IN DYING TIMES - Face Of Inhumanity
Mehr über In Dying Times
- Genre:
- Epic Melodic Death Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Eigenproduktion
- Release:
- 14.12.2019
- Prologue
- Face Of Inhumanity
- Innocent
- Passion Of The Necrophile
- Try To Love You
- Unholy Nights
- Wrath
- In Alle Ewigkeit
- Für Mich Allein
- Xenophobia
- Get Me
- Arise
- War Is Hell
Eigentümlicher und überraschend starker Epic Melodic Death aus dem hiesigen Underground!
Die Viersener IN DYING TIMES blicken schon beinahe auf eine zehnjährige Bandgechichte zurück und trotzdem ist der hier vorliegende Langspieler "Face Of Inhumanity" das offizielle Debüt des Trios. Zuvor gab es mit der EP "Until Dawn" aus dem Jahr 2014 erst ein Lebenszeichen zu vermelden, das jedoch bei Fans und Kritikern damals auf durchaus positives Echo stieß. Anstatt nach diesem Achtungserfolg durchzustarten, verließen nur ein Jahr später Gitarrist und Sänger Daniel sowie Basser Dennis die Band, was alle weiteren Aktivitäten erst einmal zum Stillstand kommen ließ. Anstatt nach neuen Mitgliedern zu suchen, beschlossen Keyboarder Kevin Zahren, Schlagzeuger Niclas Ditgens und Justus Schwan (Gesang/Gitarre) aber kurzerhand, als Trio weiterzumachen und in dieser Besetzung das neue Album in bester Do-It-Yourself-Manier einzuspielen.
Doch nicht nur die Besetzung hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert, auch musikalisch hat "Face Of Inhumanity" wenig mit "Until Dawn" gemeinsam, das macht schon das pompös orchestrierte Intro 'Prologue' klar. Wo die EP noch ganz klar als Metalcore einzuordnen war, stellt sich das Trio anno 2020 deutlich vielschichtiger auf. So sind vor allem die mächtigen Gitarren-Riffs und auch der Gesang von Fronter Justus noch immer im Melodic Death Metal und Metalcore verwurzelt, doch abseits davon schielen die insgesamt 13 Kompositionen vor allem dank der extrem präsenten Keyboards und Orchestrationen ganz klar in Richtung Epic und Symphonic Metal. Schnell kommen dem Hörer da beim Titeltrack oder dem epischen 'Innocent' (das sich übrigens schon nach dem ersten Hördurchgang als echtes Highlight herauskristallisiert) die Norweger DIMMU BORGIR in den Sinn, die insbesondere in den frühen Zweitausendern mit einem ähnlich gelungenen Mix aus Epik und metallischer Härte aufwarteten. Verfeinert wird die Mixtur schlussendlich mit einigen modernen Spielereien (hier fällt beispielsweise die technisch verfremdete Stimme in 'Prologue' auf), gezielt eingesetzten Sound-Samples und sogar teilweise orientalischer Instrumentierung ('Passion Of The Necrophile'). So entsteht ein wirklich eigenständiger Sound, mit dem sich die Jungs wohltuenden vom Gros der Szene abheben. Bärenstarke Kompositionen wie das überragende 'Try To Love You' tun schließlich ihr übriges dazu, dass der Silberling über weite Strecken jede Menge Spaß macht, während eine amtliche und druckvolle Produktion dafür sorgt, dass die Songs des Erstlings auch mit der angemessenen Portion Druck aus den heimischen Boxen schallen.
Doch bei all dem Lob gibt es auch einige kleinere Kritikpunkte zu vermerken. So sind die Growls von Fronter Justus doch ein wenig zu gleichförmig, was gerade auf die gesamte Spielzeit hin gesehen für ein paar Durchhänger sorgt. Darüber hinaus hätten vielleicht zwei Songs gestrichen werden können, denn hinten raus haben sich auch ein paar schwächere Kompositionen eingeschlichen, die nicht mit dem hohen Niveau der ersten Albumhälfte mithalten können. Und zu guter letzt hätte ich mir angesichts der unheimlich starken musikalischen Darbietung ein deutlich schickeres Cover für die Scheibe gewünscht - das düstere und simple Artwork, das die Veröffentlichung "ziert", wird der gebotenen Musik jedenfalls in keinster Weise gerecht.
Angesichts der Tatsache, dass die Jungs die Scheibe praktisch komplett im Alleingang auf die Beine gestellt haben und hier eigentlich ihr Debüt in der neuen musikalischen Richtung vorlegen, sollten diese Kleinigkeiten Fans von epischem Melodic Death Metal aber keinesfalls vom Kauf dieser mehr als gelungenen Platte abhalten. Für die Zukunft sehe ich beim Trio jedenfalls jede Menge Potential, sich dank des eigenständigen Sounds eine echte Nische im deutschen Underground zu erspielen!
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs