HUMANITY'S LAST BREATH - Välde
Mehr über Humanity's Last Breath
- Genre:
- Progressive Deathcore
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Unique Leader Records
- Release:
- 12.02.2021
- Dödsdans
- Glutton
- Earthless
- Descent
- Spectre
- Dehumanize
- Hadean
- Tide
- Väldet
- Sirens
- Futility
- Vittring
Das Böse und das Biest.
"Heavy, wie ein gigantisches schwarzes Loch". "Avantgarde Deathcore". "Schmutzig / Widerlich". "Doomcore". Es gibt viele Versuche, den Klang von HUMANITY'S LAST BREATH zu beschreiben. In der Tat ist auch mir bisher keine Band untergekommen, die so brutal, teuflisch und brachial tönt, zugleich aber sehr komplexe und intelligente Songs hervorbringt. Bereits das letzte Album "Abyssal" konnte bei mir den ersten Platz des Jahrespolls 2019 abräumen, was Mastermind Buster Odeholm aber nun mit "Välde" (schwedisch "Imperium") kreiert hat, reißt den Hörer, so unmöglich es schien, tatsächlich in noch tiefere Abgründe, tönt dabei nicht nur noch fieser, sondern auch vielfältiger, als sein Vorgänger.
Das zeigt sich einmal ganz offensichtlich an ein paar (kurzen) Klargesangseinlagen in 'Descent', 'Spectre', 'Hadean' und primär 'Tide', die unglaublich viel Tiefe und einen krassen Gegensatz zu den diabolischen Growls von Filip Danielsson schaffen. Bereits in "Abyssal" experimentierte man etwas mit Klargesang, jedoch eher im Hintergrund. Es gibt aber noch viel mehr zu hören, die Songs sind nicht nur durch die ultra langsamen Breakdowns echte Nackenbrecher, auch die Arrangements haben es in sich und wollen geknackt werden, einen Ablauf Strophe-Refrain-Strophe gibt es hier nämlich nicht.
Es klingt vielleicht paradox, aber "Välde" ist einerseits irre gut strukturiert, andererseits scheint es total nach Zufallsprinzip zu funktionieren, so unerwartet sind manche Breaks, so konfus sind einige Rhythmus- und Richtungswechsel, so faszinierend sind die Riffs und Geräusche, die Buster aus seiner Gitarre holt, die er nicht nur verboten tief gestimmt hat, sondern auch noch auf links und saitenverkehrt spielt. Die Vocals Danielssons schaffen es nicht nur, das organisierte Chaos zusammenzuhalten, sondern was er wo singt, ist ebenfalls nicht dem Zufall überlassen und verhilft der Musik einen noch stärkeren Ausdruck zu bekommen.
Ergänzt wird das Klangerlebnis durch, ich nenne es mal cinematische Momente, sprich Elemente, die "Välde" zu einem brachialen Breitbilderlebnis für die Ohren werden lassen. Dies geschieht vor allem durch sinfonische Elemente, wie der Einsatz von Streichern, Trompeten oder Chören, die dezent und wohl dosiert eingesetzt, zusammen mit Busters Höllencrew, die düsterste Apokalypse intonieren. Über alle zwölf Songs legt sich zudem eine unheilvolle Atmosphäre, die in den Horrorszenarien der Videos zu 'Vittring', 'Earthless' und 'Tide' hervorragend eingefangen ist. Das kann einem schon mal den Atmen rauben, da "Välde" so pechschwarz und erdrückend ist, dass es fast unbehaglich wird.
Ein weiteres interessantes Stilelement, dass allerdings teils wirklich schwer zu ertragen ist, ist, dass einige Songs auf dem Höhepunkt abrupt enden oder, meines Erachtens noch schlimmer, beim selbigen ausgefadet werden, Letzteres betrifft vor allem 'Dehumanize' und 'Futility', ersteres 'Glutton', 'Descent' und 'Spectre'. Ich bin dadurch so verwirrt, dass ich zu keinem klaren Urteil kommen kann, denn was für mich einerseits total störend ist, hat andererseits aber auch dramaturgisch seinen Reiz.
Das ändert jedoch wenig am Gesamteindruck, den "Välde" hinterlässt und ich muss gestehen, dass Buster mit HUMANITY'S LAST BREATH wirklich was ganz Besonderes kreiert hat und unlängst aus dem Schatten VILDHJARTAs gesprungen ist, wo er nach wie vor Schlagzeuger ist. Es geht hier nicht nur darum, wer den härtesten Sound im Metal kreiert, "Välde" ist der Beweis dafür, wie man ein Genre abseits bekannter Pfade führen und neu denken kann.
Ich sitze wirklich auch nach vielen Durchläufen von "Välde" kopfschüttelnd unter meinen Kopfhörern - entweder, weil das Gehörte so überwältigend ist, oder weil der monströse Groove keine andere Möglichkeit lässt. Eins ist klar: Ich bin mir sicher, dass auch Album Nummer drei im Rückblick am Ende des Jahres ganz vorne mitmischen wird.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Jakob Ehmke