JESS AND THE ANCIENT ONES - Jess And The Ancient Ones
Mehr über Jess And The Ancient Ones
- Genre:
- Okkult
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- svart records
- Release:
- 05.06.2012
- Prayer For Death And Fire
- Twilight Witchcraft
- Sulfur Giants (Red King)
- Ghost Riders
- 13th Breath Of The Zodiac
- Devil (In G Minor)
- Come Crimson Death
Retro-Kult und kein Ende. Aber diese Finnen übertreffen alle anderen. Teuflisch gut.
JESS AND THE ANCIENT ONES ist eine siebenköpfige Band aus dem finnischen Städtchen Kuopio. Vor knappen zwei Jahren von den beiden Gitarristen Thomas Fiend und Thomas Corpse gegründet, konnte die Truppe bereits im letzten Jahr mit ihrer Single "13th Breath Of The Zodiac" für etwas Aufsehen sorgen. Aufgrund der Besetzung mit drei Klampfen – der dritte Axtschwinger hört auf den Namen Von Stroh – und einer Sängerin, sowie satanistischen Themen in den Texten, waren Vergleiche mit THE DEVILS BLOOD natürlich schnell gezogen. Eine schnell – und eventuell auch zu oberflächlich – gezogene Parallele?
Hört man sich das unbetitelte Album der Band in Ruhe an, so kommt man schnell zu dem Ergebnis, dass es neben den offensichtlichen Parallelen in der Besetzung der Fakt ist, dass beide Bands in den 70ern verwurzelt sind. Allerdings geht es bei den Finnen viel songdienlicher und auch rockiger zur Sache. Das Image und die Atmosphäre stehen nicht im Vordergrund. Allein der Gesang von Jess unterscheidet sich sehr deutlich von dem ihrer Kollegin, da sie viel rauer, kehliger und tiefer singt. Sehr angenehm. Mit so einer Röhre funktioniert dann auch eine verqualmt-getragene Nummer wie das sich steigernde 'Come Crimson Death', welches balladesk startet, im Wechsel immer wieder rockig zur Sache geht und schlussendlich in einem flotten Strudel aus Orgel und Saiteninstrumentarium ausgleitet. Geschickt, gerade diesen zehn Minuten Kracher ans Ende des abwechslungsreichen Albums zu setzen, denn der beschwörende Aspekt der letzten Minuten kann zu nichts anderem führen, als erneut den Abspielknopf zu drücken. Und auch 'The Devil (In G-Minor)' zeigt eine völlig neue Facette dieser Spielart. Hier haben wir es nämlich mit einer bluesigen Bar-Nummer mit einem herrlichen Pianoeinsatz zu tun, bei der die rauchige Stimme erneut vollkommen zu überzeugen versteht, weil sie zum Ende hin beinahe Purzelbäume schlägt und vor lauter Enthusiasmus kurz vor dem Wegbrechen ist. Toll.
Wer jetzt denkt, dass die Truppe viel zu psychedelisch und verraucht musiziert, dem sei das zwölf Minuten lange 'Sulfur Giants' dringend an die Gehörgänge gelegt, denn dieser Song ist trotz seiner Länge ein absoluter Ohrwurm. Hier fahren die Finnen mit Volldampf ins Melodienwunderland. Das ist wie ein Rausch. Die Gitarren treiben sich gegenseitig voran, ergänzen sich im farbenfrohen Wechselspiel und der mystisch-ruhige Mittelpart geht tief unter die Haut. Wäre dieser Track in den 70ern erschienen, wäre das heute ein Referenzsong. So müssen die Damen und Herren halt noch 30 Jahre warten bis ihnen solche Titel ausgestellt werden. Und von ähnlicher Klasse sind die beiden rockigen 'Ghost Rider' und 'Prayer For Death And Fire', welche an manchen Stellen so melodisch sind, dass man das bösartig als Pop-Musik bezeichnen könnte. Für mich ist das einfach nur höchst kurzweilige Musik, die sich nicht abnutzt, sondern sehr viele Details beinhaltet, die entdeckt werden wollen. Allein das warme Herumgeorgel wird Freunden solcher Musik ein kleines Wohnzelt bescheren. Total geil.
So, genug herumgeschwafelt. Dieses Album ist für mich bisher das beste Album aus diesem Bereich und sollte auch von Leuten, die mit anderen Bands dieser Retro-Welle nichts anfangen können, unbedingt angetestet werden. Das okkulte Image ist mir dabei ein weiteres Mal völlig wumpe. Passt als Untermalung der düsteren Atmosphäre aber sehr gut zum Gesamtpaket. Teuflisch gut also.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Holger Andrae