IOTUNN - Access All Worlds
Auch im Soundcheck: Soundcheck 02/2021
Mehr über Iotunn
- Genre:
- Progressive Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Metal Blade / Sony Music
- Release:
- 26.02.2021
- Voyage Of The Garganey I
- Access All Worlds
- Laihem's Golden Pits
- Waves Below
- The Tower Of Cosmic Nihility
- The Weaver System
- Safe Across The Endless Night
Ein dänischer Prog-Riese.
Stellt euch mal vor, BARREN EARTH und OPETH machen gemeinsame Sache und zocken im Proberaum Power Metal. So in etwa könnte man unbefangenen Ohren den Klang von IOTUNN nahebringen, den die Dänen auf ihrem ersten Album "Access All Worlds" in sieben bärenstarke Songs gegossen haben. Der BARREN EARTH-Vergleich ist übrigens keine investigative Meisterleistung meinerseits, sondern dem leicht veränderten Line-up geschuldet: Jón Aldará (eben BARREN EARTH, HAMFERð) ersetzt am Mikro Benjamin Jensen. Auf der in Eigenregie produzierten EP "The Wizard Falls" klingt die Band auch mit Jensen schon mehr als ordentlich, gute fünf Jahre später hat die Truppe aber einen richtigen Entwicklungsschub hingelegt.
Mit einer Urgewalt bahnen sich im Opener 'Voyage Of The Garganey I' die knackigen Riffs ihren Weg durch den Mix. Der erste Song ist musikalisch und textlich der perfekte Auftakt, führt er doch in wenigen Minuten in den einzigartigen Stilmix IOTUNNs ein und nimmt die Hörer mit an Board der Garganey I, die die Erde verlässt. Die auditiven Freuden auf "Access All Worlds" sind dabei trotz der Reise durch das All ganz irdischer Natur: SANCTUARYs kräftiger Sound trifft auf die Elegie PRIMORDIALs, das Komponisten-Duo Gräs und Gräs webt unwiderstehliche Melodien in die vielschichtig arrangierten Songs und bietet einem Jón Aldará in Bestform die Plattform für sein variantenreiches Ausdrucksvermögen.
Man glaubt den Gräs-Brüdern jedes Wort, wenn sie mit leuchtenden Augen von den unterschiedlichsten Musikstilen berichten, die sie im Lauf der Jahre als Einflüsse in sich aufgenommen haben. Nur so ist zu erklären, wie selbstverständlich Anleihen an skandinavischen Black- und Death-Metal gleichberechtigt neben klassischen Heavy-Metal-Elementen stehen und beispielsweise in Form des famosen 'The Tower Of Cosmic Nihility' den Hörer zum faustreckenden Reisenden zwischen den Welten machen. Dass die Band es auch zustande bringt, das anfangs etablierte Niveau über eine Stunde zu halten und der Höhepunkt das vierzehnminütige, abschließende 'Safe Across The Endless Night' ist, wundert mich nach vielen Durchgängen gar nicht mehr.
Viele Bands probieren sich an dem, was wir bei IOTUNN schon in Vollendung auf dem ersten Album zu hören bekommen. Hier klingt alles federleicht und nie zu sehr um die Ecke gedacht. Dadurch, dass der Gesang erst mit der komplett geschriebenen Musik aufgenommen wurde, verliert sich das klare Organ Jóns nie zu sehr im Pathos. Spieltechnisch bieten die Dänen ebenfalls höchste Niveau. Wer beispielsweise die MAIDEN-inspirierte Gitarrenarbeit von Jeff Lane (HEART OF CYGNUS) mag, wird auch mit IOTUNN sehr, sehr glücklich werden.
Bei einem Album dieser Güteklasse fällt es schwer, Songs als Anspieltipps herauszugreifen. Mit dem zwar sieben Minuten langen, aber dennoch kompakten Opener liegt man dennoch goldrichtig. Auf dass sich IOTUNN auch bei euch so schnell in die Synapsen brennt und das zweite Album, welches scheinbar schon komponiert wird, das schwindelerregende Level dieses Riesen halten kann. Bis dahin dreht sich "Access All Worlds" in Dauerschleife.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Nils Macher