ISVIND - Intet Lever
Mehr über Isvind
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 10.00
- Label:
- Likbaalet / Eigenvertrieb
- Release:
- 05.08.2011
- Intet Lever
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Das Album, welches den Wahn und die Urkraft des schwarzen Stahls zum Leben erweckt wie seit bald 20 Jahren kein zweites.
Wenn es etwas ist, das wie kein anderes Merkmal den Black Metal der frühen Neunziger zu etwas Einzigartigem, Erschütterndem, Verstörendem und Mitreißendem gemacht hat, dann ist es das Wahnhafte, das ihm innewohnte. Losgelöst von Fragen nach instrumentalem Können, nach kompositorischem Geschick und danach, ob die Musiker denn überhaupt wussten, was sie tun, lebte in Bands wie MAYHEM, BURZUM oder DARKTHRONE eine unbändige sich selbst und den Hörer verzehrende Energie, die sich mit Worten kaum beschreiben lässt. Es stellte sich gar nicht die Frage, was hier musikalisch passierte, sondern es blieb nur die Maulsperre und die Frage, was in diesen Menschen vorging. Logischer Weise hat sich diese morbide und verstörende Faszination in den letzten zwanzig Jahren weitestgehend verloren. Wir haben unzählige Interviews mit den Protagonisten gelesen, viele von ihnen auf den Bühnen dieser Welt gesehen und bei den meisten miterleben können, wie aus den Mythen der Frühzeit des Genres langsam aber sicher erwachsene Musiker und Menschen mit Gesicht wurden, die wir heute nicht mehr als die unwirklichen Waldschrate und Dämonen wahrnehmen, die sie einst sein wollten, sondern schlicht und ergreifend als Musiker und Menschen.
Allerdings gibt es noch heute Ausnahmen von dieser Trivialisierung und Verbürgerlichung des Black Metals. Eine davon hört auf den Namen ISVIND und kommt aus der Umgebung der norwegischen Hauptstadt Oslo. Keineswegs möchte ich die Herren Goblin und Arak Draconiis verklären oder mythologisieren, denn natürlich sind auch diese beiden Burschen nicht mehr oder weniger als Musiker aus Fleisch und Blut wie ihre zahlreichen Kollegen aus der norwegischen Szene. Und doch umweht ISVIND ein Hauch des Unwirklichen, der sich mit dem neuen Album "Intet Lever" ganz besonders eindringlich ausbreitet und die Sinne gefangen nimmt. Dadurch, dass die Band seit ihrem Debütalbum "Dark Waters Stir" mehr oder minder vom Erdboden verschwunden war, manifestierte sich um diese Scheibe der Kultstatus, das letzte Album gewesen zu sein, das den klassichen norwegischen Nekro-Black-Metal-Sound verkörperte wie davor nur Scheiben vom Range "Under A Funeral Moon" und "Transilvanian Hunger".
Doch genug der Historie und hinein in die Gegenwart: Was "Intet Lever" auf groteske Weise zum irrwitzigen Überflieger macht, ist die Tatsache, dass die Band exakt diese Atmosphäre nicht nur aufgreift, sondern in all ihrer schauerlichen Pracht wieder zum Leben erweckt. Als wäre die Zeit stehen geblieben kehrt schon mit dem eröffnenden Titelstück, dessen dünner, aber doch hinreichend differenzierter Produktion, dem typischen Blasting und den markerschütternden Screams diese Stimmung wieder, welche uns ergriff, als wir zum ersten Male "Transilvanian Hunger" hörten und in Ehrfurcht erstarrten. Dabei ist "Intet Lever" nicht lediglich eine einförmige, einfallslose Huldigung an die pechschwarz-güldene Zeit der Szene, sondern ein Werk, das im zugegebenermaßen eng gesteckten stilistischen Rahmen die Bandbreite des Genres nutzt, um auch Anflüge von nordischer Folklore und grimmiger Epik einfließen zu lassen, ohne dabei auch nur einen Hauch der Wahnhaftigkeit und des Irrsinns des Treibens einzubüßen. So kann am Ende der Rezension nur die Erkennntnis stehen, dass der Eiswind es geschafft hat uns heim zu holen, heim dorthin, wo die zweite Welle des schwarzen Stahls uns unwiederbringlich mitriss in den Ozean des Wahnsinns.
P.S.: Bisher ist das Album leider nur als legaler MP3-Download über den oben angegebenen Amazon-Link erhältlich, doch dieses Album war selbst mir als ganz erklärtem Tonträger-Freund die Ausnahme wert. Hoffentlich gibt es bald auch eine greifbare Fassung!
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle