europäischen Markt zwanzigseitigen Booklets reicht mir völlig.
Das Album weiß mit seinem dramatisch eingeleiteten, schnellen Opener 'Dogs Of War' von Anfang an zu überzeugen. Auch wenn die Truppe ganz klar vom westeuropäischen Metal beeinflusst wurde, ist es nicht nur die Sprache, die HOLY DRAGONS von jenen Vorbildern abgrenzt. An vielen Stellen nimmt man nämlich auch dezent eingesetzte Melodielinien wahr, die an russische Folklore erinnern, ohne die Band dabei auch nur ansatzweise in Richtung des Folk Metals zu drängen. Hört euch einfach mal das sehr melodische 'Valhalla' mit seinen Hochgeschwindigkeitsattacken etwas genauer an, und ihr wisst, was ich damit meine. Dabei beschränken sich die Jungs aber zum Glück keinesfalls darauf, mit durchgetretenem Gaspedal durch die Botanik zu schießen. Sie sind durchaus in der Lage, einige ihrer Stücke mit komplexen Strukturen zu versehen und mit vielen geschickt eingesetzten Tempowechseln zu arbeiten, was das streckenweise stark an HELLOWEEN gemahnende 'The Last Day Of Life' schön verdeutlicht. Beim kurzen 'The Storm' ist dann der Name wieder Programm: straight, direkt und pfeilschnell auf den Punkt gespielt, dabei mit einigen schönen Soloeinlagen und coolen Bassläufen versehen, was übrigens ein weiteres Plus des Albums andeutet: Der Mix lässt neben den messerscharfen und wie erwähnt oft rasend schnellen Gitarren auch den Bass sehr gut zur Geltung kommen.
Das folgende 'The Light Of Fires' kombiniert schön getragene Epik mit treibendem Groove und einer flotteren Bridge, bevor 'The Lord Of The Seas' wieder richtig schnell einsteigt aber auch die eine oder andere Tempodrosselung aufweist. Das unheimlich starke 'Illusory Sabbath' fängt balladesk an, entwickelt sich dann zum schwermütigen Stampfer mit einem sehr hymnischen Refrain, den ein schneller Mittelteil ziert, bevor sich gegen Ende erneut die ein bisschen an DIO erinnernde stampfende Dramatik durchsetzt. 'Ragnarok' ist dann noch mal melodischer Speed Metal pur und lässt mir die ganz frühen BLIND GUARDIAN durch den Kopf schießen. Mit dem Titelstück und 'The Last Fight' folgen noch zwei weitere, relativ aggressive Höhepunkt, die sich in punkto Tempo und Stimmung einmal mehr sehr variabel geben, und so ein sehr schönes Album perfekt abrunden.
Nach alledem würde ich "Wolves Of Odin" als wirklich sehr überzeugendes Album bezeichnen, das jedem Anhänger von weitgehend kitschfreiem, aber dennoch sehr melodischem Speed oder Power Metal bedingungslos zusagen dürfte, sofern er einen leichten "exotischen" Touch als positives Merkmal wertet und neben den obligatorischen Helden des Genres auch die eine oder andere Band aus dem russischen Kulturkreis wie vor allem ARIA zu seinen Favoriten zählt.
Anspieltipps: Valhalla, Illusory Sabbath, Wolves Of Odin, The Last Fight
(Da unser System derzeit keine kyrillischen Buchstaben unterstützt, sind hier nur die Übersetzungen der russischen Titel wiedergegeben.)
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle