IZO - Katharsis
Mehr über Izo
- Genre:
- (Melodic) Death Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Eigenproduktion
- Release:
- 27.10.2010
- Indifferent
- Evocation
- Disobedience
- Katharsis
EIne Perle des Undergrounds. Noch nicht ganz rund, aber voller Glanz.
IZO ist eine derjenigen Bands, die es seit Jahren schafft, durch ihre nicht wirklich konforme Musik aufzufallen. Aus den Tiefen Münchens schallt es daher ungewöhnlich und keinesfalls eintönig in den breit bestellten Acker des modernen Metals. Solche Schubladen wie Melodic Death Metal oder Progressive Extreme Metals passen durchaus auf die Band, würden als verwendetes Monopol jedoch lediglich Teilgebiete abdecken und die drei Buchstaben auf weit weniger limitieren, als sie darstellen. 2006 begann das fröhliche Besetzungsreigen, das im Jahr 2010 ein hoffentlich nicht nur vorläufiges Ende finden soll. Ebenso wurde 2006 das spannende Debutalbum "Sons Of Izo" veröffentlicht – in Eigenregie.
Vier Jahre später bietet sich dem Hörer mit "Katharsis" eine moderne Produktion, die sich in einem breiten Spektrum bewegt. Musikalisch finden sich die vier Münchner in einer großen Melange musikalischer Farben wieder, wobei sich der Kreis meistens in melodischem Death-Metal-Riffing schließt. Insgesamt besteht das Konzept aus einer Grundstruktur schneller Riffs voller abgehakter Melodieperlen, die in fast schon konservativer Treue in frühzweitausender Metal-Standards kulminieren. Die Faszination für Bands wie IN FLAMES oder AT THE GATES sind IZO anzuhören, auch wenn feststeht, dass sich die Band auf eine erwachsene Art und Weise von diesen Ideengebern emanzipiert haben und ihre eigenen Ziele verfolgen. Das Faszinierende an "Sons Of Izo" war die Spielerei mit cleanen Gesangspassagen und akustischen Träumereien. Ersteres wurde zu Gunsten einer aggressiveren Atmosphäre zurückgenommen, zweiteres metamorphierte in dem Mut, sich in gänzlich anderen Stilistika zu versuchen. So bietet der Opener 'Indifferent' ein völlig überraschendes und auf den ersten Blick unpassendes Break, das sich zu einem wahren orientalisch-orgiastischen Tausendundeinenachttraum entwickelt und den Song in eine neue Ebene bauchtanzender mandeläugiger Schönheiten überführt.
Denn dieser Perspektivwechsel, der auch in den anderen Songs für überraschende Momente sorgt, ist nicht zuletzt dem Konzept des Albums geschuldet. Die fünf Songs des Albums beschreiben den Zerfall der Persönlichkeit in den fünf Phasen des Sterbens. Die Band legt sehr viel Wert auf die Umsetzung des Konzeptes und zieht den Hörer in diesen dramatischen Prozess hinein. Was einem selbst am eindrucksvollsten erscheint, mag man erst durch mehrmaliges Hören herausfinden. Die neun Minuten Depression, die durch 'Path' erlebbar werden, ergeben vielleicht den besten Eindruck, wie IZO arbeitet. Die Geschwindigkeit der restlichen Nummern wird zugunsten einer OPETH-nachempfundenen Melancholie abgelegt, die aggressiven Vocals zugunsten einer klaren, klagenden, der Anklage nicht mehr fähigen Stimme in den Hintergrund gestellt. Toll. Die Grundlage bieten die wissenschaftlichen Ergebnisse von Elisabeth Kübler-Ross, einer anerkannten Psychaterin. Richtig intensiv wird es, wenn man sich das Szenario vor Augen ruft, das die Wissenschaftlerin letztendlich untersuchte: Denn die Phasen des Sterbens widerspiegeln sich in dem Erkenntnisprozess eines kranken Menschen, der damit leben muss, sich von seinem Leben zu verabschieden. Dieses Konzept ist nicht nur tief faszinierend, sondern ebenso faszinierend umgesetzt.
Fazit: IZO sind zurück und das ist gut. Mit einem ungewöhnlichen und spannenden Konzept gelingt es, den Hörer in diese Reise in das Innere eines kranken Menschen hineinzuziehen und nachhaltig zu beeindrucken. Musikalisch verwirken IZO ihre zahlreichen Einflüsse, die – zwar immer noch erkennbar – songdienlich und mit eigenen Farben versehen wurden, allerdings ohne sich völlig auf die eigenen Fähigkeiten zu verlassen. Hoffentlich bietet das neue Line-Up der Formation endlich die Ruhe und Konstanz, das riesige Potential frei entfalten zu können und den eigenen Weg mit letztem Nachdruck gehen zu können. "Katharsis" ist ein verdammt guter Schritt in die richtige Richtung, der jedoch noch Spiel nach oben zulässt. Und dabei rede ich nicht vom Niveau der Veröffentlichung, denn das ist verdammt hoch. Und damit liegt hier letzendlich doch eine Perle im Schmuckkästchen des Undergrounds
Anspieltipps: Path
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Julian Rohrer