KENZINER - Phoenix
Auch im Soundcheck: Soundcheck 06/2020
Mehr über Kenziner
- Genre:
- Melodic / Neoclassical / Progressive / Power Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Pure Steel Records / Soulfood
- Release:
- 26.06.2020
- Eye Of Horus
- Listen To The Devil
- Shadow Of The Moon
- Tears Of Destiny
- The Mirror
- Osiris Rising
- Curse Of The Pharaoh
- To Hell And Back
- Phoenix Rising
- The Miracle
Erneut ein feiner Mix aus Prog, Melodic und Neo-Classical Metal
Nach einem ambitionierten und ebenso inspirierten Start in die Karriere offerierte diese finnische Formation knapp vier Jahre nach der eigentlichen Bandgründung das überaus positiv in Empfang genommene Erstlingswerk "Timescape". Ein Deal bei Limb Music war die Folge und nur knapp mehr als 12 Monate später legte KENZINER mit "The Prophecies" den nicht minder wohlwollend aufgenommenen Nachfolger vor.
Es sah also in der Tat gut aus für die Truppe aus Suomaniou, um im Windschatten der in jener Zeit gerade mit "Destiny" erfolgreichen Landsleute von STRATOVARIUS zu reüssieren. Auch ein "Parallelslalom" mit SONATA ARCTICA wäre wohl von Erfolg gekrönt gewesen, schließlich erschien "Ecliptica", das Debüt der Jungs um Tony Kakko nahezu zeitgleich und schlug gehörig in der Szene ein. Doch bei KENZINER war leider bald darauf der Wurm drinnen und die Band gab noch kurz vor dem Jahres- bzw. Millenniumswechsel ihre Auflösung bekannt.
Da sich das Line-Up offenbar in alle Himmelsrichtung zerstreute, sah es lange Zeit sogar danach aus, als ob wir es mit einer weiteren, nur kurzzeitig existierenden Band zu tun haben würden, die im Laufe der Jahr(zehnt)e Gefahr lief, in Vergessenheit zu geraten. Doch Bandoberhaupt Jarno Keskinen scheint ein echtes Stehaufmännchen vor dem Herrn zu sein.
Denn trotz eines erfolgreichen Engagements bei VIRTUOCITY, juckte es den Keyboarder und Gitarristen, der bei KENZINER zwischenzeitlich auch mal den Bass umgeschnallt hatte, 2012 offenbar wieder gehörig und so kam es, dass er sein ehemaliges Betätigungsfeld wieder an den Start brachte. Zunächst sollten zwar zwei Compilation-Alben das Frühwerk des Unternehmens wieder in Erinnerung rufen, doch schon bald danach, konkret im Mai 2014, legte die komplett neu formierte Band mit "The Last Horizon" ihr drittes Studioalbum vor.
Der größte Unterschied zu den ersten beiden Scheiben war, dass mit Markku Kuikka ein aus dem Prog-Bereich stammender Sänger mit von der Partie war, dessen Stimme deutlich geschmeidiger klingt als die seines, doch einigermaßen rau ins Mikro röhrenden Vorgängers Stephen Fredrick. Musikalisch dagegen hatte sich kaum etwas verändert, was auch auf den aktuellen Dreher "Phoenix" zutrifft.
Jarno hat offenbar längst seine Gangart gefunden und fühlt sich als Komponist dort am wohlsten, wo sich typisch europäisch geprägter Melodic Metal, Progressive Metal und neoklassizistisches Gitarrenspiel überschneiden und ergänzen. Mit dem gebürtigen Polen Piotr Zaleski am Mikro hat er zudem wieder ein - wenn auch nur dezentes - Raukehlchen ins Boot geholt, dessen Gesang gut mit der virtuosen Technik des Chefs harmoniert. Auch die durchaus prominent eingesetzten Keyboards fügen sich gut ins Gesamtbild und zudem vermag der dafür an Bord geholt Argentinier Ariel Perchuk durch akzentuierte Einsätze Jarnos Arbeitsgerät elegant zu konterkarieren.
Unverändert geblieben ist selbstredend auch die mannigfaltige Vortragsweise von KENZINER. So gibt es einmal Up-Tempo-Brecher wie 'Eyes OF Horus' zu hören, aber auch ein wenig gemäßigteren, flotten Melodic-Stoff wie 'Tears Of Destiny'. Und auch getragenes Mid-Tempo mit Mitstampf-Zwang wird dargeboten, wobei sich das diesbezügliche Highlight 'Osiris Rising' (ein absolut unwiderstehlicher Ohrwurm!) obendrein durch eine mitreißende, orientalische Melodieführung auszeichnet.
Mit dem wohl autobiographisch-programmatischen Quasi-Titeltrack 'Phoenix Rising' lässt uns KENZINER gegen Ende hin auch noch wissen, dass man auch balladeske Klänge immer noch kitschfrei zu intonieren versteht. Zudem erhält Piotr dabei die Chance sich in schwierigen Höhenlagen zu etablieren. Respekt!
In Summe also ein durchweg feines Gerät, dem lediglich weitere, zwingende Hits fehlen.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Walter Scheurer