KOTIPELTO - Coldness
Mehr über Kotipelto
- Genre:
- Melodic Metal
- Label:
- Century Media Records
- Release:
- 26.04.2004
- Seeds Of Sorrow
- Reasons
- Around
- Can You Hear The Sound
- Snowbound
- Journey Back
- Evening's Fall
- Coldness Of My Mind
- Take Me Away
- Here We Are
Der finnische Ausnahmesänger Timo Kotipelto hat in seiner Karriere schon viel erreicht: Er konnte an einigen der wichtigsten Melodic-Metal-Alben mitarbeiten und hat den ganzen Globus unermüdlich mit STRATOVARIUS betourt. Nach acht erfolgreichen Jahren mit dieser Band entschied er sich, seinen kreativen Horizont zu erweitern und betrat mit seiner Solokarriere neue Pfade. 2002 veröffentlichte er über Century Media Records weltweit sein Debüt-Album "Waiting For The Dawn", das von den Fans recht begeistert aufgenommen wurde.
Angespornt durch die guten Reaktionen auf sein zentraleuropäisches Livedebüt auf dem W:O:A 2002, versammelte Timo Kotipelto fast die selben Mitmusiker von "Waiting For The Dawn", um sein zweites Meisterwerk, "Coldness", aufzunehmen: Janne Wirman an den Keyboards (CHILDREN OF BODOM, WARMEN), Mirka Rantanen am Schlagzeug (THUNDERSTONE, TUNNELVISION, WARMEN), seinen alten STRATOVARIUS-Kollegen Jari Kainulainen am Bass, an den Gitarren Mike Romeo (SYMPHONY X) und Juhani Malmberg (TUNNELVISION), sowie Antti Wirman (WARMEN, CRAYDAWN) als zusätzlichen Gastmusiker an der Leadgitarre.
Los geht es - wie es sich für eine von Timo Kotipelto eingesungene Scheibe gehört (ganz egal, ob da nun KOTIPELTO oder STRATOVARIUS vorne drauf steht) - mit einem flotten Uptemposong, nämlich 'Seeds Of Sorrow', der mit schnellen Gitarrenläufen und doublebass-lastigem Drumming aufwarten kann. Hinzu kommen natürlich die typischen Kotipelto-Vocals, die sich in den höchsten Sphären bewegen und daher nicht unbedingt jedermanns Sache sind.
Der zweite Song und zugleich die erste Single-Auskopplung, 'Reasons', zeigt Timos Begleitband sehr viel druckvoller als noch beim Opener. So sind die Gitarrenriffs weitaus kräftiger ausgefallen, und auch der Gesang ist hier nicht mehr schwindelerregend hoch. (Das Grundriff von 'Reasons' erinnert mich zwar sehr stark an einen ALICE COOPER-Song, aber das soll die Qualität dieses Songs nicht allzu sehr schmälern.)
Dieser Ausflug in hartrockende Gefilde ist allerdings nur von kurzer Dauer, denn schon mit dem nächsten Song 'Around' verfallen KOTIPELTO ins Midtempo und damit leider auch in die Belanglosigkeit. Die gesamte Band schleppt sich durch diesen Song, ohne großartige Akzente zu setzen - da kann auch die ansprechende Gitarrenarbeit im Instrumentalteil nicht mehr viel retten.
Bei 'Can You Hear The Sound' geht es dann wieder etwas flotter zu, und auch Timos Gesang ist hier abermals recht hoch ausgefallen. Auch an Melodie und Eingängigkeit fehlt es diesem Stück nicht, sodass es ziemlich schnell ins Ohr geht, dort aber leider nicht hängenbleibt.
Bei 'Snowbound' wird das Tempo wieder deutlichst reduziert, und wie schon zuvor 'Around', so ist auch dieser Song recht zäh ausgefallen. Dieses Lied wird zwar von einem recht annehmbaren Riff getragen, doch für einen guten Song ist das einfach zu wenig.
Da ist das flottere 'Journey Back' im Anschluss schon sehr viel besser gelungen. Vor allem die beiden Instrumentalteile in der Mitte und am Ende des Songs können überzeugen, was vor allem an der Gitarrenfraktion liegt.
'Evening's Fall' ist dann ein überaus melodischer Song, der in der Schublade der (Power-)Balladen nicht weiter auffallen würde. Im Mittelpunkt dieses Stückes steht natürlich auch hier wieder der ziemlich hohe Gesang von Timo, aber das ist für einen solchen Song ja nicht weiter verwunderlich.
Mit 'Coldness Of My Mind' folgt danach ein Song, den ich auf alle Fälle zu den Highlights des Albums zählen würde. Die Gitarren sägen hier wieder einmal richtig energisch, und auch die Rhythmussektion weiß zu gefallen - lediglich der Gesang klingt halt wie immer.
Das darauf folgende 'Take Me Away' ist dann aber wieder ein Allerweltssong im äußerst gemäßigten Tempo, der zwar ganz nett zum Anhören ist, aber ansonsten nicht viel zu bieten hat.
Den Abschluss des Albums bildet mit 'Here We Are' erneut ein eher langsamerer Song, der mit über sechs Minuten gleichzeitig auch der längste des Albums ist. Entsprechend kommen hier auch einige epische Elemente zum Tragen, und auch Doom-Einflüsse werden gegen Ende deutlich hörbar. (Ob diese Reprise ganz am Schluss jedoch so gewollt war, wie sie auf meiner Promo-CD zu hören ist, kann ich nicht sagen - besonders gut gelungen finde ich sie jedenfalls nicht.)
Insgesamt hinterlässt "Coldness" bei mir einen recht zwiespältigen Eindruck. Zum einen haben KOTIPELTO ein paar sehr ansprechende Songs zustande gebracht, die sich qualitativ auch vor den besseren STRATOVARIUS-Stücken der letzten Jahre nicht verstecken müssen, zum anderen aber finden sich auf diesem Album auch einige recht durchschnittliche Stücke, die zwar ganz nett anzuhören sind, jedoch nicht viel mehr zu bieten haben. - Diejenigen unter euch, die von den letzten STRATOVARIUS-Scheiben begeistert waren, können sich "Coldness" dennoch relativ bedenkenlos zulegen, alle anderen - auch die, die mit der europäischen Spielart des Power Metal recht schnell warm werden - sollten diese Scheibe jedoch vor dem Kauf dem einen oder anderen Probedurchlauf unterziehen und sich selbst ein Bild machen.
Anspieltipps: Reasons, Journey Back, Coldness Of My Mind
- Redakteur:
- Martin Schaich