KONG (UK) - Snake Magnet
Mehr über Kong (UK)
- Genre:
- DestruktionsRock/ Noise-Rock
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Brew Records/ White Drugs
- Release:
- 13.07.2009
- Leather Penny
- Blood Of A Dove
- Whet Yer Knives
- The Stench Of Internal Fire
- Good Graphics
- Whats Yer Name Called
- Sport
- A Hint Of Rennit, Innit
- Count To 9
- K(l)ong
KONG zählen bis Neun und schreien, wenn Du Zehn sagst. Aber wie, das ist die Kunst.
Dass die Truppe völlig durch den Mais ist, war mir klar, als ich deren erste Fotos erspähen musste. Im Gegensatz zu den Holländern KONG, die seit Jahren klinisch gepflegten Instrumentalnoiserock dotieren oder KONGH – also die empfehlenswerten Schweden-Doomer mit "H" hinterm KONG – gewalten sich diese drei Herren aus Manchester an den ihnen anvertrauten Instrumenten wunderbar unkompliziert einen ab und sind dabei so schwer in Ligen zu drücken, wie Boris Becker eine Frau findet. Gerade beim Verfassen habe ich die wochenlange Grübelei abgeschlossen, an wen verdammt mich dieser Sound erinnert: SHELLAC, ja… ja, SHELLAC. Schön puristisch, messerscharf und vertrackt, also demnach auch richtig mit viel Zeit beim Erfinden und Finden. Das ehrt den Hörer eigentlich, der jedoch fast zwangsläufig nicht einfach so zu KONG kommen wird.
Magpie, Lulu und Krem reihen sich mit ihrer Konstruktion zeitgenössischer Musik ein in die formidable Reihe Dreimenschenenergiebündelrockgruppen, die zum Glück nicht auszusterben scheinen. Warum diese Typen sich durchsichtige Kinderverschwindermasken aufsetzen, kann mal einer von denen selbst erklären, wenn sie Zeit finden sollten, von ihrem andauernden Trip herunterzukommen.
Das Stück Jazznoise hier zerrt an einem herum, verstört Dich, Zeitgenosse, und schreckt augenblicklich auch die Siebenachtel der Menschheit ab, die Zugang zu diesem Album finden könnte. Wo es nichts mehr zu erfinden gibt, stellen wir Menschen fast zwangsläufig die Frage nach dem Wert des Bestehenden, Zehn sagen: "Ok!", einer sagt "Wie bitte?" – nimmt sich einen Krachmacher und beginnt, auf die alten Gewohnheiten einzudreschen. 'Leather Penny' oder 'Whats Yer Named Called' verbinden ausrastende Lyrik mit purer eingedroschener Lebensfreude am Hass. Den Körper fertig machen, dass er dich nicht fertig macht.
Ungefähr so fühlt es sich an, wenn ähnliche Sperrfeuer wie ARABROT oder TODD, vielleicht sogar angepinkelte PRIMUS auf den Lukas der Befindlichkeiten hauen. Und doch steckt Filigranes dahinter. Sich den anderen beiden Mitmusikern jeweils so weit zu nähern, das ein jeder die gesamte Komplikation aus Ton mit entwerfen kann und möchte, dazu ist ein hohes musikalisches Können und Verständnis vonnöten. Oder einfach eine Macke.
Von uns als Konsumenten wird ein gehöriges Stück Geduld abverlangt, doch nur selten hat man Wut und Wahnsinn so wirklichkeitsecht umgesetzt gehört. 'Count To 9' schießt das Ganze würdig ab, wie der ätzende wiederholende Trott der zivilisierten Welt wird hier hypnotisch bis fast zur Zehn gezählt, an deren Stelle dann nur noch Chaos und Lärm zu finden ist. Musik für die letzten fünf Minuten? Vor der Stille wahrscheinlich. Und als man gar nicht damit rechnet - Gewohnheit durch Monotonie - wird einem in 'K(l)ong' ein fünfminütiger Trott von den Dreien lustvoll zertrümmert, dass es eine Freude ist. Hört KONG! Und zwar die aus Manchester.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Mathias Freiesleben